Der US-Streamingdienst legte gestern Abend seine Zahlen für das erste Quartal vor. Umsatz und Gewinn konnten erneut kräftig gesteigert werden. Doch bei der Neukundengewinnung gab es eine negative Überraschung.
Ein Leben ohne Netflix können sich viele Menschen kaum mehr vorstellen. Selbst wenn mal wieder nichts im Fernsehen läuft, auf Netflix findet sich garantiert ein passender Film oder eine passende Serie. Der US-Streamingdienst hat es in den vergangenen Jahren geschafft, eines der bekanntesten Unternehmen der Welt zu werden. Und lange Zeit beeindruckte der Online-Videodienst auch mit atemberaubenden Wachstumsraten. Gestern Abend nach US-Börsenschluss war es wieder soweit – Netflix veröffentlichte seine mit Spannung erwarteten Zahlen für das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres. Und zumindest was Umsatz und Gewinn anbelangt konnte das Unternehmen erneut überzeugen. Die Umsätze stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 24 Prozent auf 7,16 Milliarden US-Dollar, während der Gewinn sogar um 140 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar kletterte. Mit beiden Kennzahlen konnte Netflix die Markterwartungen toppen.
Doch möglicherweise sind die Zeiten der kräftigen Wachstumsraten erst einmal vorbei, denn Netflix enttäuschte bei der Neukundengewinnung auf ganzer Linie. Von Januar bis März gewann Netflix lediglich 3,98 Millionen neue Abonnenten hinzu – im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 15,8 Millionen. Damit verfehlte der Online-Videodienst sowohl sein eigenes Ziel von rund 6 Millionen neuen Kunden als auch die durchschnittlichen Analystenerwartungen von 6,2 Millionen Neukunden deutlich.
Die schwache Neukundengewinnung lässt darauf schließen, dass der Effekt des Pandemie-bedingten Nachfrageschubs nachlässt. Diese Annahme untermauert auch der enttäuschende Ausblick für das laufende zweite Quartal – Netflix erwartet lediglich noch ein Abonnentenplus von rund eine Million – der Markt hatte im Konsens bisher 4,4 Millionen Neukunden erwartet.
Um Netflix als Unternehmen muss man sich keine Sorgen machen. Trotz der zuletzt aufgekommenen Konkurrenz ist der Streamingdienst hervorragend aufgestellt. Die inzwischen 208 Millionen Abonnenten spülen jeden Monat genug Geld in die Kassen des Konzerns, um weiterhin in neue Produktionen investieren zu können. Doch ein Einstieg in die Aktie drängt sich aktuell nicht auf. Mit einer Marktkapitalisierung von aktuell noch 243 Milliarden US-Dollar wird das Unternehmen recht ambitioniert bewertet. Die hohe Bewertung wurde vom Markt solange toleriert, solange der Konzern weiterhin mit starken Wachstumsraten glänzte. Doch ohne weiteres Abonnentenwachstum sind zweistelligen Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn unwahrscheinlich. Somit dürfte der Markt die hohe Bewertung des Unternehmens erst einmal korrigieren.
Die Aktie gab gestern Abend im nachbörslichen Handel bereits um 48,13 US-Dollar oder 8,76 Prozent auf 501,44 Dollar nach. Startet die Aktie auf diesem Niveau in den heutigen Handel, würden sowohl die 50-Tage-Linie bei 534,91 Dollar als auch die 200-Tage-Linie bei 514,11 Dollar unterschritten werden. Wird auch das März-Tief bei 492,89 Dollar unterschritten, könnte ein Rücksetzer auf das September-Tief bei 458,60 Dollar drohen, ehe das Zwischenhoch vom Juni 2018 bei 423,21 Dollar in den Fokus rücken könnte.