Die von US-Notenbankchef Jerome Powell in Aussicht gestellten Zinssenkungen verfehlten ihre Wirkung. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen kletterte im Juli wieder über die Zwei-Prozent-Marke. Die Investoren richteten ihr Hauptaugenmerk auf die höheren Kerninflationsdaten und den stabilen US-Arbeitsmarkt. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Fed aufgrund der stabilen Wirtschaftslage ihren Leitzins nur gering senkt. Das belastete die Aktienmärkte.
Schwieriger ist dagegen die wirtschaftliche Situation der Eurozone und hier insbesondere in Deutschland. Die Auftragseingänge in der verarbeitenden Industrie sanken im Mai um 2,2 Prozent. Das Auftragsniveau lag zuletzt um sieben Prozent unter dem Durchschnittsniveau von 2018. Das Wirtschaftswachstum wurde entsprechend auf 0,5 Prozent reduziert. Die exportabhängige deutsche Wirtschaft leidet unter einer Abschwächung der Weltwirtschaft.
Für die Eurozone prognostiziert die Europäische Kommission ein Wachstum von 1,2 Prozent im laufen Jahr. Entsprechend ließ der scheidende EZB-Präsident Mario Draghi keinen Zweifel, dass die Geldpolitik in der Eurozone locker bleibt. Mit der Wahl von Christine Lagarde als Nachfolgerin von Draghi gilt die Fortführung der lockeren Geldpolitik als sicher. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe dürfte damit weiterhin knapp unter der Nulllinie bleiben.
Der Start in die Urlaubszeit trug sicherlich mit zur politischen Ruhe in der Vorwoche bei. Von US-Präsident Donald Trump kamen in der Vorwoche keine Twitter-Meldungen. Entsprechend stehen die Signale im Handelsstreit zwischen den USA und China weiter auf Entspannung. Das kann sich aber täglich ändern. Das Brexit-Problem wurde aufgrund der Wahl in Großbritannien ebenfalls in die Zukunft vertragt. Boris Johnson gilt als Favorit. Selbst wenn er gewinnt, bleibt offen, ob er die Zustimmung des Unterhauses für einen harten Brexit bekommt.
Dass der Kursaufschwung an den Aktienmärkten in der Vorwoche stockte, hat nicht nur mit dem Renditeanstieg in den USA zu tun. Auch Gewinnwarnungen sorgten für eine schlechtere Stimmung. Vor vier Wochen reduzierte Daimler bereits seine Gewinnziele nach unten. Nun folgte eine Verlustmeldung. Begründet wurde diese mit der Dieselaffäre und einem schwachen Autoabsatz. Auch BASF schockte die Investoren. Bei dem Chemieriesen besteht die Gefahr eines Gewinnrückgangs um ein Drittel. Das sind schlechte Vorzeichen für die Bilanzsaison, die gerade beginnt.
Kleines Hoffnungszeichen
Eine rückläufige Rendite bei zehnjährigen T-Notes plus eine geringe Zinsdifferenz zwischen zwei- und zehnjährigen US-Staatsanleihen sind Indikatoren für einen Rückgang des Wachstums. Im Juli stieg die Rendite der T-Notes leicht. Die US-Wirtschaft nimmt eventuell wieder etwas mehr Fahrt auf.
MARKTDATEN
(Stand: 16.07.2019, 10:30 Uhr, Quelle: vwd)
Basiswert |
Stand |
Veränderung zu Vorwoche (nominal) |
Veränderung zur Vorwoche (in Prozent) |
DAX |
12.395,66 |
-22,18 |
-0,18 % |
MDAX |
25.983,94 |
+248,33 |
+0,96 % |
TecDAX |
2.903,51 |
-0,53 |
-0,02 % |
Euro STOXX 50 |
3.505,66 |
+0,72 |
+0,02 % |
Nikkei 225 |
21.535,25 |
-29,90 |
-0,14 % |
Dow Jones |
27.359,16 |
+553,02 |
+2,06 % |
NASDAQ 100 |
7.966,93 |
+181,14 |
+2,33 % |
Gold |
1.414,04 |
+21,84 |
+1,57 % |
Silber |
15,42 |
+0,41 |
+2,71 % |
Rohöl (Brent) |
66,48 |
+2,48 |
+3,88 % |
EUR/USD |
1,1243 |
+0,0036 |
+0,32 % |
Blick auf die Märkte
Stimmungsindikatoren auf Erholungskurs?
In dieser Woche stehen mit dem Philadelphia Fed Index und dem Konsumklimaindex der Uni Michigan zwei wichtige US-Konjunkturindikatoren auf der Agenda. Beide Stimmungsindikatoren sackten im Juni weiter ab. Während der Konsumklimaindex um 1,8 Punkte auf 98,2 Zähler moderat zurückging, brach der Philly-Fed-Index, der das Geschäftsklima der US-Region Philadelphia misst, überraschend deutlich von 16,6 auf 0,3 Punkte ein. Somit ist das Wirtschaftswachstum in der Region Philadelphia fast zum Erliegen gekommen. Im Juli dürfte sich das Bild wieder etwas gebessert haben. Bereits der Empire-State-Index, der die Industriestimmung im US-Bundesstaat New York misst, hat sich im Juli deutlich erholt.
Keine Panik bei Netflix
Am Mittwoch veröffentlicht der Video-Streaming-Dienst Netflix seine Ergebnisse für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres. Die Analysten gehen von einem Rückgang beim Ergebnis je Aktie von etwa 34 Prozent aus, womit bei dem einen oder anderen Aktionär die Alarmglocken läuten dürften. Doch ist der US-Tech-Konzern auf Wachstum getrimmt, weshalb die Gewinnzahlen stets stark schwanken. Hier ist ein Blick auf die Umsatzerlöse etwas angebrachter, die im Vergleich zum Vorjahr um 26 Prozent höher erwartet werden. Für das Gesamtjahr erwarten die Analysten jedoch auch beim Gewinn je Aktie einen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 26 Prozent.
AUSGEWÄHLTE WIRTSCHAFTSDATEN
(Stand: 16.07.2019, Quelle: finanzen.net)
Datum |
Relevanz |
Uhrzeit |
Land* |
Indikator |
Periode |
Prognose |
Zuletzt |
Mi, 17.07.19 |
3 |
10:30 |
UK |
Verbraucherpreise |
Jun/Jahr |
2,0 % |
2,0 % |
Mi, 17.07.19 |
3 |
11:00 |
EU |
Harmonisierter Verbraucherpreisindex |
Jun/Jahr |
1,2 % |
1,2 % |
Mi, 17.07.19 |
3 |
14:30 |
US |
Baubeginne in Tsd. |
Jun |
1.261 |
1.269 |
Mi, 17.07.19 |
2 |
16:30 |
US |
EIA Wöchentliche Rohöl-Lagerbestände |
Vorwoche |
-3,38 |
-9,50 |
Do, 18.07.19 |
3 |
1:50 |
JP |
Exporte |
Jun/Jahr |
-5,6 % |
-7,8 % |
Do, 18.07.19 |
3 |
1:50 |
JP |
Importe |
Jun/Jahr |
-0,4 % |
-1,5 % |
Do, 18.07.19 |
3 |
1:50 |
JP |
Handelsbilanz in Mrd. JPY |
Jun |
420,00 |
-968,30 |
Do, 18.07.19 |
3 |
10:30 |
UK |
Einzelhandelsumsätze |
Jun/Jahr |
2,6 % |
2,3 % |
Do, 18.07.19 |
3 |
14:30 |
US |
Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in Tsd. |
Vorwoche |
215 |
209 |
Do, 18.07.19 |
3 |
14:30 |
US |
Philadelphia Fed Index |
Jul |
5,00 |
0,30 |
Fr, 19.07.19 |
3 |
1:30 |
JP |
Verbraucherpreise |
Jun/Jahr |
0,6 % |
0,8 % |
Fr, 19.07.19 |
3 |
16:00 |
US |
Konsumklima Uni Michigan |
Jul |
98,60 |
98,20 |
Di, 23.07.19 |
3 |
16:00 |
US |
Verkauf bestehender Häuser in Mio. |
Jun |
5,35 |
5,34 |
* Länderabkürzungen (ISO 3166): UK = Vereinigtes Königreich, EU = Eurozone, US = USA, JP = Japan
AUSGEWÄHLTE UNTERNEHMENSDATEN
(Stand: 16.07.2019, Quelle: finanzen.net)
Datum |
Unternehmen |
Quartal |
Währung |
Schätzung* |
Vorjahr |
Veränderung |
17.07.19 |
Bank of America |
Q2/2019 |
USD |
0,72 |
0,63 |
+14,29 % |
17.07.19 |
eBay |
Q2/2019 |
USD |
0,63 |
0,53 |
+18,87 % |
17.07.19 |
Netflix |
Q2/2019 |
USD |
0,56 |
0,85 |
-34,12 % |
18.07.19 |
Microsoft |
Q4/2019 |
USD |
1,21 |
1,13 |
+7,08 % |
18.07.19 |
Morgan Stanley |
Q2/2019 |
USD |
1,24 |
1,25 |
-0,80 % |
18.07.19 |
Novartis |
Q2/2019 |
CHF |
1,22 |
1,14 |
+7,02 % |
18.07.19 |
SAP |
Q2/2019 |
EUR |
1,10 |
0,98 |
+12,24 % |
19.07.19 |
American Express |
Q2/2019 |
USD |
2,03 |
1,84 |
+10,33 % |
19.07.19 |
BlackRock |
Q2/2019 |
USD |
6,83 |
6,66 |
+2,55 % |
19.07.19 |
Sartorius AG Vz. |
Q2/2019 |
EUR |
0,74 |
0,62 |
+19,35 % |
23.07.19 |
Coca-Cola |
Q2/2019 |
USD |
0,62 |
0,61 |
+1,64 % |
23.07.19 |
Software |
Q2/2019 |
EUR |
0,52 |
0,57 |
-8,77 % |
23.07.19 |
UBS |
Q2/2019 |
CHF |
0,34 |
0,31 |
+9,68 % |
23.07.19 |
Visa |
Q3/2019 |
USD |
1,32 |
1,20 |
+10,00 % |
* durchschnittliche Analystenschätzungen für den Gewinn je Aktie