Das Wachstum des Softwarekonzerns ist 2019 bisher beeindruckend. Angesichts des anhaltenden Baubooms gibt es wenig Gründe, warum der Konzern nicht weiterwachsen sollte.

RIB Software – Stand 10.12.2019

Die deutsche Wirtschaft durchlebt aktuell eine schwierige Phase und schrammte im dritten Quartal nur knapp an einer technischen Rezession (zwei aufeinanderfolgende Quartale mit rückläufigem Wachstum) vorbei. Ganz anders sieht es im deutschen Baugewerbe aus. Angesichts des Immobilienbooms erzielte die deutsche Bauwirtschaft 2018 das beste Neugeschäft seit fast einem Vierteljahrhundert – im vergangenen Jahr stiegen die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe binnen Jahresfrist kräftig um 10,1 Prozent auf 79,5 Milliarden Euro. Ein besseres Ergebnis gab es zuletzt 1994. Die Umsätze stiegen sogar um 11,3 Prozent auf einen neuen Rekord von 127 Milliarden Euro. Und eine Ende des Baubooms ist nicht in Sicht – für 2019 wird mit neuen Rekordumsätzen gerechnet. Die anfängliche (recht konservative) Wachstumsprognose für 2019 wurde vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erst im Juni von 6 auf 8,5 Prozent erhöht.

Zu den Profiteuren des Bau- und Infrastrukturbooms gehört auch der Stuttgarter Softwareanbieter RIB Software, der sich der digitalen Transformation von Planung, Konzeption und Konstruktion im Gebäudewesen verschrieben hat. Und der Bauboom ist auch in den Zahlen des Softwarekonzerns abzulesen. Die Umsätze in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres sind im Vergleich zum Vorjahr um 59,7 Prozent auf 151,6 Millionen Euro gestiegen und liegen damit bereits nach drei Quartalen über dem Gesamtumsatz des Geschäftsjahres 2018 (137 Millionen Euro). Allein im dritten Quartal stiegen die Erlöse auf Jahressicht um 81,5 Prozent. Das starke Wachstum war zu einem Großteil auch auf Unternehmenszukäufe zurückzuführen, doch kletterte der Umsatz auch organisch gegenüber dem Vorjahr um 24,6 Prozent. Das operative EBITDA stieg im Jahresvergleich um 13,7 Prozent auf 34,8 Millionen Euro. Bereinigt um einmalige Akquisitions- und Anlaufkosten stieg das operative EBITDA sogar um 28,6 Prozent 39,3 Millionen Euro.
Der Konzern setzt stark auf seine neuen Cloud-basierten Plattformen (MTWO und iTWO 4.0), die scheinbar sehr gut bei den Kunden ankommen. RIB steigerte die Zahl der User hier im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 113,9 Prozent auf 44.325. Die Erwartungen von 30.000 Usern für das Gesamtjahr sind damit bereits deutlich übertroffen. Für 2020 erwartet RIB dann die Userzahl auf 100.000 zu steigern. Beim Ausblick für das Gesamtjahr hielt RIB allerdings an seinen Prognosen fest und erwartet für 2019 Umsätze zwischen 210 und 225 Millionen Euro sowie ein operatives EBITDA von 46 bis 52 Millionen Euro.

Mit einem Wertzuwachs von knapp 100 Prozent seit Jahresanfang ist die Aktie von RIB Software aktuell der Highflyer im TecDAX. Angesichts der jüngsten Wachstumsdynamik und des nicht enden wollenden Immobilienbooms muss hier das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein. Charttechnisch befindet sich die Aktie seit Anfang des Jahres in einem intakten Aufwärtstrend. Erst das Verlassen des Aufwärtstrends bei aktuell etwa 21,40 Euro würde das kurzfristige Chartbild etwas deutlicher trüben. Erst vor wenigen Tagen erreichte die Aktie bei 25,84 Euro ein neues Jahreshoch, ehe sie in eine Konsolidierung überging. Am heutigen Dienstag wurde sogar die 38-Tage-Linie bei 23,59 Euro und das Zwischenhoch vom April 2018 bei 23,46 Euro unterschritten, womit sich kurzfristig weiteres Konsolidierungspotenzial bis zum Zwischenhoch vom August 2018 bei 22,04 Euro oder sogar bis zum Aufwärtstrend eröffnet hat. Ein Verlassen des Aufwärtstrends wäre erst einmal kein gutes Zeichen. Wird der Aufwärtstrend jedoch gehalten und das Jahreshoch herausgenommen, dürfte das Rekordhoch aus dem Jahr 2018 bei 36,10 Euro durchaus wieder in den Blickpunkt rücken.