Roche hat sich während der Pandemie zu einem führenden Hersteller von COVID-19-Tests entwickelt. Rückläufige Absätze in der Pharma-Sparte konnten somit nahezu kompensiert werden. Neue Fantasie bringt ein Alzheimer-Medikament, dass die Analysten bisher kaum auf dem Schirm hatten.

Roche – Stand: 10.06.2021

Auch der Schweizer Pharmakonzern Roche konnte sich dem negativen Einfluss der Coronavirus-Pandemie nicht entziehen und musste 2020 in einigen Bereichen Einbußen hinnehmen. Die Beschränkungen in vielen Ländern führten zu einem Rückgang der Krankenhausaufenthalte und Arztbesuche, was sich auf die Routinediagnostik und die Verschreibung von Medikamenten auswirkte. Dies führte bei Roche zu einem Rückgang der Umsätze in der deutlich größeren Pharma-Sparte.

Als Hoffnungsträger erwies sich in dieser Zeit jedoch die stark florierende Diagnostik-Sparte. Roche kam vor Jahresfrist als erster mit einem qualitativ hochwertigen PCR-Test zur Erkennung von COVID-19 auf den Markt. Später kamen Antigen-Schnelltests hinzu. Roche hat sich danach zu einem der führenden Hersteller von COVID-19-Tests entwickelt. Trotz des starken Umsatzanstiegs in der Diagnostik-Sparte konnten die Einbußen in der Pharma-Sparte nicht ganz kompensiert werden – am Ende sank der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent auf 58,3 Milliarden Schweizer Franken (CHF).

Obwohl Roche in der Diagnostik schon Weltmarktführer ist, machte das Unternehmen auf diesem Feld jüngst einen weiteren Schritt nach vorn. Zum Preis von 1,8 Milliarden US-Dollar übernahm der Konzern die amerikanische Genmark Diagnostics. Das US-Unternehmen ist auf molekularbiologische Tests spezialisiert, die auf einen Schlag mehrere Krankheitserreger aus einer einzigen Patientenrobe herauslesen können. Die Firma hat eine sogenannte ePlex-Plattform entwickelt, die Ärzten dabei helfen soll, schnell die Ursache einer Infektion und damit den besten Weg für eine Behandlung zu finden. Infektionskrankheiten zählten zu den häufigsten Todesursachen, und es habe sich gezeigt, dass eine frühere Ursachenerkennung die Behandlungsergebnisse verbessere und den Aufenthalt im Krankenhaus verkürze, hieß es in einer Mittteilung nach dem Zukauf. Roche ist in der Diagnostik bestens positioniert und hat sich weiter verstärkt. Mit dem Aufheben der Beschränkungen in vielen Ländern sollte auch die Pharma-Sparte bald zur alten Stärke zurückfinden.

In den vergangenen Tagen ging es für die Roche-Papiere kräftig nach oben. Für einen zusätzlichen Schub sorgte die US-Arzneimittelbehörde FDA, die das Alzheimer-Medikament Aducanumab vom US-Biotechunternehmen Biogen trotz wenig überzeugenden Studienergebnissen überraschend für alle Stadien der Erkrankung zugelassen hat. Mit der Zulassung könnten auch die regulatorischen Hürden für andere, ähnliche Medikamente sinken. Roche forscht selbst an einem Alzheimer-Mittel (Gantenerumab), das sich bereits in zwei Phase-III-Studien befindet. Die Konsenserwartungen der Analysten für Gantenerumab waren bisher sehr gering. Der Markt scheint die höheren Chancen auf eine Zulassung nun einzupreisen.

Charttechnisch haben die Roche-Papiere in den vergangenen Tagen den Turbo gezündet und sind bei 327,05 Franken aus einer gut 8-monatigen Seitwärtsbewegung nach oben ausgebrochen. Damit hat sich zunächst weiteres Kurspotenzial bis zur massiven Widerstandszone zwischen 344,75 und 345,55 Franken eröffnet. Kann auch diese Barriere gemeistert werden, würde das Rekordhoch vom April 2020 bei 357,85 Franken wieder in den Fokus rücken. Aufgrund der jüngsten Kurssprünge liegt aber bereits eine stark überkaufte Marktphase vor. Ein Durchmarsch bis zum Rekordhoch ohne vorherige Konsolidierung erscheint daher eher unwahrscheinlich. Kleinere Rücksetzer sollten dann aber zum Einstieg genutzt werden.

Hinweis: Die UBS bietet auf Roche derzeit leider keine Long- und Short-Produkte an.