Mit dem Kauf von Monsanto übernahm Bayer rund 13.000 Glyphosat-Klagen. US-Gerichte entscheiden nun über die Zukunft des Konzerns.
Der Einstieg des Hedgefonds Elliott sorgte in der Vorwoche für einen kräftigen Kursanstieg. Am Markt wurde das als Signal gewertet, dass Bayer unterbewertet ist. Die positive Geschäftsentwicklung spricht dafür. Der Umsatz dürfte in diesem Jahr um rund 18 Prozent auf 46,50 Milliarden Euro steigen. Beim EBIT-Gewinn rechnen Analysten für 2019 mit einem Plus von 28 Prozent auf 8,48 Milliarden Euro. Mit weiteren Zuwächsen beim Umsatz und Gewinn wird in den kommenden Jahren fest gerechnet.
Basierend auf diesen Umsatz- und Gewinnzahlen müsste die Marktkapitalisierung vermutlich bei 100 Milliarden Euro liegen. Tatsächlich wird der Konzern am Markt derzeit aber nur mit 58,8 Milliarden Euro gehandelt. Die Differenz von rund 40 Milliarden Euro gilt als Risikoabschlag für die mehr als 13.000 Glyphosat-Klagen. Das Herbizid steht im Verdacht, Krebserkrankungen auszulösen.
Erste Prozessniederlagen von Bayer vor den Geschworenengerichten in den USA sorgten bei den Investoren für Ängste, dass Bayer Milliarden an Entschädigung zahlen muss. Entscheidend ist für den Konzern nun, wie bei höheren Gerichten die Berufsrichter ihre Urteile fällen. Der Chemieriese setzt dabei auf Gutachten, die belegen sollen, dass Glyphosat nicht krebserregend sei.
Gewinnt der Konzern die Prozesse, dürfte es mit der Aktie steil bergauf gehen. Verliert Bayer, droht wohl die Zerschlagung des Konzerns. Mit ersten Urteilen ist allerdings erst in ein paar Monaten zu rechnen. Bis dorthin müssen Anleger mit einer Berg- und Talfahrt der Aktie von Bayer rechnen. Das 2019er-Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 8,9. Diesem moderaten KGV steht ein geschätztes Gewinnwachstum von 13,2 Prozent für 2020 gegenüber, was wiederum für den Kauf der Aktie spricht.
Charttechnisch sendete die Bayer-Aktie zuletzt wieder ermutigende Signale. Der auf kurze Sicht viel beachtete 38-Tage-Durchschnitt konnte Ende Juni bei etwa 55,40 Euro endlich überquert werden. Für eine nachhaltige Trendwende wäre jedoch das Überqueren des langfristig relevanten 200-Tage-Durchschnitts vonnöten, der aktuell bei 64,49 Euro verläuft. Ein mögliches Anlaufziel könnte danach das Jahreshoch bei 72,91 Euro sein.