Gewinnrevisionen mahnen Investoren zur Vorsicht

Die Erholung ging in der Vorwoche weiter. Der DAX notiert aktuell um rund drei Prozent über seinem 2-Jahres-Tief vom 27. Dezember bei 10.279 Punkten. Auch der S&P 500 legte in der Vorwoche weiter zu.. Geht es nach der 5-Tage-Regel, entwickelt sich der Aktienmarkt im Gesamtjahr positiv, wenn der Aktienindex in der ersten vollen Börsenwoche eines Jahres steigt. Tatsächlich stimmte diese Regel in den vergangenen Jahrzehnten in 80 Prozent der Jahre. 2018 versagte die Regel allerdings.

Es ist daher auch wichtig, die Faktoren im Auge zu behalten, die zu dem Kursanstieg führten. Diese Woche war es wieder einmal der Handelsstreit zwischen den USA und China. Nicht nur in China, auch in den USA, verliert die Wirtschaft an Schwung. Laut dem Institut der Wirtschaft würde die globale Wirtschaftsleistung stark schrumpfen, wenn die fünf wichtigsten Wirtschaftsregionen ihre Zölle erhöhen würden. Entsprechend groß ist das Interesse an einer Einigung. Die letztwöchigen Verhandlungen sind nach Angaben beider Seiten gut verlaufen.
Positiv stimmte die Investoren die Äußerung von Fed-Chef Jerome Powell, auf Entwicklungen am Finanzmarkt zu reagieren. Marktteilnehmer zogen daraus den Schluss, dass Powell im Falle eines Kurseinbruchs die Märkte mit Liquidität flutet. Zudem befindet sich die Inflation aufgrund niedrigerer Energiepreise auf dem Rückzug.
Es gibt allerdings auch Risikofaktoren. Der US-Kongress blockiert die Schuldenausweitung, der US-Regierungsapparat steht still. Staatsangestellte bekommen kein Gehalt. Je länger der Shutdown dauert, umso stärker dürfte dies das US-Wachstum schwächen. In Europa bremst die Unsicherheit um den Brexit die Wirtschaft. Es bleibt völlig unklar, ob es in Großbritannien zu einem Deal, zu einem neuen Referendum oder zu Neuwahlen des Parlaments kommt.

Die Weltwirtschaft befindet sich im synchronen Abschwung. Und das hat Folgen. Noch im Herbst rechneten die Analysten damit, dass die S&P 500-Unternehmen 2019 ihren Gewinn um mehr als zehn Prozent steigern können. Die Zahl wurde auf 7,6 Prozent reduziert. Die Wachstumsprognose für Euro­Stoxx-50-Gewinne sank in den letzten drei Monaten um einen Prozentpunkt auf 9,4 Prozent. Aktien sind nach dem letztjährigen Kursrückgang zwar wieder günstiger bewertet, allerdings verliert der in die Jahre gekommene Wirtschaftsaufschwung an Schwung. Die Folge: eine geringere Gewinndynamik.