Siemens – Stand Chart: 12.05.2022

Der Siemens-Konzern will seine geschäftlichen Aktivitäten in Russland komplett aufgeben. Wertberichtigungen und die Sanktionen gegen Russland haben die Bilanz im zweiten Quartal belastet. Nach dem jüngsten Kursrücksetzer könnte sich bei der Siemens-Aktie eine interessante Einstiegsgelegenheit bieten.

Die Siemens-Aktie gehört mit einem Abschlag von 7,54 Euro oder 6,46 Prozent auf 109,26 Euro im frühen Donnerstagshandel zu den größten Verlierern im deutschen Leitindex DAX. Wie viele andere westliche Unternehmen stellt nun auch der Münchener Mischkonzern seine Aktivitäten in Russland komplett ein. Siemens hatte bereits Anfang März verkündet, kein Neugeschäft mehr mit Russland machen zu wollen, doch sollten die langfristigen Serviceverträge zunächst weiter erfüllt werden. Nun aber stellt der Konzern sein Russland-Geschäft komplett ein – also auch das Service- und Wartungsgeschäft.

Die beschlossenen Maßnahmen haben das Ende März abgelaufene zweite Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 bereits kräftig belastet. Wertminderungen und andere Belastungen – überwiegend in der Bahnsparte – wirkten sich auf den Gewinn nach Steuern bereits mit 600 Millionen Euro aus. Weitere Belastungen im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich hält der Konzern für möglich. Der Gewinn nach Steuern brach dementsprechend um fast die Hälfte auf 1,2 Milliarden Euro ein – im Vorjahr hatte Siemens allerdings vom Verkauf des Getriebeherstellers Flender profitiert. Der Umsatz wuchs um 16 Prozent auf 17 Milliarden Euro.

Die Marktreaktion auf die heute vorgelegten Zahlen fällt recht heftig aus. Die Belastungen aus dem Russland-Geschäft sollten jedoch schon bald verdaut sein. Zudem trug das Russland-Geschäft zuletzt gerade einmal rund 1 Prozent zum Gesamtumsatz bei, weshalb die langfristigen Folgen recht überschaubar sind. Die Auftragseingänge wurden von der Aufgabe des Russlands-Geschäfts kaum beeinträchtigt – sie nahmen um 32 Prozent auf fast 21 Milliarden Euro zu. Siemens bestätigte seine Ergebnisprognose für das am 30. September endende Geschäftsjahr. Beim Umsatz zeigt sich das Management mit einem erwarteten vergleichbaren Umsatzplus von 6 bis 8 Prozent etwas optimistischer als zuvor.

Das Chartbild wirkt etwas angeschlagen – die Aktie notiert deutlich unterhalb ihres 200-Tage-Durchschnitts. Doch aus charttechnischer Sicht könnte sich eine interessante Einstiegsgelegenheit bieten, denn die Siemens-Aktie nähert sich der überaus massiven Unterstützungszone zwischen 108,09 und 105,92 Euro, die aus dem Hoch vom Dezember 2019 und dem Korrekturtief von Anfang März resultiert. Da sich der RSI allmählich dem überverkauften Bereich nähert, könnte der Abwärtsdruck spätestens an der Unterstützungszone nachlassen. Eine Erholung bis an den 200-Tage-Durchschnitt, der aktuell exakt auf dem Niveau des März-Hochs bei 138,08 Euro verläuft, wäre danach in einem sich bessernden Marktumfeld durchaus möglich.

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