DAX stärker als die Wall Street
Ein politisch induziertes Wechselbad der Gefühle machten die Aktienanleger zuletzt vor allem an der Wall Street durch. Tage mit Kaufdruck und Tage mit Verkaufsdruck gaben sich in außergewöhnlichem Maße die Klinke in die Hand. In den vergangenen elf Sitzungen bis einschließlich Freitag gab es acht Tage, an denen das Aufwärtsvolumen an der NYSE entweder über 80 Prozent oder unter 20 Prozent lag. Ein solcher Grad an Unsicherheit ist selbst in Bärenmärkten ungewöhnlich.
Der Grund für das hektische Auf- und Ab war ausschließlich in der Sorge um eine Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China zu finden. Hatte es am Mittwoch und Donnerstag zwischenzeitlich noch nach Entspannung ausgesehen, kartete US-Präsident Donald Trump nach und verhängte überraschend neue Strafzölle auf weitere Importgüter aus China im Volumen von 100 Milliarden USD. China kündigte daraufhin umfassende Gegenmaßnahmen an. Auch wenn die Hoffnung besteht, dass vor dem noch einige Wochen andauernden Prozess der Implementierung der Zölle eine Verhandlungslösung zwischen den beiden größten Volkswirtschaften zustande kommt, dürfte die Volatilität an den Aktienmärkten auf absehbare Zeit hoch bleiben. Überraschend konnte der deutsche Aktienmarkt in dieser Gemengelage zuletzt Relative Stärke zu seinem US-Pendant aufbauen. Während der DAX auf Wochensicht 2,5 Prozent hinzugewann, gab der Dow Jones Index um 0,7 Prozent nach. Ob diese Entwicklung einen neuen Trend etabliert, bleibt abzuwarten. Fundamental sprechen die niedrigere Aktienmarktbewertung und die nun in Gang kommende Dividendensaison für die deutschen Standardwerte.
In den kommenden Handelstagen richtet sich der Fokus von der Unternehmensseite auf die in den USA am Freitag startende Saison der Quartalsberichterstattung mit Zahlen der Großbanken JPMorgan Chase, Citigroup und Wells Fargo. Von der Makroseite sind vor allem die US-Verbraucherpreise und das Protokoll der FOMC-Sitzung (Donnerstag) sowie die Daten zur Industrieproduktion in der Eurozone (Freitag) relevant.