Flugzeughersteller litten in diesem Jahr lange unter Materialknappheit und Lieferkettenproblemen. Doch6 die Situation hat sich zuletzt deutlich entspannt. Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat im vergangenen Monat 55 neue Verkehrsflugzeuge an 31 Kunden ausgeliefert.
Das waren immerhin 16 Maschinen mehr als noch im August. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres lieferte Airbus damit 437 Verkehrsflugzeuge aus, was immerhin 13 mehr waren als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das Erreichen der Jahresprognose, die eine Auslieferung von 700 Maschinen bis zum Jahresende vorsieht, dürfte jedoch ein Kraftakt werden. 2021 lieferte Airbus im Schlussquartal gerade einmal 187 Maschinen aus. In diesem Jahr müssten die Auslieferungen im Schlussquartal auf 263 gesteigert werden. Dass dies machbar ist, zeigt das Jahr 2019, als Airbus von Oktober bis Dezember 292 Verkehrsflugzeuge an seine Kunden ausliefern konnte. Mit insgesamt 863 Auslieferungen wurde 2019 auch ein neuer Auslieferungsrekord erzielt, ehe die Corona-Pandemie den gesamten Luftverkehr auf den Kopf stellte.
Doch gerade die Zahl der Neuaufträge in diesem Jahr unterstreicht, dass sich der Luftverkehr in weiten Teilen der Welt wieder erholt. Airbus zog in den ersten neun Monaten in diesem Jahr bereits 856 neue Aufträge an Land. Unter Berücksichtigung von 209 Stornierungen bleiben 647 Netto-Neubestellungen übrig. 2021 waren die Kunden noch stark verunsichert – Airbus blickte im gleichen Zeitraum des Vorjahres daher lediglich auf 133 Netto-Neuaufträge.
Dass Airbus in naher Zukunft die Arbeit ausgehen könnte, ist erst einmal nicht zu erwarten. Der Auftragsbestand lag per 30. September bei 7.294 Flugzeugen. Zieht man die für dieses Jahr prognostizierte Auslieferung von 700 Maschinen heran, sollten die Produktionshallen noch für die nächsten zehn Jahre ausgelastet sein.
Pläne, die Produktion hochzufahren, gestalten sich als schwierig. Die Airbus-Pläne sehen bis Ende 2022 die monatliche Produktion von 50 Maschinen der A320-Familie vor. Hier befindet sich der Flugzeugbauer auf einem guten Weg, die Ziele zu erreichen. Bis Anfang 2024 soll die Kapazität dann auf 65 Maschinen pro Monat gesteigert werden, ehe 2025 dann die Marke von 75 Maschinen des Typs A320 pro Monat erreicht werden soll. Einige Zulieferer haben diese Pläne jedoch als zu ambitioniert bezeichnet, da auch sie die Produktion deutlich hochfahren müssten, was jedoch an Materialknappheit und Fachkräftemangel hapern könnte.
Doch selbst, wenn Airbus bis 2025 nur 65 Maschinen des Typs A320 im Monat ausliefert, sollte auf Konzernebene ein neuer Auslieferungsrekord erreicht werden, was naturgemäß auch zu einer höheren Unternehmensbewertung führen müsste.
Die Airbus-Aktie hat sich trotz des schwierigen Marktumfelds zuletzt recht stabil präsentiert – auf Monatssicht ging es für das Papier sogar leicht um 0,24 Prozent aufwärts. Damit gehört die Aktie zu den drei besten Werten im DAX. Allerdings bewegt sich die Aktie seit über einem Jahr in einem recht flachen, dafür aber sehr breiten Abwärtstrend. Kürzlich wurden sowohl das März-Tief bei 90,24 Euro als auch das Juli-Tief bei 88,91 Euro unterschritten, womit sich die Chartsituation deutlich einzutrüben drohte. Doch die aktuell bei 86,52 Euro verlaufende untere Begrenzung des Trendkanals hat sich als standfest erwiesen. Nachdem die jüngst unterschrittenen Chartmarken zurückerobert werden konnten, wurde heute im frühen Handel auch die 38-Tage-Linie bei 95,15 Euro überquert, womit sich das Chartbild wieder erheblich aufhellte. Gleichzeitig hat sich weiteres Erholungspotenzial bis zum aktuell bei 104,30 Euro verlaufenden 200-Tage-Durchschnitt eröffnet. Sogar ein Heranlaufen an die obere Begrenzung des Trendkanals bei aktuell etwa 108 Euro erscheint kurzfristig möglich.