Zunächst starteten die Aktienmärkte schwach in die letzte Börsenwoche. Zur Wochenmitte ging es dann wieder steil bergauf. Für die bereits mehrere Wochen andauernde Gewinnstrecke gibt es mehrere Gründe. Zum einen handelt es sich bei den letztjährigen Kursrückgängen vermutlich um eine Übertreibung. Zum anderen wurde unterschätzt, dass die geldpolitischen und politischen Entscheidungsträger auf Entwicklungen an den Kapitalmärkten reagieren.
Die Notenbanken vertagen Zinserhöhungen weiter in die Zukunft
Die US-Notenbank signalisierte bereits in der ersten Januarhälfte eine langsamere Gangart bei ihrem Zinserhöhungskurs. Viele Investoren gehen mittlerweile davon aus, dass die Fed ihren Leitzins 2019 konstant lässt. Diesem geldpolitischen Kurs schloss sich die EZB in der Vorwoche an. Der Leitzins bleibt in der Eurozone bei null Prozent, der Einlagezinssatz bei minus 0,4 Prozent. Für Anleihekäufer sind das schlechte, für Aktionäre dagegen gute Nachrichten.
Auch Chinas Notenbank steuert um. Mitte Januar pumpte die People’s Bank of China 560 Milliarden Yuan in das Bankensystem des Landes. Gerüchte um die Auflegung eines Quantitative-Easing-Programms beflügelten die Aktienmärkte zusätzlich. Zyklische Aktien aus dem Rohstoff-, Konsum-, IT- und Industriebereich, die vom China-Geschäft stärker abhängig sind, legten in den Vorwochen deutlich zu.
Eine wichtige Rolle spielen aber auch die Entspannungssignale der Politiker im Handelsstreit zwischen den USA und China. Die Verlangsamung des Wachstumstempos in beiden Ländern veranlasste beide Regierungen, den Aufbau weiterer Zollschranken zu stoppen. Diese Woche finden zudem Handelsgespräche zwischen Vize-Premier Liu He und der US-Regierung über Lösungen im Zollstreit statt. Verlaufen diese positiv, dürften die Zykliker gegenüber defensiven Branchen auf der Überholspur bleiben.
Nach Einschätzung von Mark McClellan von BCA Research sollten die Investoren die Politik weiter im Auge behalten. Die Entspannungssignale in den Handelsgesprächen sind für ihn vorübergehender Natur. Im Kern geht es zwischen den beiden Wirtschaftsriesen um die globale industrielle und militärische Vorherrschaft. Damit ist ein Ende des Streits auf längere Zeit unwahrscheinlich. Flammt der Konflikt immer wieder auf, hat das laut McClellan negative Folgen für das Weltwirtschaftswachstum. Für Anleger wird damit das Marktumfeld herausfordernd bleiben. Wer Trading betreibt, muss wachsam sein und häufig umschwenken.