Restaurants und Hotels hatten zu Beginn der Coronakrise mit heftigen Problemen zu kämpfen. Hotels blieben lange Zeit komplett geschlossen. Restaurants durften lange keine Gäste aufnehmen, konnten über einen Abhol- und/oder Lieferservice aber immerhin auf Sparflamme weiterbetrieben werden.
Eine Rückkehr zur Normalität hat es bis heute nicht gegeben. Und sie könnte sich auch noch eine Weile hinauszögern, denn nahezu täglich wächst die Furcht vor einer zweiten Corona-Welle und wieder verschärften Beschränkungsmaßnahmen.
Die Krise hat auch Rational schwer zu schaffen gemacht. Der Küchengeräte-Hersteller macht zwischen 40 und 45 Prozent seiner Umsätze mit dem Verkauf von Kochsystemen für Profiküchen, die in Hotels und Restaurants Anwendung finden. Weitere 40 bis 45 Prozent der Erlöse werden mit dem Verkauf von größeren Küchengeräten erzielt, die in Großküchen und im Cateringbereich Anwendung finden. Da auch Kantinen in Universitäten oder Firmen lange Zeit geschlossen blieben und der Cateringbereich wochenlang komplett zum Erliegen kam, brach für Rational ein Großteil des gesamten Umsatzpotenzials weg. Das zweite Quartal war das schwächste in der Unternehmensgeschichte. Die Erlöse in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres brachen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 25 Prozent auf 298 Millionen Euro ein, die Auftragseingänge gingen um 26 Prozent zurück. Besonders heftig erwischte es die Region Lateinamerika, wo die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um 47 Prozent einbrachen.
Vorstandsvorsitzender Dr. Peter Stadelmann äußerte sich jüngst in einem Interview nicht allzu optimistisch, was die kommenden Monate angeht. Niemand wisse, wie sich die Situation im Herbst entwickeln werde, sagte er. Angesprochen auf ein Best-Case- und ein Worst-Case-Szenario könne sich Stadelmann vorstellen, dass am Ende des Jahres ein Umsatzrückgang zwischen 20 und 30 Prozent in den Büchern stehe.
Die Analysten haben sich mit Kaufempfehlungen für den Küchengeräte-Hersteller zuletzt zurückgehalten. In den vergangenen Wochen kamen mehrheitlich Halte- oder Verkaufsempfehlungen heraus.
Angesichts einer drohenden zweiten Corona-Welle, die weitere Beschränkungsmaßnahmen nach sich ziehen könnte, ist die Rational-Aktie aktuell eher kein Kauf. Sollte es zu einer Verschärfung der Lage kommen, könnte die Aktie sogar erneut kräftig unter Druck geraten. Doch selbst wenn es in den kommenden Wochen nicht zu einschneidenden Beschränkungsmaßnahmen kommen sollte, dürfte der Neukauf von teuren Küchengeräten bei zahlreichen Kunden möglicherweise nicht die höchste Priorität haben.
Charttechnisch hat die Aktie den Markt zuletzt klar outperformt – mit einem Zuwachs auf Sicht von einem Monat von etwas mehr als 22 Prozent auf aktuell 662,00 Euro ist die Rational-Aktie der Top-Performer im MDAX. Der Markt könnte hier etwas zu optimistisch sein, dass Rekordhoch vom Januar bei 740 Euro ist wieder in greifbare Nähe gerückt. Da bereits eine überkaufte Marktphase vorliegt, besteht aktuell durchaus Korrekturpotenzial. Ein Rückgang auf den 200-Tage-Durchschnitt bei aktuell 557,49 Euro oder den Unterstützungsbereich bei 541,00/539,50 Euro erscheint durchaus möglich.