Trotz des schwachen Konjunkturumfelds kann der Gabelstaplerhersteller KION kräftig wachsen – die Jahresziele dürften wohl locker erreicht werden.

KION – Stand 26.11.2019
Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal knapp einer technischen Rezession entkommen, von der man spricht, wenn das Wirtschaftswachstums in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft. Nachdem die deutsche Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 0,1 Prozent schrumpfte, hatten die Volkswirte auch für das dritte Quartal einen Rückgang um 0,1 Prozent prognostiziert, doch wuchs die deutsche Wirtschaft überraschend um 0,1 Prozent. Geht es mit der deutschen Wirtschaft nun wieder aufwärts?
Die jüngsten Konjunkturdaten lassen auf ein sich leicht besserndes Marktumfeld schließen. Die Stimmung in der Industrie scheint sich aufzuhellen – der Einkaufsmanagerindex der Industrie stieg im November in der ersten Lesung um 1,7 Punkte auf 43,8 Zähler. Als guter Indikator hat sich häufig auch die Auftragslage bei den Maschinenbauern erwiesen. Im zweiten Quartal waren die Auftragseingänge beim weltweit zweitgrößten Gabelstaplerhersteller KION noch rückläufig. Doch im dritten Quartal haben die Kunden wieder mehr Geld ausgeben und in den Ausbau und die Optimierung ihrer Lager- und Logistikkapazitäten investiert. Der Auftragseingang bei KION stieg daher in den Monaten Juli bis September im Vergleich zum Vorjahr um 13,5 Prozent auf 2,34 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte im gleichen Zeitraum um 13,9 Prozent auf 2,16 Milliarden Euro, während sich das bereinigte EBIT um 12,6 Prozent auf 217,1 Millionen Euro verbesserte. Die operative Marge lag mit 10,1 Prozent in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Netto verdiente Europas größter Hersteller von Flurförderzeugen 120,7 Millionen Euro und damit 25,5 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Für viele Analysten enttäuschend war allerdings der Ausblick, denn KION-Vorstand Gordon Riske bestätigte lediglich die bisher abgegebenen Prognosen. Der Umsatz soll im Gesamtjahr weiter zwischen 8,16 und 8,65 Milliarden Euro liegen, während ein bereinigtes EBIT zwischen 805 und 875 Millionen Euro angestrebt wird. Den Marktteilnehmern war jedoch schnell klar, dass die Prognosen recht konservativ sind und die Wahrscheinlichkeit recht hoch ist, dass das obere Ende der Prognosen erreicht oder sogar übertroffen wird. Zählt man die Ergebnisse der vergangenen vier Quartale zusammen, kommt man schon auf ein bereinigtes EBIT in Höhe von 877 Millionen Euro. Und dass es im vierten Quartal zu einem Ergebnisrückgang kommt, ist angesichts der prall gefüllten Bücher schwer vorstellbar.
Die KION-Aktie schnellte nach den Zahlen kräftig nach oben. Allerdings lief der Wert schon vorher recht gut, weshalb er nach dem Anstieg etwas heiß gelaufen war. Doch zu Gewinnmitnahmen kam es kaum. Die Aktie konsolidierte ihren starken Anstieg über die Zeit, was als sehr gutes Zeichen zu werten ist. Das zentrale Widerstandsniveau dürfte am April-Hoch bei 61,88 Euro zu lokalisieren sein, dass jüngst nur hauchdünn verfehlt wurde. Kann das Jahreshoch herausgenommen werden, würde ein neues Kaufsignal generiert. Aufgrund der nun schon mehr als einmonatigen Seitwärtsbewegung könnte ein Ausbruch nach oben kräftige Impulse erzeugen. Allerdings würde sich zunächst nur Kurspotenzial bis zum Zwischentief vom November 2017 bei 64,22 Euro eröffnen. Erst wenn auch diese Hürde gemeistert wird, wäre etwas mehr Luft nach oben. Wird auch der seit dem Rekordhoch aus dem Jahr 2017 etablierte Abwärtstrend bei etwa 70,20 Euro nach oben verlassen, würden sich nur noch das Zwischenhoch vom April 2018 bei 78,88 Euro und das Rekordhoch vom Oktober 2017 bei 81,95 Euro in den Weg stellen. Auf der Unterseite droht aktuell wenig Gefahr, allerdings sollte der bei aktuell 51,79 Euro verlaufende 200-Tage-Durchschnitt nicht unterschritten werden.