Die Investoren atmen weiter auf. Sowohl die Aktienmärkte als auch der Ölpreis legten in der Vorwoche weiter zu. Der Wechselkurs EUR/USD gab leicht nach. Gold verlor ebenfalls. Auslöser für die Entspannung an den Märkten bleibt weiter die Politik. Laut dem „Wall Street Journal“ zieht die US-Regierung eine Aufhebung der Strafzölle auf chinesische Produkte in Betracht. Die Märkte reagierten positiv auf diese Neuigkeit im Handelskonflikt zwischen China und den USA.
Annäherung im Handelsstreit sorgte für weiteren Kursauftrieb
Ende Januar reist Chinas Vize-Ministerpräsident Liu He zur Fortsetzung der Handelsgespräche in die USA. Schwer abschätzbar ist, ob sich die beiden Parteien schnell einigen. Allerdings wissen beide Parteien mittlerweile, wie viel auf dem Spiel steht. Ralph Ossa, Professor für Ökonomie an der Universität Zürich, hat Schätzungen über die Auswirkungen einer Eskalation des Handelskonflikts erstellt. Laut Ossa entfällt rund ein Viertel des globalen Realeinkommens auf den internationalen Handel. Käme es zu einem umfassenden Handelskrieg, würde davon ein Viertel, also rund 25 Prozent, an Wirtschaftsleistung wegfallen.
Zum Vergleich: Im Jahr 2009, also zum Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise, ging das reale Bruttoinlandsprodukt in den Industrieländern um 4,2 Prozent zurück. Dank Chinas antizyklischer Konjunkturpolitik wuchs die Wirtschaft der Schwellenländer real um 2,8 Prozent. Das stabilisierte die Weltwirtschaft. Geht die Weltwirtschaft heute aufgrund des Handelskonflikts in Richtung Rezession, steht China als Stabilisator nicht mehr zur Verfügung.
Der Zwang zur Einigung ist also groß. Dies gilt auch für US-Präsident Donald Trump, dessen Popularitätswerte aufgrund nachgebender konjunktureller US-Frühindikatoren und der letztjährigen Kursverluste am Aktienmarkt schrumpfen. Und auch Chinas Regierung kämpft mit einer Abschwächung des Wachstumstrends. Eine Deeskalation im Handelsstreit dürfte beiden Ländern wirtschaftlichen Auftrieb geben.
Bleibt als weiterer Belastungsfaktor der Brexit. Das Brexit-Abkommen von Premierministerin Theresa May scheiterte im Londoner Parlament. Der EU-Austritt von Großbritannien dürfte sich damit wohl verschieben. Am wahrscheinlichsten ist, dass May am Ende einen sehr weichen Brexit zur Abstimmung stellt. Sehr wahrscheinlich ist eine Zollunion mit der EU. Das würde Sicherheit im Handel bringen. Die Chance besteht, dass einige Krisenherde, die die Märkte belasteten, an Bedeutung verlieren.