Siemens legte jüngst seine Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vor, die bei den Aktionären gut ankamen. Die Aktie nimmt wieder ihr Rekordhoch aus dem Jahr 2017 ins Visier.
Der Siemens-Konzern steckt mitten in einer der größten Umbruchphasen seiner Geschichte. Siemens-Chef Joe Kaeser glaubt, dass die Ära der traditionellen Mischkonzerne vorüber ist. Der Fokus des in Berlin und München ansässigen Unternehmens soll künftig auf „Digitale Industrien“ und „Intelligente Infrastrukturen“ liegen. Die kriselnde Energiesparte „Gas and Power“ soll abgespalten und an die Börse gebracht werden. In der jüngeren Vergangenheit wurden bereits die Geschäftsbereiche Windkraft und Medizintechnik abgespalten.
An der Börse kommt der Umbau gut an, zumal Siemens trotz der aktuellen Konjunkturflaute weiterhin gute Geschäftszahlen präsentiert. Das dritte Quartal verlief zwar insgesamt eher schwach, doch konnte Siemens im abgelaufenen vierten Quartal wieder überzeugen. Im gerade zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2018/2019 steigerte Siemens seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent auf 86,8 Milliarden Euro. Allein im vierten Quartal erhöhte sich der Umsatz im Jahresvergleich um 8 Prozent auf 24,5 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern ging im abgelaufenen Geschäftsjahr zwar um 8 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zurück, doch wurde das Vorjahresergebnis von positiven Sondereffekten in Milliardenhöhe beeinflusst. Die Analysten zeigten sich hoch erfreut.
Siemens zeigte sich ebenfalls zufrieden mit dem Erreichten im abgelaufenen Geschäftsjahr. Mit Prognosen für das laufende Geschäftsjahr hielt sich der Konzern jedoch etwas zurück. Der Fokus liegt klar auf die Ausgliederung der Sparte „Gas and Power“. Diese soll gemeinsam mit dem 59-prozentigen Anteil an Siemens Gamesa Renewable Energy in das neue Unternehmen Siemens Energy eingebracht werden. Das neue Unternehmen soll dann noch vor dem Ende des Geschäftsjahrs 2019/20 abgespalten und an die Börse gebracht werden. Siemens Energy wird zuvor in die nicht fortgeführten Aktivitäten umgegliedert, woraus sich Siemens beträchtliche positive Effekte einschließlich eines erheblichen Ertrags aus der Abspaltung erwartet, der derzeit noch nicht verlässlich quantifiziert werden kann.
Charttechnisch hatte die Aktie in den vergangenen Wochen einen starken Lauf. Ausgehend vom Jahrestief vom 15. August bei 84,42 Euro legte das Siemens-Papier zwischenzeitlich um mehr als 41 Prozent auf 119,62 Euro zu. Der starke Anstieg führte zu einer überkauften Marktphase, die aktuell noch immer vorliegt. Kurzfristig könnte die Aktie daher etwas durchschnaufen – ein Rücksetzer auf das Mai-Hoch bei 108,66 Euro erscheint daher durchaus möglich. Mittelfristig sollte sich der Umbau jedoch auch im Aktienkurs bemerkbar machen. Ein Angriff auf das Rekordhoch aus dem Jahr 2017 bei 133,50 Euro dürfte in einem freundlichen Marktumfeld nicht lange auf sich warten lassen. Danach wäre reichlich Platz nach oben.