Im Handelsstreit zwischen den USA und China hat sich die Lage weiter entspannt. Zwar lieferte der in Washington ausgehandelte Deal im Anschluss nicht die erhofften Impulse, doch verteilten die Märkte bereits im Vorfeld viele Vorschusslorbeeren.
In der zurückliegenden Woche zündeten die Aktienmärkte den Turbo. Der deutsche Leitindex DAX rückte um starke 490 Punkte oder mehr als 4 Prozent auf 12.533 Punkte vor. Rückenwind lieferten die Hoffnungen auf ein Handelsabkommen zwischen den USA und China. Hochrangige Delegationen beider Regierungen hatten sich am Donnerstag und Freitag in Washington erstmals seit Wochen wieder zu Gesprächen zusammengefunden. Die Marktteilnehmer verteilten viele Vorschusslorbeeren und hofften auf eine Einigung. Diese wurde dann auch erzielt. Allerdings sorgte das Handelsabkommen danach nicht für die erhofften Impulse.
Wie US-Präsident Donald Trump nach dem Treffen mit dem chinesischen Vize-Ministerpräsidenten Liu He in Washington am Freitagabend mitteilte, einigte man sich unter anderem bei den Themen geistiges Eigentum und Banken sowie in Währungsfragen. China habe zudem zugesagt, Agrargüter im Wert von 40 bis 50 Milliarden Dollar pro Jahr zu kaufen. Die USA setzten im Gegenzug weitere Zollerhöhungen aus, die am heutigen Dienstag in Kraft getreten wären. Für viele Marktbeobachter war der Deal, den Präsident Trump als „großartigsten und größten der Geschichte“ feierte, nicht weitreichend genug. Für einen Dämpfer sorgte am Montagmorgen auch die Regierung in Peking selbst, die noch Gesprächsbedarf sieht und Zweifel äußerte, dass das Abkommen so zustande kommt. Die Marktteilnehmer atmeten jedoch auf, denn der Zollstreit ist erst einmal nicht weiter eskaliert.
Für gute Laune sorgten zunächst auch unerwartete Entwicklungen in Sachen Brexit. Nachdem der britische Premierminister Boris Johnson und sein irischer Amtskollege Leo Varadkar Fortschritte bei der umstrittenen Grenzfrage zwischen Irland und Nordirland erzielten, schien auch die Europäische Union (EU) wieder zu neuen Verhandlungen mit Großbritannien bereit. Doch auch hier kam es am Montag bereits wieder zu einem Dämpfer. Denn aus den Reihen der EU war zu hören, dass der jüngste britische Vorschlag zur irischen Grenzlösung nicht für ein Abkommen zwischen Großbritannien und der EU ausreichen würde. Der EU-Gipfel zum Brexit am kommenden Donnerstag und Freitag könnte daher ergebnislos verlaufen.
Zu gravierenden Gewinnmitnahmen kam es an den Märkten jedoch bisher nicht. Dies könnte auch daran liegen, dass heute in den USA traditionell mit den Banken die nächste Berichtssaison eingeläutet wird. Die Analysten gehen für das dritte Quartal im Konsens zwar von einem etwas mehr als 4-prozentigen Gewinnrückgang bei den Unternehmen aus dem S&P 500 aus, doch reagiert hier am Markt wohl das Prinzip Hoffnung. In der jüngeren Vergangenheit wurden die Erwartungen meist übertroffen.
Blick auf die Märkte
MARKTDATEN
(Stand: 15.10.2019, 10:30 Uhr, Quelle: vwd)
Basiswert |
Stand |
Veränderung zu Vorwoche (nominal) |
Veränderung zur Vorwoche (in Prozent) |
DAX |
12.533,17 |
+490,23 |
+4,07 % |
MDAX |
25.743,74 |
+419,44 |
+1,66 % |
TecDAX |
2.776,91 |
+50,81 |
+1,86 % |
Euro STOXX 50 |
3.578,01 |
+120,15 |
+3,47 % |
Nikkei 225 |
22.207,21 |
+619,43 |
+2,87 % |
Dow Jones |
26.787,36 |
+309,34 |
+1,17 % |
NASDAQ 100 |
7.842,33 |
+117,21 |
+1,52 % |
Gold |
1.492,49 |
-4,94 |
-0,33 % |
Silber |
17,64 |
+0,17 |
+0,96 % |
Rohöl (Brent) |
59,15 |
+0,57 |
+0,97 % |
EUR/USD |
1,1027 |
+0,0039 |
+0,35 % |
AUSGEWÄHLTE WIRTSCHAFTSDATEN
(Stand: 15.10.2019, Quelle: finanzen.net)
Datum |
Relevanz |
Uhrzeit |
Land* |
Indikator |
Periode |
Prognose |
Zuletzt |
Mi, 16.10.19 |
3 |
10:30 |
UK |
Verbraucherpreisindex |
Sep/Jahr |
1,8 % |
1,7 % |
Mi, 16.10.19 |
3 |
11:00 |
EU |
Harmonisierter Verbraucherpreisindex |
Sep/Jahr |
0,9 % |
0,9 % |
Do, 17.10.19 |
3 |
10:30 |
UK |
Einzelhandelsumsätze |
Sep/Jahr |
3,2 % |
2,7 % |
Do, 17.10.19 |
3 |
14:30 |
US |
Baubeginne in Tsd. |
Sep |
1.320 |
1.364 |
Do, 17.10.19 |
3 |
14:30 |
US |
Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in Tsd. |
Vorwoche |
215 |
210 |
Do, 17.10.19 |
3 |
14:30 |
US |
Philadelphia Fed Index |
Okt |
8,0 |
12,0 |
Do, 17.10.19 |
3 |
15:15 |
US |
Industrieproduktion |
Sep |
-0,1 % |
0,6 % |
Fr, 18.10.19 |
3 |
01:30 |
JP |
Verbraucherpreise |
Sep/Jahr |
0,3 % |
0,5 % |
Fr, 18.10.19 |
3 |
04:00 |
CN |
Industrieproduktion |
Sep/Jahr |
5,0 % |
4,4 % |
Fr, 18.10.19 |
3 |
04:00 |
CN |
Einzelhandelsumsätze |
Sep/Jahr |
7,8 % |
7,5 % |
Fr, 18.10.19 |
3 |
04:00 |
CN |
Bruttoinlandsprodukt (BIP) |
Q3/Jahr |
6,1 % |
6,2 % |
Mo, 21.10.19 |
3 |
01:50 |
JP |
Exporte |
Sep/Jahr |
-4,9 % |
-8,2 % |
Mo, 21.10.19 |
3 |
01:50 |
JP |
Importe |
Sep/Jahr |
-6,2 % |
-11,9 % |
Di, 22.10.19 |
3 |
16:00 |
US |
Verkauf bestehender Häuser in Mio. |
Sep |
5,45 |
5,49 |
* Länderabkürzungen (ISO 3166): UK = Vereinigtes Königreich, EU = Eurozone, US = USA, JP = Japan, CN = China
Preisauftrieb in der Eurozone lässt weiter auf sich warten
Am morgigen Mittwoch werden die finalen Inflationsdaten in der Eurozone für September bekanntgegeben. Die erste Lesung Anfang Oktober sorgte für eine negative Überraschung. Der Preisauftrieb in der Eurozone hat sich im September nämlich überraschend abgeschwächt. Die Verbraucherpreise sind im Jahresvergleich demnach nur um 0,9 Prozent gestiegen, was die niedrigste Inflationsrate im Währungsraum seit November 2016 bedeutet. In den beiden Monaten zuvor lag die Jahresteuerung noch bei 1,0 Prozent. Damit entfernt sich die Inflation immer weiter von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank, die mittelfristig eine Inflation von unter aber nahe 2,0 Prozent anstrebt. Die EZB hatte ihre Geldpolitik wegen der schwachen Inflationsentwicklung zuletzt bereits weiter gelockert. Doch viele Ökonomen sind der Meinung, dass die EZB mit ihrer Geldpolitik die Grenze des Machbaren erreicht hat.
AUSGEWÄHLTE UNTERNEHMENSDATEN
(Stand: 15.10.2019, Quelle: finanzen.net)
Datum |
Unternehmen |
Quartal |
Währung |
Schätzung* |
Vorjahr |
Veränderung |
Di, 15.10.19 |
Citigroup |
Q3/2019 |
USD |
1,97 |
1,73 |
+13,87 % |
Di, 15.10.19 |
Goldman Sachs |
Q3/2019 |
USD |
5,64 |
6,28 |
-10,19 % |
Di, 15.10.19 |
Johnson & Johnson |
Q3/2019 |
USD |
2,01 |
2,05 |
-1,95 % |
Di, 15.10.19 |
JPMorgan Chase |
Q3/2019 |
USD |
2,45 |
2,34 |
+4,70 % |
Di, 15.10.19 |
Morgan Stanley |
Q3/2019 |
USD |
1,21 |
1,73 |
-30,06 % |
Di, 15.10.19 |
Wells Fargo |
Q3/2019 |
USD |
1,17 |
1,13 |
+3,54 % |
Mi, 16.10.19 |
Bank of America |
Q3/2019 |
USD |
0,69 |
0,66 |
+4,55 % |
Mi, 16.10.19 |
IBM |
Q3/2019 |
USD |
2,81 |
3,42 |
-17,84 % |
Mi, 16.10.19 |
U.S. Bancorp |
Q3/2019 |
USD |
1,12 |
1,06 |
+5,66 % |
Do, 17.10.19 |
Verizon |
Q3/2019 |
USD |
1,24 |
1,22 |
+1,64 % |
Fr, 18.10.19 |
AMD |
Q3/2019 |
USD |
0,19 |
0,13 |
+46,15 % |
Fr, 18.10.19 |
American Express |
Q3/2019 |
USD |
2,04 |
1,88 |
+8,51 % |
Fr, 18.10.19 |
eBay |
Q3/2019 |
USD |
0,64 |
0,56 |
+14,29 % |
Fr, 18.10.19 |
Netflix |
Q3/2019 |
USD |
1,02 |
0,89 |
+14,61 % |
Mo, 21.10.19 |
SAP |
Q3/2019 |
EUR |
1,19 |
1,14 |
+4,39 % |
Di, 22.10.19 |
Novartis |
Q3/2019 |
CHF |
1,30 |
1,16 |
+12,07 % |
Di, 22.10.19 |
Sartorius Vz. |
Q3/2019 |
EUR |
0,81 |
0,68 |
+19,12 % |
Di, 22.10.19 |
Software |
Q3/2019 |
EUR |
0,54 |
0,60 |
-10,00 % |
Di, 22.10.19 |
UBS |
Q3/2019 |
CHF |
0,32 |
0,30 |
+6,67 % |
* durchschnittliche Analystenschätzungen für den Gewinn je Aktie
US-Berichtssaison voraus
In den USA wird am heutigen Dienstag offiziell die nächste Berichtssaison eingeläutet. Traditionell geht es mit den Banken los. Ihre Ergebnisse könnten bereits einen Vorgeschmack auf das geben, was uns in den kommenden Wochen erwartet. Die Analysten prognostizieren für die nun beginnende Berichtssaison sinkende Unternehmensgewinne und die schwächsten Quartalsberichte seit 2016. Bei den S&P-500-Unternehmengehen die Analysten von einem durchschnittlichen Ergebnisrückgang im Jahresvergleich um etwas mehr als 4 Prozent aus. Die schwächere Entwicklung soll sich über alle elf Sektoren erstrecken. Ein Hoffnungsschimmer bleibt jedoch – in den vergangenen fünf Jahren wurden die zuvor getätigten Prognosen der Analysten um durchschnittlich 4,9 Prozent übertroffen.