SAP konnte jüngst mit seinen Q2-Ergebnissen überzeugen. Überraschend kündigte der Softwareriese Börsenpläne seiner Tochter Qualtrics an. Die Analysten jubelten und erhöhten reihenweise ihre Kursziele.
Die Coronakrise hat viele deutsche Unternehmen ins Tal der Tränen geschickt. Nicht aber den Walldorfer Softwarekonzern SAP, dessen Softwarelösungen auch während der Krise reißenden Absatz fanden. Seine Position als wertvollstes deutsches Unternehmen hat SAP damit mehr als untermauert, denn die Aktie kletterte erst vor wenigen Tagen auf ein neues Rekordhoch. Und die Analysten sehen durchaus noch Luft nach oben.
Anfang der Woche legte der Softwareriese seine endgültigen Ergebnisse für das zweite Quartal vor. Der Umsatz konnte im Jahresvergleich um etwa 2 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro gesteigert werden. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis kletterte um acht Prozent auf 1,96 Milliarden Euro. Da das Vorjahresergebnis wegen eines Programms zum Abbau von Stellen um knapp 200 Millionen Euro belastet wurde, stieg der Nettogewinn im Jahresvergleich sogar um 52 Prozent auf 885 Millionen Euro.
Ohne coronabedingte Beeinträchtigungen verlief allerdings auch das Geschäft bei SAP nicht. Die Neukundengewinnung gestaltete sich während der Krise etwas schwieriger, weshalb die Lizenzerlöse leicht rückläufig waren. Kündigungen hielten sich jedoch in Grenzen, womit die Abonnentenzahlungen auf hohem Niveau weiterflossen. Als besonders krisenfest entpuppte sich das Cloudgeschäft – dank der weiter boomenden Geschäfte mit Software zur Nutzung über das Internet blieb der Konzern auch im zweiten Quartal letztlich auf Wachstumskurs.
„Mehr als je zuvor ist durch die Pandemie deutlich geworden, dass Digitalisierung keine Option mehr, sondern zwingend notwendig ist, um schwierige Zeiten zu meistern und die gewünschten Geschäftsergebnisse zu erzielen“, kommentierte SAP-Chef Christian Klein die Ergebnisse. Finanzvorstand Luka Mucic ist sogar zuversichtlich, dass SAP mit den Investitionen in strategische Wachstumsfelder nicht nur die Krise bewältigen, sondern gestärkt aus ihr hervorgehen wird.
Die Zahlen sorgten am Markt nur bedingt für neue Impulse, denn vorläufige Eckdaten hatte SAP bereits vor gut zwei Wochen bekanntgegeben. Und dennoch hatte das Softwarehaus bei der Präsentation eine kleine Überraschung parat – die erst vor rund zwei Jahren für 8 Milliarden US-Dollar akquirierte Tochter Qualtrics soll an die Börse gebracht werden. Damals galt der Kauf als überteuert. Doch die Tochter, die Daten von Internethändlern oder über Umfragen sammelt, die Händlern ein genaueres Steuern von Werbung und Marketing ermöglichen soll, hat sich seit der Übernahme stark entwickelt. So betrug das Umsatzwachstum im ersten Quartal überragende 82 Prozent und konnte auch im zweiten Quartal mit 34 Prozent noch beeindrucken. Die Analysten von Jefferies schätzen den Unternehmenswert von Qualtrics mittlerweile auf 14 Milliarden Dollar. Zu den Details des Börsengangs hielt sich SAP aber noch bedeckt.
Die Analysten äußerten sich nach den endgültigen Zahlen und den Börsenplänen der Tochter mehrheitlich positiv. So bestätigte die US-Investmentbank JPMorgan ihre Kaufempfehlung für die SAP-Aktie und erhöhte das Kursziel von 125 auf 160 Euro. Das Analysehaus Jefferies erneuerte ebenfalls seine Kaufempfehlung und erhöhte das Kursziel von 132 auf 161 Euro. Die französische Großbank Société Générale erhöhte das Kursziel sogar von 121 auf 173 Euro.
Charttechnisch gelang der Aktie Anfang Juli der Sprung über das Hoch vom Februar bei 129,60 Euro. Im Anschluss schraubte sie ihr Rekordhoch mehrfach nach oben – am 21. Juli wurde bei 143,20 Euro die bisherige Bestmarke erreicht. Danach kam es zu leichten Gewinnmitnahmen, die aber eine gute Möglichkeit zum Einstieg bieten könnten. Wird das Hoch herausgenommen, könnten die Kursziele der drei oben genannten Analystenhäuser eine Orientierung bieten, wohin die Reise der SAP-Aktie künftig gehen könnte. Auf der Unterseite könnte das jüngste Ausbruchsniveau bei 129,60 Euro bereits für ausreichend Halt sorgen. Eine weitere überaus wichtige Unterstützung taucht am 200-Tage-Durchschnitt bei aktuell 117,64 Euro auf.