Im September 2019 ging der schwäbische Fernwartungs-Softwarekonzern TeamViewer an die Börse. Mit einem Emissionsvolumen in Höhe von etwa 2,2 Milliarden Euro war es der größte Börsengang eines deutschen Tech-Unternehmens seit dem Jahr 2000.
Vom Rekordhoch bei 54,86 Euro ist die TeamViewer-Aktie inzwischen zwar auf etwa 41 Euro zurückgekommen, doch hat sie seit dem Börsengang vor etwas mehr als einem Jahr noch immer um mehr als 56 Prozent zugelegt.
Gebremst wurde die Aktie allerdings des Öfteren durch Gewinnmitnahmen des Hauptaktionärs Permira. Das britische Private-Equity-Unternehmen bewies einen guten Riecher, als es das Göppinger Start-up-Unternehmen im Jahr 2014 für 870 Millionen Euro kaufte. Nachdem dieser auf Profitabilität getrimmt wurde und im ersten Halbjahr 2019 erstmals einen Gewinn erzielte, war für den Großaktionär die Zeit gekommen, sich den Deal zu vergolden, indem er das deutsche Unternehmen an die Börse brachte. Am 25. September 2019 trennten sich die Briten von 42 Prozent ihrer TeamViewer-Aktien zu einem Ausgabepreis von 26,25 Euro. Der Börsengang spülte Permira so etwa 2,2 Milliarden Euro in die Kassen.
Der Markt brauchte zwar ein paar Wochen, bis er die TeamViewer-Aktie lieb gewann, doch danach ging es eigentlich nahezu kontinuierlich aufwärts. Die höheren Kurse nutzte der Großaktionär seither bereits dreimal, um weitere Aktienpakete auf dem Markt zu werfen. Erst am gestrigen Dienstag trennte sich Permira von weiteren 22 Millionen TeamViewer-Aktien für je 42,25 Euro. Die Aktie schloss am Vortag noch bei 46,09 Euro und musste somit einen weiteren kräftigen Rücksetzer verkraften. Viele solcher Maßnahmen wird es allerdings nicht mehr geben, denn inzwischen hält Permira nur noch 28 Prozent der TeamViewer-Anteile.
Geschäftlich lief es beim Fernwartungs-Softwarekonzern im ersten Halbjahr 2020 sehr ordentlich. Die Umsätze konnten im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent auf 217,4 Millionen Euro gesteigert werden. Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) lag mit 101,2 Millionen Euro leicht unter dem Vorjahreswert. Die EBITDA-Marge war mit 46,5 Prozent jedoch weiterhin sehr hoch. Unter dem Strich verdiente der Konzern 42,5 Millionen Euro und damit ebenfalls leicht weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Abonnenten kletterte allerdings um mehr als 45 Prozent auf 534.363.
TeamViewer profitierte vor allem zu Beginn der Coronakrise massiv vom Homeoffice-Boom. Viele Unternehmen ließen ihre Mitarbeiter von zuhause aus arbeiten. Für die Einrichtung des Heimarbeitsplatzes griffen sie vermehrt auf die TeamViewer-Software zurück, um Computer aus der Ferne warten, steuern oder vernetzen zu können. Dieser Trend dürfte sich langfristig fortsetzen.
Die Analysten der DZ Bank haben die TeamViewer-Aktie nach dem gestrigen Kurssturz erneut zum Kauf empfohlen. Das Kursziel wurde bei 62 Euro belassen. Charttechnisch ist die Aktie gestern wieder unter den 38-Tage-Durchschnitt bei aktuell 42,54 Euro gefallen. Der etwas wichtigere 200-Tage-Durchschnitt bei aktuell 40,35 Euro konnte allerdings verteidigt werden. Ein Unterschreiten der 200-Tage-Linie könnte kurzfristig etwas Druck auf die Aktie bringen. Kann die Aktie hingegen über das Hoch vom Montag bei 46,26 Euro klettern, wäre das Chartbild wieder korrigiert. Danach würde auch das Rekordhoch vom 9. Juli bei 54,86 Euro wieder in den Fokus rücken.