Bayer legte in der Vorwoche deutlich zu. Ausgelöst wurde die Kursrallye durch einen Bericht, dass Bayer durch einen Vergleich in Milliardenhöhe den Glyphosat-Streit beilegen kann.
In einem schwachen Börsenumfeld ragte in der vergangenen Woche die Aktie von Bayer hervor. Sie stieg um mehr als elf Prozent. Auslöser war ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, dass laut einem Insider Bayer die Glyphosat-Klagewelle durch eine Zahlung von acht Milliarden Euro beilegen will. Dabei handelt es sich um mehr als 18.000 Klagen, die sich der Chemieriese durch den 63 Milliarden Dollar teuren Kauf von Monsanto ins Haus geholt hat.
Bayer beteuerte zwar bisher, dass die Vorwürfe, dass Glyphosat Krebs auslöst, haltlos sind. Doch die ersten Verfahren liefen nicht gut für den Chemiekonzern. Die Unsicherheit über die Höhe des Schadensersatzes belastet die Aktie. Entsprechend positiv reagierten die Aktionäre auf die Meldung über einen baldigen Vergleich. Offen ist jedoch, ob sich Bayer wirklich mit einer Zahlung von acht Milliarden US-Dollar freikaufen kann. Denkbar ist nach Ansicht einiger Analysten auch eine Vergleichssumme von 16 Milliarden US-Dollar und mehr.
Der als Mediator eingesetzte US-Anwalt Ken Feinberg teilte zudem mit, dass eine solche Kompensation für die Klagen bisher nicht diskutiert wurde. Es bleibt damit unsicher, wie hoch der Vergleich im Glyphosat-Streit ausfällt. Für etwas Stabilität beim Aktienkurs könnte die geschäftliche Entwicklung des Konzerns sorgen. Bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte konnte Bayer den Umsatz im zweiten Quartal um 0,9 Prozent auf 11,49 Milliarden Euro steigern. Der EBIT-Gewinn vor Sondereinflüssen erhöhte sich um 4,5 Prozent auf 1,79 Milliarden Euro.
Für das Gesamtjahr 2019 stellte der Vorstand ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von 6,50 Euro in Aussicht. Mittlerweile gibt rund die Hälfte der Analysten wieder eine Kaufempfehlung für die Aktie.
Auch charttechnisch hat sich das Bild verbessert. Unter der Voraussetzung, dass sich die Situation im Glyphosat-Streit nicht wieder erheblich verschlimmert, könnte das Papier des Chemieriesen das Schlimmste hinter sich haben. Ihr Korrekturtief erreichte die Aktie am 3. Juni bei 52,02 Euro, von dem sie sich seither komfortabel absetzen konnte. Der jüngste Kursanstieg beförderte das Papier sogar wieder über den vielbeachteten 200-Tage-Durchschnitt, der aktuell bei 62,23 Euro verläuft und fortan als Unterstützung fungieren sollte. Allerdings ist zu viel Optimismus noch nicht angebracht. Erst das Überqueren des Widerstandsbereichs bei 73,19/73,73 Euro, der aus dem Jahreshoch vom März sowie dem seit Mitte 2017 etablierten Abwärtstrend resultiert, würde das Chartbild erheblich aufhellen. Ein mögliches Anlaufziel könnte das Tief aus dem Jahr 2016 bei 82,12 Euro sein. Wird es sogar überquert, würde ein überaus starkes Kaufsignal generiert.