Der weltweit zweitgrößte Zementhersteller ist insgesamt gut durch die Coronakrise gekommen. Mittel- bis langfristig dürfte er enorm von weltweit aufgelegten Infrastruktur- und Konjunkturprogrammen profitieren.
Die Aktie von HeidelbergCement ist im neuen Börsenjahr sehr gut aus den Startlöchern gekommen und notiert seit Jahresbeginn bereits um 7,4 Prozent im Plus. Am gestrigen Mittwoch ging es für das Papier des Baustoffkonzerns bis auf 66,68 Euro aufwärts – das höchste Niveau seit Dezember 2019.
Rückenwind kam zuletzt aus den USA, wo die Stichwahlen für zwei Senats-Sitze stattfanden. Ein offizielles Wahlergebnis steht zwar noch aus, doch sieht vieles danach aus, dass beide Sitze an die Demokraten gehen werden. Der künftige demokratische Präsident Joe Biden hätte damit de facto eine Mehrheit in beiden Parlamentskammern – und könnte so leichter regieren. Die Pläne Biden´s, zwei Billionen US-Dollar in die Eindämmung des Klimawandels und eine grüne Infrastruktur-Revolution zu investieren, dürften in einem demokratisch dominierten US-Kongress deutlich leichter durchzubringen sein. HeidelbergCement dürfte davon stark profitieren, denn das Unternehmen gehört zu den Big-Playern im Baustoff-Bereich. Das Heidelberger Unternehmen ist immerhin weltweit die Nummer 1 bei Zuschlagstoffen, die Nummer 2 bei Zement und die Nummer 3 bei Transportbeton.
Doch die Aussichten für HeidelbergCement sind auch ohne die Infrastrukturpläne der USA vielversprechend. Der globalen Baukonjunktur dürfte ungeachtet steigender Infektionszahlen eine zweite Corona-Delle erspart bleiben, denn die globale Bauaktivität hat unter den neuen Lockdown-Maßnahmen im Gegensatz zu den ersten Maßnahmen im Frühjahr kaum gelitten. Dies dürfte sich auch in den Quartalszahlen des abgelaufenen vierten Quartals widerspiegeln. Nach dem krisenbedingten Einbruch im zweiten Quartal, verbuchte das Heidelberger Unternehmen bereits im dritten Quartal einen im Jahresvergleich nahezu stabilen Absatz und eine operative Ertragssteigerung von 17 Prozent.
Mittel- bis langfristig wird die Baubranche aus Sicht des neuen Konzernchefs Dominik von Achten generell von weltweit aufgelegten Infrastruktur- und Konjunkturprogrammen profitieren. In anderen Bausegmenten rechnet er mit Strukturverschiebungen. So werde wegen des durch die Coronavirus-Pandemie ausgelösten Homeoffice-Booms beispielsweise die Bauaktivität bei Bürobauten wohl unter Druck kommen. Auf der Gegenseite steht jedoch ein boomender Wohnungsbau, und dies nicht nur in den Ballungszentren, sondern auch in anderen Regionen.
Doch auch wenn der Baustoffkonzern dank eines Sparprogramms ganz gut durch die Krise gekommen ist, so stellt der neue Konzernchef derzeit das gesamte Portfolio auf den Prüfstand. HeidelbergCement prüft offenbar den Verkauf seines Kalifornien-Geschäfts. Der Dax-Konzern könnte damit 1,5 Milliarden US-Dollar (rund 1,22 Milliarden Euro) einnehmen. Das Analysehaus Jefferies zeigte sich von den Plänen positiv überrascht. Der Verkaufserlös könnte den Schuldenabbau beschleunigen. Zudem könnten auch die Aktionäre von einer möglicherweise höheren Dividendenausschüttung profitieren. Die Finanzexperten bekräftigten daher noch einmal die Kaufempfehlung für den Baustoffkonzern und auch das Kursziel für die Aktie von 78 Euro.
Charttechnisch hatte die Aktie zuletzt einen guten Lauf und steuert auf das Zwischenhoch vom April 2019 bei 73,52 Euro zu. Kann diese Hürde gemeistert werden, würde das Tief aus dem Jahr 2017 bei 76,94 Euro in den Fokus rücken, ehe das Hoch aus dem Jahr 2018 bei 96,16 Euro angesteuert werden könnte, das zugleich ein 12-Jahres-Hoch markiert.