Die Chemiebranche befindet sich wieder auf Wachstumskurs und hat die Corona-Delle inzwischen ausgeglichen. Der Münchener Konzern Wacker Chemie profitiert von der guten Entwicklung. Dank eines Großauftrags aus China kletterte die Wacker-Aktie zuletzt sogar auf ein 3-Jahres-Hoch.
Die Chemiebranche – immerhin der drittgrößte deutsche Industriezweig – hat die Corona-Delle bereits wieder ausgeglichen. Produktion und Umsatz lagen im ersten Quartal über dem Niveau von vor der Krise. Wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mitteilte, steigerte die Branche ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,1 Prozent auf 51,3 Milliarden Euro. Gegenüber dem vierten Quartal 2020 lag das Umsatzwachstum sogar bei 3,6 Prozent. Der Branchenverband erhöhte nach dem guten Jahresauftakt daher im Juni seine Jahresprognose und erwartet für 2021 nun ein Umsatzwachstum von 8 Prozent (zuvor 5 Prozent).
Für die Branche liegen zwar noch keine Daten für das zweite Quartal vor, doch dürfte dieses noch etwas besser verlaufen sein. Zumindest lief es für den Münchener Chemiekonzern Wacker Chemie besser. Er steigerte seine Umsätze im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um mehr als 10 Prozent auf 1,50 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum belief sich das Umsatzwachstum sogar auf 40 Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) belief sich dabei auf 326,6 Millionen Euro, womit der Wert des Vorjahres mehr als verdreifacht wurde. Als Grund nannte der Konzern deutliche höhere Absatzmengen und bessere Preise.
Wacker blickte bereits nach dem ersten Quartal optimistischer auf das Gesamtjahr und hob seine Prognosen nach der Vorlage der Q2-Ergebnisse erneut an. Nachdem die Münchener nach dem ersten Quartal noch von einem Umsatzwachstum im niedrigen zweistelligen Prozentbereich ausgingen, wurden sie jetzt etwas konkreter. Für 2021 peilt der Konzern nun Umsätze in Höhe von 5,5 Milliarden Euro an, was ein Wachstum zum Vorjahr von mehr als 17 Prozent entsprechen würde.
Die Prognosen könnten sogar noch übertroffen werden, denn vor wenigen Tagen meldete Wacker einen Großauftrag aus China. Der chinesische Hersteller von Solarmodulen, Jinkosolar, wird ab September 2021 bis Ende 2026 mit insgesamt über 70.000 Tonnen Polysilizium beliefert. Der Preis wird sich dabei am Marktpreis orientieren. Zur Info: Wacker Chemie produziert pro Jahr etwa 80.000 Tonnen Polysilizium. Bei einer gleichmäßigen Verteilung der Lieferungen entspricht die Bestellung also gut 17 Prozent der derzeitigen Jahresproduktion.
Die Aktien von Wacker Chemie haben derzeit einen Lauf. Notierten die Papiere des Münchener Chemiekonzerns am 19. Juli noch bei 116,65 Euro, so erreichten sie am gestrigen Mittwoch bei 149,18 Euro ein neues 3-Jahres-Hoch. In gut fünf Wochen ging es also um beinahe 28 Prozent aufwärts. Mit Evotec schnitt in diesem Zeitraum nur ein Wert im MDAX besser ab. Bei gleichbleibend guten Marktbedingungen könnte die Wacker-Aktie das Hoch aus dem Jahr 2018 bei 176,80 Euro durchaus wieder ansteuern. Das Hoch aus dem Jahr 2007 bei 200 Euro wäre dann auch nicht mehr allzu weit entfernt.