Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf ist besser als vom Markt erwartet in das neue Geschäftsjahr gestartet. Vor allem die Entwicklung der Klebstoffsparte macht Mut. Beim Ausblick für das Gesamtjahr hielt sich der Konzern aber zurück, was Spielraum für Überraschungen lässt.
Auch die Geschäftsentwicklung der Beiersdorf AG war im zurückliegenden Geschäftsjahr maßgeblich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt. Weltweite Lockdown-bedingte Restriktionen in wichtigen Märkten sowie etwaige Reisebeschränkungen haben die Geschäftsentwicklung erheblich beeinträchtigt, vor allem im zweiten Quartal. Dementsprechend musste der Konsumgüterkonzern im abgelaufenen Geschäftsjahr organisch, also um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe bereinigt, einen Umsatzrückgang von 5,7 Prozent auf 7,03 Milliarden Euro hinnehmen. Allerdings konnte sich das Unternehmen damit im Vergleich zu einem deutlich rückläufigen Markt gut behaupten. Denn Beiersdorf hat sein Investitionstempo zur Umsetzung der Strategie „C.A.R.E.+“ aufrechterhalten und damit in allen Hautpflegekategorien Marktanteile gewonnen. Durch hohe Investitionen und gestiegene Ausgaben in diesen Bereichen sank das betriebliche Ergebnis (EBIT) ohne Sondereffekte allerdings um 17,2 Prozent auf 906 Millionen Euro.
Die Pandemie ist zwar noch lange nicht überwunden, doch der Start in das neue Geschäftsjahr lässt auf wieder deutlich bessere Zeiten hoffen. Am gestrigen Mittwoch veröffentlichte Beiersdorf seine vorläufigen Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2021. Demnach legten die Umsätze in den ersten drei Monaten im Jahresvergleich organisch um 6,3 Prozent auf 1,945 Milliarden Euro zu. Mut machte vor allem die Entwicklung im stark von der Konjunktur abhängigen Klebstoffgeschäft (tesa). Dank starker Nachfrage aus der Auto- und Elektroindustrie wuchs der Spartenumsatz im Jahresvergleich um 23,6 Prozent auf rund 400 Millionen Euro. Im Konsumenten-Geschäft rund um die Kernmarke NIVEA legte der Umsatz organisch um 2,7 Prozent auf mehr als 1,5 Milliarden Euro zu. Die Zahlen lagen über den Erwartungen des Marktes, was auch die Marktreaktion zeigte – die Aktie sprang in einem schwachen Marktumfeld um mehr als 2,5 Prozent an.
Die im Februar veröffentlichte Prognose für das Gesamtjahr behielt der Konzern bei und begründete dies mit den anhaltenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Für 2021 erwartet Beiersdorf weiterhin ein positives Umsatzwachstum in beiden Unternehmensbereichen sowie auf Konzernebene. Beim Gewinn prognostiziert der Konsumgüterproduzent eine EBIT-Umsatzrendite im Unternehmensbereich Consumer (NIVEA) auf dem Vorjahresniveau (12,3 Prozent). Auf Konzernebene wird eine EBIT-Umsatzrendite von 12,9 Prozent erwartet, was ebenfalls auf Niveau des Vorjahres liegen würde. Für die Klebstoffsparte (tesa) wird ein leichter Rückgang der Rendite erwartet (Vorjahr: 15,4 Prozent). Der etwas zurückhaltende Ausblick lässt allerdings Spielraum für Überraschungen. Die Beiersdorf-Aktie hat seit Anfang März um knapp 12 Prozent zugelegt und den MDAX (plus 4 Prozent) damit klar outperformt. Hält der gute Lauf an, hätte die Aktie enormes Nachholpotenzial. Kurzfristig könnte die 200-Tage-Linie bei aktuell 94,52 Euro attackiert werden. Kann die Hürde gemeistert werden, wäre sogar Platz bis zum August-Hoch bei 104,10 Euro. Mittel- bis langfristig sollte in einem freundlicher werdenden Marktumfeld auch das Rekordhoch vom September 2019 bei 117,25 Euro wieder angelaufen werden können.