Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal nicht wie erwartet in eine technische Rezession geschlittert. Trotz ermutigender Konjunkturdaten kam der DAX aber kaum vorwärts.
In der zurückliegenden Woche nahm sich der DAX lange eine Auszeit. Erst am heutigen Dienstag nahm er wieder Fahrt auf und kletterte auf ein neues Jahreshoch. Auf Wochensicht kam der deutsche Leitindex aber nur um knapp 60 Punkte vorwärts. Anders lief es an den US-Börsen, wo die drei wichtigsten Indizes Dow Jones, S&P 500 und NASDAQ 100 allesamt kräftig zulegten und auf neue Rekordhöhen kletterten.
Im Fokus stand, wie bereits in den vergangenen Wochen auch, der Handelsstreit zwischen den USA und China. Das Hoffen und Bangen auf ein Handelsabkommen der beiden größten Volkswirtschaften der Welt hielt an. Zunächst verpasste US-Präsident Donald Trump den Hoffnungen auf ein baldiges (Teil-)Abkommen einen Dämpfer. Er hielt eine Einigung zwar noch immer für wahrscheinlich, stellte allerdings wiederholt klar, dass er einen Deal nur unterschreiben würde, wenn er gut für die USA wäre. Doch tags darauf sorgte Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow für neue Hoffnung. Er sprach von konstruktiven Gesprächen mit China und sehr guten Fortschritten. Laut seiner Aussagen könnte ein Phase-1-Abkommen sogar schon sehr bald unterzeichnet werden, ohne dass sich Trump und der chinesische Präsident Xi Jinping persönlich treffen müssten. Allerdings hielt die gute Stimmung im Zollkonflikt nicht lange an. Medienberichten zufolge könnte Peking vor einem umfassenden Handelsabkommen erst noch die US-Präsidentschaftswahl im Herbst 2020 oder ein etwaiges Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump abwarten wollen. Die Märkte zeigten sich daraufhin zwar leicht verunsichert, schienen den Berichten jedoch nicht allzu viel Glauben zu schenken. Sollten sich die Berichte in den kommenden Tagen allerdings bestätigen, könnten kräftige Gewinnmitnahmen einsetzen.
Aus Deutschland kamen im Wochenverlauf durchaus ermutigende Konjunkturdaten. So kletterte der ZEW-Index im November von zuvor minus 22,8 Zähler auf minus 2,1 Punkte. Analysten hatten nur mit einer Verbesserung auf minus 13,0 Zähler gerechnet. Im August hatten die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten mit minus 44,1 Punkten ihren bisherigen Tiefpunkt erreicht. Zudem ist die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal unerwartet gewachsen. Der Markt hatte ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat erwartet, womit Deutschland in eine technische Rezession geschlittert wäre. Doch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs um 0,1 Prozent. Euphorie wollte jedoch keine aufkommen, denn die Perspektiven für die deutsche Wirtschaft sind nach wie vor eher mau.
Aus China kamen dagegen wenig ermutigende Daten. Die chinesische Industrieproduktion legte im Oktober nur noch um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Erwartet wurde ein Wachstum von 5,4 Prozent nach 5,8 Prozent im Vormonat. Auch die Einzelhandelsumsätze wuchsen mit 7,2 Prozent deutlich langsamer als erwartet. Und auch die US-Industrie sendete enttäuschende Signale. Die Industrieproduktion nahm im Oktober um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat ab – es war bereits der zweite Monatsrückgang in Folge.
Weitere Zinssenkungen in den USA sind trotz der schwächelnden US-Industrie und des anhaltenden Zollkonflikts mit China vorerst nicht zu erwarten. Die Aussichten für die Wirtschaft seien grundsätzlich „günstig“, sagte US-Notenbank-Chef Jerome Powell bei einer Anhörung vor dem Kongressausschuss. Die Fed peilt vorerst keine weiteren Zinsanpassungen an. Powell bekräftigte jedoch, dass die geldpolitische Haltung der Zentralbank „wahrscheinlich“ angemessen bleibe. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung auf der US-Notenbanksitzung am 11. Dezember wird am Markt derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von weniger als einem Prozent eingepreist.
Blick auf die Märkte
MARKTDATEN
(Stand: 19.11.2019, 10:30 Uhr, Quelle: vwd)
Basiswert |
Stand |
Veränderung zu Vorwoche (nominal) |
Veränderung zur Vorwoche (in Prozent) |
DAX |
13.326,96 |
+62,25 |
+0,47 % |
MDAX |
27.411,12 |
+391,16 |
+1,45 % |
TecDAX |
3.034,40 |
+74,97 |
+2,53 % |
Euro STOXX 50 |
3.724,06 |
+13,37 |
+0,36 % |
Nikkei 225 |
23.292,65 |
-227,36 |
-0,97 % |
Dow Jones |
28.036,22 |
+344,73 |
+1,24 % |
NASDAQ 100 |
8.328,48 |
+86,57 |
+1,05 % |
Gold |
1.467,30 |
+12,32 |
+0,85 % |
Silber |
17,06 |
+0,28 |
+1,65 % |
Rohöl (Brent) |
61,96 |
-0,68 |
-1,09 % |
EUR/USD |
1,1064 |
+0,0042 |
+0,38 % |
AUSGEWÄHLTE WIRTSCHAFTSDATEN
(Stand: 19.11.2019, Quelle: finanzen.net)
Datum |
Relevanz |
Uhrzeit |
Land* |
Indikator |
Periode |
Prognose |
Zuletzt |
Mi, 20.11.19 |
3 |
00:50 |
JP |
Exporte |
Okt/Jahr |
-7,6 % |
-5,2 % |
Mi, 20.11.19 |
3 |
00:50 |
JP |
Importe |
Okt/Jahr |
-16,0 % |
-1,5 % |
Mi, 20.11.19 |
2 |
00:50 |
JP |
Handelsbilanz in Mrd. JPY |
Okt |
301,0 |
-124,8 |
Do, 21.11.19 |
3 |
14:30 |
US |
Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in Tsd. |
Vorwoche |
219 |
225 |
Do, 21.11.19 |
3 |
14:30 |
US |
Philadelphia Fed Index |
Nov |
7,0 |
5,6 |
Do, 21.11.19 |
3 |
16:00 |
US |
Verkauf bestehender Häuser in Mio. |
Okt |
5,47 |
5,38 |
Fr, 22.11.19 |
3 |
00:30 |
JP |
Verbraucherpreise |
Okt/Jahr |
0,4 % |
0,3 % |
Fr, 22.11.19 |
3 |
08:00 |
DE |
Bruttoinlandsprodukt (BIP) |
Q3 |
0,1 % |
0,1 % |
Fr, 22.11.19 |
3 |
08:00 |
DE |
Bruttoinlandsprodukt (BIP) |
Q3/Jahr |
1,0 % |
1,0 % |
Fr, 22.11.19 |
3 |
09:30 |
DE |
Einkaufsmanagerindex Industrie |
Nov |
42,9 |
42,1 |
Fr, 22.11.19 |
3 |
09:30 |
DE |
Einkaufsmanagerindex Dienstleister |
Nov |
52,0 |
51,6 |
Fr, 22.11.19 |
3 |
10:00 |
EU |
Einkaufsmanagerindex Industrie |
Nov |
46,4 |
45,9 |
Fr, 22.11.19 |
3 |
10:00 |
EU |
Einkaufsmanagerindex Dienstleister |
Nov |
52,5 |
52,2 |
Fr, 22.11.19 |
3 |
15:45 |
US |
Einkaufsmanagerindex Industrie |
Nov |
51,5 |
51,3 |
Fr, 22.11.19 |
3 |
15:45 |
US |
Einkaufsmanagerindex Dienstleister |
Nov |
51,0 |
50,6 |
Fr, 22.11.19 |
3 |
16:00 |
US |
Konsumklima Uni Michigan |
Nov |
95,7 |
95,7 |
Mo, 25.11.19 |
3 |
10:00 |
DE |
ifo Geschäftsklimaindex |
Nov |
93,3 |
94,6 |
Mo, 25.11.19 |
3 |
10:00 |
DE |
ifo Geschäftslage |
Nov |
98,2 |
97,8 |
Mo, 25.11.19 |
3 |
10:00 |
DE |
ifo Geschäftserwartungen |
Nov |
91,1 |
91,5 |
* Länderabkürzungen (ISO 3166): JP = Japan, US = USA, DE = Deutschland, EU = Eurozone
Hellt sich die Situation weiter auf?
An diesem Freitag stehen die ersten Schätzungen der Einkaufsmanager für November auf der Agenda. Im Fokus stehen sicherlich die Daten der deutschen Industrie, die weiterhin schwächelt. Nach wie vor dämpfen vor allem der Brexit, die Handelskonflikte, die Abkühlung der Binnen- und Weltkonjunktur sowie die Probleme in der Automobilindustrie das Einkaufsverhalten. Im Oktober ist der Einkaufsmanagerindex der deutschen Industrie zwar um 0,4 Punkte auf 42,1 Zähler gestiegen, doch notiert er damit weiterhin nahe seines Zehnjahrestiefs, das im Juni 2009 erreicht worden war. Alarmierend ist vor allem, dass sich der wichtige Frühindikator nun schon den zehnten Monat in Folge unterhalb der Wachstum signalisierenden Schwelle von 50 Punkten aufhält. Ökonomen erwarten für November eine weitere Verbesserung auf 42,9 Punkte. Euphorie dürfte aber selbst dann kaum aufkommen, denn damit würde die deutsche Industrie weiterhin kräftig schrumpfen.