Die internationalen Aktienmärkten gingen in der zurückliegenden Woche auf Talfahrt. Während die Anleger auf Fortschritte im Handelsstreit zwischen den USA und China hoffen, scheint der Streit zwischen den USA und der EU zu eskalieren.

: Quelle, Trading Economics; Stand: August 2019

In der zurückliegenden Woche ging es an den Finanzmärkten turbulent zu. Der deutsche Leitindex DAX gab um 389 Punkte oder 3,13 Prozent auf 12.043 Punkte nach. Die Woche fing bereits mit äußerst enttäuschenden Daten aus der deutschen Wirtschaft an. Das Stimmungsbarometer der Industrie sank auf das tiefste Niveau seit der Finanzkrise vor gut zehn Jahren. Allerdings hatte sich eine solche Entwicklung durch die ersten Prognosen bereits angekündigt. Dagegen kam der starke Stimmungseinbruch in der US-Industrie völlig überraschend. Der Einkaufsmanager sank hier im September überraschend deutlich von 49,1 auf 47,8 Zähler – erwartet wurde ein Anstieg auf 50,1 Punkte. Die 50er-Marke ist überaus wichtig, da ein Wert darüber Wachstum signalisiert.

An den internationalen Börsen ging es daraufhin kräftig abwärts. Auch, weil die Welthandelsorganisation (WTO) entschieden hatte, dass die USA wegen illegaler EU-Subventionen an Airbus Strafzölle auf europäische Güter und Dienstleistungen in Höhe von 7,5 Milliarden US-Dollar erheben dürfen. Die USA kündigten umgehend an, ab dem 18. Oktober bei der Einfuhr von Flugzeugen eine zusätzliche Abgabe von zehn Prozent zu erheben. Auf eine Reihe anderer EU-Waren insbesondere aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien kommen Importaufschläge von 25 Prozent zu. Bereits im Vorfeld des WTO-Urteils hatte EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström eine mögliche Verhängung von Strafzöllen als „kurzsichtig und kontraproduktiv“ bezeichnet. Die EU will nun ihrerseits milliardenhohe Vergeltungszölle gegen die USA verhängen, darunter auf Flugzeugkomponenten sowie Tomatenketchup und Spielekonsolen. Somit droht nun auch der Handelsstreit zwischen den USA und der EU zu eskalieren.

Dass sich die Börsen in den vergangenen Tagen leicht erholen konnten, lag an der Hoffnung der Marktteilnehmer, die US-Notenbank könnte wegen der schwächelnden US-Industrie Ende Oktober erneut an der Zinsschraube drehen. Der US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag brachte hier wenig neue Erkenntnisse und lieferte Licht und Schatten. Die US-Wirtschaft schaffte im September zwar nur 136.000 neue Stellen, was 9.000 Stellen weniger waren als erwartet. Allerdings wurde die Zahl der neugeschaffenen Stellen für August um 38.000 nach oben korrigiert. Die Arbeitslosenquote sank überraschend deutlich von 3,7 auf 3,5 Prozent – der niedrigste Stand seit 50 Jahren (siehe Chart). Enttäuschend entwickelten sich hingegen die Löhne, die im September stagnierten (Erwartung: plus 0,3 Prozent) und auf Jahressicht nur um 2,9 Prozent stiegen (Erwartung: plus 3,2 Prozent). Insgesamt untermauerten die Job-Daten eher die Zinssenkungsfantasien. Lag die Wahrscheinlichkeit für eine US-Zinssenkung vor Wochenfrist noch bei unter 40 Prozent, so ist sie mittlerweile auf rund 80 Prozent gestiegen.

Vieles hängt nun davon ab, wie die Ende der Woche in Washington beginnenden Handelsgespräche zwischen den USA und China verlaufen werden. Experten warnen jedoch vor allzu großen Erwartungen. Medienberichten zufolge soll die Regierung in Peking einem umfassenden Deal zunehmend kritisch gegenüberstehen. Und auch eine Aussage von US-Präsident Donald Trump dürfte die Hoffnungen auf einen Deal schmälern. Trump sagte: “Kann etwas passieren? Ich denke, vielleicht. Wer weiß. Aber ich denke, es ist wahrscheinlich unwahrscheinlich.”

Blick auf die Märkte

MARKTDATEN

(Stand: 08.10.2019, 10:30 Uhr, Quelle: vwd)

Basiswert

Stand

Veränderung zu Vorwoche (nominal)

Veränderung zur Vorwoche (in Prozent)

DAX

12.042,94

-388,56

-3,13 %

MDAX

25.324,30

-562,53

-2,17 %

TecDAX

2.726,10

-99,06

-3,51 %

Euro STOXX 50

3.457,86

-114,04

-3,19 %

Nikkei 225

21.587,78

-297,46

-1,36 %

Dow Jones

26.478,02

-438,81

-1,63 %

NASDAQ 100

7.725,13

-24,32

-0,31 %

Gold

1.497,43

+36,31

+2,49 %

Silber

17,47

+0,48

+2,80 %

Rohöl (Brent)

58,58

-1,23

-2,06 %

EUR/USD

1,0988

+0,0097

+0,89 %

AUSGEWÄHLTE WIRTSCHAFTSDATEN

(Stand: 08.10.2019, Quelle: finanzen.net)

Datum

Relevanz

Uhrzeit

Land*

Indikator

Periode

Prognose

Zuletzt

Mi, 09.10.19

2

16:30

US

EIA Wöchentliche Rohöl-Lagerbestände in Mio. Barrel

Vorwoche

2,61

3,10

Do, 10.10.19

3

01:50

JP

Maschinenaufträge

Aug/Jahr

-10,8 %

0,3 %

Do, 10.10.19

3

10:30

UK

Prognose Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Aug/Jahr

0,9 %

1,0 %

Do, 10.10.19

3

10:30

UK

Erzeugung im Produzierenden Gewerbe

Aug

0,0 %

0,3 %

Do, 10.10.19

3

14:30

US

Verbraucherpreisindex

Sep

0,1 %

0,1 %

Do, 10.10.19

3

14:30

US

Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in Tsd.

Vorwoche

219

219

Fr, 11.10.19

3

08:00

DE

Harmonisierter Verbraucherpreisindex

Sep/Jahr

0,9 %

0,9 %

Fr, 11.10.19

3

16:00

US

Konsumklima Uni Michigan

Oct

92,0

93,2

Mo, 14.10.19

3

00:00

CN

Exporte

Sep/Jahr

-3,0 %

-1,0 %

Mo, 14.10.19

3

00:00

CN

Importe

Sep/Jahr

-5,0 %

-5,6 %

Mo, 14.10.19

3

00:00

CN

Handelsbilanz in Mrd. USD

Sep

33,65

34,83

Di, 15.10.19

3

03:30

CN

Erzeugerpreisindex

Sep/Jahr

-1,2 %

-0,8 %

Di, 15.10.19

3

03:30

CN

Verbraucherpreisindex

Sep/Jahr

2,8 %

2,8 %

* Länderabkürzungen (ISO 3166): US = USA, FR = Frankreich, DE = Deutschland, EU = Eurozone

Zollstreit macht sich bemerkbar
Der Zollstreit zwischen den USA und China schlug sich im August etwas deutlicher als erwartet auf die Handelsstatistik der chinesischen Wirtschaft nieder. Statt eines erwarteten Aufschwungs schrumpften Chinas Exporte im vergangenen Monat auf Jahressicht um einen Prozentpunkt. Besonders kräftig schrumpften die Ausfuhren in die USA, die um 16 Prozent zurückgingen. Die Importe gingen auf Jahressicht zwar etwas kräftiger um 5,6 Prozent zurück, doch hatte der Markt hier mit einem leicht stärkeren Rückgang gerechnet. Am kommenden Montag wird die Handelsstatistik für September veröffentlicht. Erwartet wird ein Rückgang der Exporte um 3,0 Prozent und der Importe um 5,0 Prozent – jeweils zum Vorjahresmonat.