2016 kaufte Bayer den amerikanischen Düngemittelhersteller Monsanto für rund 66 Milliarden US-Dollar. Aus dem bis heute größten Deal der Unternehmensgeschichte wurde allerdings das größte Debakel in der Geschichte des Konzerns. Eine Zerschlagung des Konzerns könnte zumindest an der Börse für neuen Schwung sorgen.
Monsanto stellt Glyphosat-basierte Produkte zur Unkrautbekämpfung her, denen krebserregende Eigenschaften vorgeworfen werden. Bayer sah sich in den Jahren nach dem Kauf mit Tausenden von Rechtsstreitigkeiten konfrontiert und musste bereits Schadensersatzzahlungen in zweistelliger Milliardenhöhe begleichen. Und das Thema ist noch längst nicht beendet, noch immer stehen zahlreiche Schadensersatzforderungen aus.
Doch selbst wenn das Thema auf absehbarer Zeit beendet werden könnte, der Imageschaden für den Konzern ist enorm. Der Aktienkurs hat unter den Entwicklungen der vergangenen Jahre bereits stark gelitten – erreichte die Aktie im Vorfeld des Deals ihr Rekordhoch bei 146,45 Euro, so hat das Papier seither gut zwei Drittel an Wert verloren.
Zum Glück für Bayer entwickelte sich die Pharmasparte in den vergangenen Jahren ungleich besser. Man könnte auch sagen, dass Bayer nur wegen des gut laufenden Pharmageschäfts überlebte. Erst gestern erhöhte der Konzern die Umsatzprognose für seine zuletzt neu eingeführten Medikamente und Top-Entwicklungsprojekte. Bayer stellt nun einen Spitzenumsatz von zusammen mehr 12 Milliarden Euro in Aussicht, was nahezu eine Verdopplung zur vorherigen Prognose bedeutete. Wegen des gut laufenden Pharmageschäfts werden die Forderungen zu einem Abspalten der Sparte immer lauter.
Einem Medienbericht zufolge ist mit Bluebell Capital Partners nun ein weiterer Hedgefonds beim DAX-Unternehmen eingestiegen, der sich für eine Zerschlagung des Agrar- und Pharmakonzerns stark macht. Der Bayer-Vorstand gibt sich hier jedoch weiterhin stur und hält eine Zerschlagung des Konzerns nicht für Umsatzsteigernd. Dem stimmt zwar auch der aktivistische Investor zu, doch hätte der Konzern seinen Aktionären gegenüber laut Bluebell auch die Pflicht, den Aktienkurs zu steigern. Und nach Meinung von Bluebell würde eine Zerschlagung ein Aufwärtspotenzial für die Aktie von mehr als 70 Prozent bieten. Bluebell dränge dem Bericht zufolge zudem darauf, einen Verkauf oder einen Börsengang des Geschäfts mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten Consumer Health zu prüfen.
Die Bayer-Aktie hat auf die Zerschlagungs-Spekulationen bereits reagiert und in den vergangenen Tagen um mehr als 10 Prozent zugelegt. Halten die Spekulationen an, könnte dies der Aktie noch eine Weile Rückenwind bieten. Dass sich der Bayer-Vorstand jedoch von kleineren Hedgefonds, wie Bluebell einer ist, einschüchtern lässt, ist kaum zu erwarten, zumal Bluebell die meldepflichtige Besitzschwelle von 3 Prozent der Bayer-Aktien noch nicht erreicht hat.
Charttechnisch hat die Bayer-Aktie gestern den aktuell bei 55,94 Euro verlaufenden 200-Tage-Durchschnitt überquert und heute sogar das November-Hoch bei 56,39 Euro getestet – bei 56,45 Euro erreichte die Aktie im frühen Handel ein 5-Monats-Hoch. Kann die Hürde nachhaltig gemeistert werden, würde sich zunächst weiteres Erholungspotenzial bis zum August-Hoch bei 59,41 Euro eröffnen, ehe das April hoch bei 67,99 Euro allmählich wieder in den Fokus rücken könnte. Gewinnmitnahmen könnten die Aktie kurzfristig aber durchaus noch einmal in Richtung ihrer aktuell bei 52,03 Euro verlaufenden 38-Tage-Linie befördern.