Der Schweizer Pharmakonzern Roche gehört unbestritten zu den Profiteuren der Corona-Pandemie. Roche hat sich nach Ausbruch der Gesundheitskrise im Frühjahr 2020 früh auf SARS-CoV-2-Tests fokussiert und seither inzwischen weit mehr als eine Milliarde Corona-Nachweis-Tests in alle Welt verschickt. Mit dem Aufheben der Corona-Beschränkungen hat auch die Nachfrage nach PCR- und Antigen-Schnelltests nachgelassen.
Die hohe Nachfrage nach PCR- und Antigen-Schnelltests bescherte der Diagnostik-Sparte, die innerhalb des Konzerns zuvor eine eher untergeordnete Rolle spielte, im vergangenen Geschäftsjahr einen regelrechten Boom. Die Umsätze stiegen auf Jahressicht um 29 Prozent auf 17,8 Milliarden Franken. Allein mit den COVID-19-Tests nahm der Konzern 4,7 Milliarden Franken ein.
Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres hielt der Boom noch an – Roche erzielte Erlöse in der Diagnostik-Sparte von 5,3 Milliarden Franken, was rund 22 Prozent mehr war als ein Jahr zuvor. Allerdings kam es ab April fast weltweit zu einer deutlichen Entspannung in Sachen Pandemie. Weltweit wurden Corona-Beschränkungen aufgehoben, womit auch die Nachfrage nach Corona-Tests kräftig nachließ. Dies bekam erwartungsgemäß auch der Basler Pharmakonzern zu spüren. Heute Morgen veröffentliche Roche seine Halbjahreszahlen. Im Vergleich zum Vorjahr steigerte Roche seine Umsätze in der Diagnostik-Sparte „nur“ noch um 10 Prozent auf 9,9 Milliarden Franken. Mit wieder anziehenden Umsätzen mit Corona-Schnelltests rechnet der Konzern erst im Herbst.
Die Diagnostik-Sparte ist allerdings die deutlich kleinere der beiden Hauptsparten. Roche ist noch stärker im Pharmabereich tätig. Hier hat sich das Umsatzwachstum zuletzt jedoch deutlich verlangsamt. Vor allem bei den altgedienten Blockbustern Avastin, Herceptin und MabThera/Rituxan hält die Umsatzerosion durch Nachahmerprodukte an. Im gerade abgelaufenen ersten Halbjahr erzielte Roche in der Pharma-Division Umsätze in Höhe von 22,3 Milliarden Franken, was 3 Prozent über dem Vorjahreswert lag. Die Gesamtumsätze (Pharma und Diagnostik) kletterten im Jahresvergleich um 5 Prozent auf 32,3 Milliarden Franken. Unter dem Strich blieb ein Konzerngewinn nach IFRS von 9,1 Milliarden Franken übrig, ein Plus von 12 Prozent zur Vorjahresperiode. Der operative Kerngewinn, auf den Analysten vornehmlich schauen, stieg um 9 Prozent auf 12,7 Milliarden Franken. Die durchschnittlichen Analystenerwartungen wurden damit leicht übertroffen.
Für das Gesamtjahr gibt sich der Konzern zurückhaltend. Zu konstanten Wechselkursen peilt Roche ein Verkaufswachstum im stabilen bis niedrigen einstelligen Prozentbereich an. Der Kerngewinn je Aktie soll im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen.
Charttechnisch hat die Aktie im Einklang mit dem Gesamtmarkt zuletzt deutlich nachgegeben. Erreichte die Aktie im April bei 404,15 Franken noch ein neues Rekordhoch, sackte sie im Juni zweimal kurzzeitig unter die 300-Franken-Marke und erreichte bei 298,65 Franken ihr Korrekturtief. Seither ging es wieder leicht aufwärts. Das nachhaltige Überqueren der Zwischenhochs vom 25. Mai bei 334,85 Euro könnte für neues Kaufinteresse sorgen. Vor wenigen Tagen gelang zwar kurzeitig ein Anstieg auf 335,25 Euro, doch konnte dieses Niveau nicht gehalten werden. Gelingt jedoch die Überquerung, würde sich zunächst Aufwärtspotenzial bis zum 200-Tage-Durchschnitt eröffnen, der aktuell bei 352,36 Franken verläuft.