Der französische Pharmakonzern Sanofi arbeitet mit verschiedenen Partnern an einem Durchbruch in Sachen COVID-19. Ein Impfstoff könnte bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 in ausreichender Menge produziert werden.
Aktien von Pharma- und Biotechnologieunternehmen sind derzeit stark gefragt an den Börsen. Kein Wunder, hoffen die Marktteilnehmer doch, dass bald ein Medikament oder ein Impfstoff gegen die vom Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelösten Lungenkrankheit COVID-19 gefunden wird. Die Konzerne liefern sich derzeit einen Wettkampf gegen die Zeit, denn täglich sterben weltweit noch immer mehr als 1.000 Menschen an der Lungenkrankheit. Von den 19 Branchenindizes im STOXX Europe 600 notiert lediglich der STOXX Europe 600 Health Care Index seit Jahresanfang im Plus.
Zu den „Großen“ der Branche zählt auch der französische Pharmakonzern Sanofi. Sanofi legte erst vor wenigen Tagen seinen Ergebnisse für das erste Quartal vor und konnte durchaus überzeugen. Der Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahr um rund 7 Prozent auf 8,97 Milliarden Euro, während der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um 48 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro zulegte. Ein Großteil des Wachstums erklärte Sanofi mit der Erhöhung von Lagerbeständen auf der Kundenseite im Zuge der COVID-19-Krise. Besonders gut liefen auch die Geschäfte in der Biotechsparte, wo Sanofi Medikamente gegen seltene Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Krebs, Autoimmunerkrankungen oder die Bluterkrankheit anbietet. Hier wuchsen die Umsätze um fast ein Drittel, vor allem getrieben durch den Kassenschlager Dupixent gegen Hauterkrankungen, der mit 776 Millionen Euro mehr als doppelt so hohe Erlöse erzielte wie ein Jahr zuvor.
Die Fantasie bei Sanofi liegt aber in der Forschung nach einem Medikament oder einem Impfstoff gegen COVID-19. Hier gab es zuletzt zwar einen kleinen Dämpfer, doch dürfte Sanofi in diesem Bereich weiterhin gute Karten haben. In Kooperation mit dem US-Biotech-Unternehmen Regeneron führte Sanofi klinische Tests mit dem zur Behandlung von rheumatischen Gelenkerkrankungen zugelassenen Mittel Kevzara als mögliche Arznei für COVID-19-Patienten durch. Während sich die Ergebnisse bei schwerkranken COVID-19-Patienten als vielversprechend erwiesen, war dies bei Betroffenen mit einem weniger fortgeschrittenen Krankheitsverlauf nicht der Fall. Sanofi und Regeneron wollen nun eine größere Studie ausschließlich mit kritischen Patienten mit einer höheren Dosierung Kevzara durchführen. Die Ergebnisse dieser Studie werden für Juni erwartet.
Vor wenigen Tagen gab Sanofi zudem eine Zusammenarbeit mit dem britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline (GSK) bekannt. Beide Unternehmen werden ihre innovativen Technologien kombinieren, um einen adjuvantierten Impfstoff gegen COVID-19 zu entwickeln. Mit einem Impfstoffkandidat und den Start der klinischer Erprobung rechnen beide Konzerne in der zweiten Jahreshälfte. Sollten die Studien erfolgreich verlaufen, ist mit der Verfügbarkeit des Impfstoffes dann in der zweiten Jahreshälfte 2021 zu rechnen. Wichtig ist jedoch nicht nur, einen Impfstoff zu finden. Sanofi wäre auch in der Lage, einen Impfstoff in ausreichender Menge produzieren zu können. David Loew, Vize-Präsident der Impfstoff-Tochter Sanofi-Pasteur, stellte jüngst in einem Interview für nächstes Jahr 600 Millionen Dosen eines Impfstoffes in Aussicht.
Die Sanofi-Papiere haben sich von der scharfen Korrektur im Februar/März, in der sie im Tief bis auf 67,65 Euro abrutschten, inzwischen kräftig erholt und nähern sich wieder ihrem 4-Jahres-Hoch vom Februar bei 95,06 Euro. Bis zum Allzeithoch aus dem Jahr 2015 bei 101,10 Euro wäre es danach auch nicht mehr weit. Die Analysten von Goldman Sachs erhöhten ihr Kursziel für die Sanofi-Aktie jüngst von 104 auf 105 Euro.