Henkel Vz – Stand Chart: 25.05.2022

Beim Konsumgüterkonzern Henkel laufen die Geschäfte derzeit alles andere als gut. Erst vor wenigen Tagen senkte der Konzern seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr, was an der Börse überhaupt nicht gut ankam – die Henkel-Aktie fiel im Anschluss auf ein 9-Jahres-Tief. Aus kurzfristiger Sicht dürfte ein Investment in den Düsseldorfer Konsumgüterkonzern mit Risiken verbunden sein, doch unter langfristigen Aspekten könnte sich ein Engagement durchaus lohnen.

Der vor allem durch sein Waschmittel Persil bekannte Hersteller von Konsumgütern rechnet wegen steigender Rohstoffpreise und Mehrkosten für Logistik in diesem Jahr mit geringeren Gewinnen. Henkel erwartet zusätzliche Kostenbelastungen in Höhe von rund 2 Milliarden Euro – doppelt so viel wie bisher angenommen. 90 Prozent der Mehrkosten stammen aus gestiegenen Materialpreisen. Henkel will auf die zusätzlichen Kosten zwar mit Preiserhöhungen bei seinen Produkten reagieren, doch schätzt Konzernchef Carsten Knobel, dass die steigenden Kosten in diesem Jahr nur zu etwa 60 Prozent an Handel und Industrie weitergegeben werden können. Henkel geht daher in diesem Jahr nur noch von einer Gewinnmarge in einer Bandbreite zwischen 9 und 11 Prozent aus, nachdem zuvor noch 11,5 bis 13,5 Prozent angepeilt wurden.

Doch von allein wird sich die Situation kaum bessern, weshalb der Konzern einen umfangreichen Umbau plant. Schon in den vergangenen Monaten hatte Henkel unprofitable oder schwach wachsende Marken eingestellt oder sich von Geschäften getrennt. Im Zuge des Umbaus will Henkel nun erneut Marken mit einem Umsatzvolumen von einer Milliarde Euro überprüfen. Die Marken könnten nach den Worten von Konzernschaf Knobel eingestellt oder aber stärker auf Gewinn getrimmt werden.

In einem ersten Schritt soll das Waschmittelgeschäft mit der Körper- und Haarpflege zusammengelegt werden, was rund 2.000 Mitarbeitern den Job kosten könnte. Der Umbau soll in zwei Phasen stattfinden. In einer ersten Phase will Henkel die beiden Sparten zusammenfügen, und die Prozesse in der Verwaltung, bei der Werbung oder der Ansprache von Kunden vereinheitlichen und zusammenführen. Dadurch sollen Kosten für Einmalaufwendungen in Höhe von 350 Millionen Euro entstehen. In der zweiten Phase will Henkel auch seine Standorte und seine Logistik überprüfen. Aktuell arbeitet Henkel mit 470 Partnern zusammen, die für Henkel zum Beispiel Rohstoffe und Produkte produzieren und verpacken. Die Haarprodukte oder das Waschmittel lagern an 140 Logistikstandorten über die ganze Welt verteilt. Dieses Netzwerk solle bis 2025 angepasst, die Lieferwege vereinfacht werden. Langfristig will der Konzern durch den Umbau Kosten von rund 500 Millionen Euro einsparen und ein Umsatzwachstum von 3 bis 4 Prozent erzielen.

Bekommt der Konzern seine Kosten in den Griff, könnte er wieder deutlich profitabler werden. Umsatztechnisch lief es im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres nämlich gar nicht so schlecht. Henkel erzielte ein organisches Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr von 7,1 Prozent – Analysten hatten nur mit rund 4 Prozent gerechnet.

Charttechnisch ist die Aktie jüngst sogar unter das Pandemie-Tief vom März 2020 bei 62,24 Euro gefallen und hat danach bei 56,56 Euro ein 9-Jahres-Tief erreicht. Zwischenzeitlich konnte die Aktie das Pandemie-Tief zwar zurückerobern, doch notiert sie aktuell wieder leicht darunter. Gelingt erneut die Überquerung, könnte eine Erholung bis an das Dezember-Tief bei 68,92 Euro oder sogar bis an die bei aktuell 72,11 Euro verlaufende 200-Tage-Linie möglich sein.

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