Ölpreisanstieg weckt Inflationssorgen

Die Anleger an den Aktienmärkten schauen derzeit gebannt auf eine wichtige Marke, die zunächst nichts mit Dividendenpapieren zu tun haben scheint. Es ist die 3-Prozent-Marke bei den zehnjährigen US-Staatsanleihen. Die vor allem geopolitisch befeuerte Rally an den Ölmärkten hatte zuletzt Inflationssorgen in den Vordergrund gerückt. Bis auf ein 4-Jahres-Hoch über 75 USD haussierte die Notierung für Brent-Öl zum Wochenstart, nachdem das Fass der Nordseesorte im Februar zeitweise noch unter 62 USD zu haben war. Nun fürchten die Marktteilnehmer, dass es zu einer Beschleunigung der Inflation kommen könnte, die wiederum die US-Notenbank Fed zu einer schneller als erwarteten Straffung der Geldpolitik veranlassen könnte. Die entsprechenden Erwartungen bei den Fed Funds Futures zogen bereits deutlich an. Mittlerweile sind noch drei weitere Zinsanhebungen durch die Notenbank für dieses Jahr eingepreist. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen sprang in der vergangenen Woche um 14 Basispunkte nach oben und hat nun die 3-Prozent-Marke knapp erreicht.

Diese runde Marke verfügt nicht nur über eine psychologische Bedeutung. Vielmehr würde ein nachhaltiger Anstieg darüber den Widerstand des Anfang 2013 notierten Hochs knacken, den jahrzehntelangen Bullenmarkt bei den Staatsanleihen beenden und charttechnisch einen langfristigen Doppelboden in den Renditen komplettieren. Dies wiederum würde Anleihen im Vergleich zu Aktien noch attraktiver machen. Bereits jetzt befinden sich die Renditen der zweijährigen US-Anleihen oberhalb der durchschnittlichen Dividendenrendite im S&P 500.

In den kommenden Tagen richtet sich der Blick von der Makroseite vor allem auf die EZB-Sitzung am Donnerstag. In den USA sind die Daten zum Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter am Donnerstag sowie zum BIP am Freitag relevant. Unternehmensseitig kommt nach den USA nun auch die heimische Berichtssaison in Schwung. Aus dem DAX öffnen Linde, Deutsche Börse, Coves­tro, Deutsche Bank, Lufthansa, Volkswagen, Continental und Daimler ihre Bücher.