In der Vorwoche hellte sich das Bild an den Börsen zunächst etwas auf. Das gerade veröffentlichte Protokoll zur Fed-Sitzung sorgte für Zinssenkungsfantasie. Ende Juli wollte ein Teil der Währungshüter den Eindruck vermeiden, dass sich die Federal Reserve (Fed) bereits auf Kurs in Richtung kräftiger Zinssenkungen befindet. Andere Notenbanker forderten eine Zinssenkung von 50 Basispunkten. Das Ergebnis war eine Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte. Weitere Zinsschritte dürften folgen.

Die Kurserholung endete allerdings kurz vor dem Wochenende. Die Regierung in Peking zeigte vergangenen Freitag Widerstand gegen die wirtschaftliche Einschüchterungspolitik von Donald Trump und führte auf US-Güter im Wert von 75 Milliarden US-Dollar Zölle ein. Der US-Präsident reagierte mit einem Wutanfall und will nun die bestehenden Zölle auf Importe aus China um fünf bis 15 Prozent erhöhen. Die Aktienmärkte brachen daraufhin ein.
Den Investoren bleibt nur die Hoffnung, dass die Geldpolitik den Kursrutsch stoppt. Neben der Fed sorgte sich auch die Europäische Zentralbank (EZB) um Konjunktur und Märkte. Ängstlich blicken die EZB-Währungshütern auf die wirtschaftliche Schwäche in der Eurozone und vor allem auch in Deutschland. Laut dem gerade veröffentlichten Protokoll zur EZB-Ratssitzung vom 25. Juli sind deshalb geldpolitische Lockerungsmaßnahmen in Planung. Dabei dürfte es sich um eine Kombination aus Zinssenkungen und erneuten Anleihekäufen handeln.

Offen ist, ob die Geldpolitik allein für eine Stabilisierung der Börsen sorgen kann. Dagegen spricht die Gewinnentwicklung. Zwar haben im Vorquartal nur 15 Prozent der Unternehmen in Europa negativ überrascht, während 35 Prozent der europäischen Unternehmen den prognostizierten Gewinn überboten. Allerdings hatten die Analysten ihre Gewinnschätzungen im Vorfeld kräftig nach unten revidiert. Viele Unternehmen konnten dadurch ihre Gewinnprognosen mit Leichtigkeit übertreffen.

Wichtiger ist das Gewinnwachstum. Das fiel in Europa negativ aus. Der Quartalsgewinn der im STOXX Europe 600 enthaltenen Unternehmen schrumpfte im zweiten Quartal um rund drei Prozent. Die Quartalszahlen der US-Unternehmen fielen zwar besser aus. Doch überzeugen konnten auch diese nicht. Im zweiten Quartal stiegen die US-Unternehmensgewinne nur um rund 0,5 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Auch jenseits des Atlantiks herrscht Gewinnstagnation. Damit fallen die Unternehmensgewinne als Treiber für die Märkte aus.

Quelle: Barclays; Datum: 15.08.19

Hinzu kommen politische Gefahren. Die Unsicherheit über protektionistische Maßnahmen, die das globale Wachstum weiter schwächen, bleibt bestehen. Positives gibt es aus Italien zu berichten. Hier laufen Gespräche zur Bildung einer neuen Regierungskoalition. Verlaufen die Gespräche erfolgreich, würde dies die Regierungskrise in Italien entschärfen. Dafür ist im Brexit-Drama keine Lösung in Sicht. Ein harter Brexit könnte den Aktienmärkten einen weiteren Schlag versetzen.

Senkung der Gewinnprognosen

Die wirtschaftliche Eintrübung sorgte dafür, dass die Analysten ihre Gewinnschätzungen für das 2. Quartal ab dem Jahresanfang kräftig reduzierten. Die Analysten erkannten, dass die wirtschaftliche Abschwächung voll auf die Unternehmensgewinne durchschlägt. Die Gewinnstagnation spricht gegen eine Fortsetzung des diesjährigen Kursaufschwungs.

Blick auf die Märkte

MARKTDATEN

(Stand: 27.08.2019, 10:30 Uhr, Quelle: vwd)

Basiswert

Stand

Veränderung zu Vorwoche (nominal)

Veränderung zur Vorwoche (in Prozent)

DAX

11.641,95

-73,51

-0,63 %

MDAX

24.962,27

-225,25

-0,89 %

TecDAX

2.713,54

-43,29

-1,57 %

Euro STOXX 50

3.341,75

-27,83

-0,83 %

Nikkei 225

20.456,08

-221,14

-1,07 %

Dow Jones

25.898,83

-236,96

-0,91 %

NASDAQ 100

7.575,02

-144,30

-1,87 %

Gold

1.531,52

+30,55

+2,04 %

Silber

17,70

+0,68

+3,98 %

Rohöl (Brent)

59,01

-0,83

-1,39 %

EUR/USD

1,1112

+0,0038

+0,34 %

AUSGEWÄHLTE WIRTSCHAFTSDATEN

(Stand: 27.08.2019, Quelle: finanzen.net)

Datum

Relevanz

Uhrzeit

Land*

Indikator

Periode

Prognose

Zuletzt

Mi, 28.08.19

2

08:00

DE

GfK Konsumklima

Sep

9,6

9,7

Mi, 28.08.19

2

08:00

DE

Importpreise

Jul

0,0 %

-1,4 %

Mi, 28.08.19

2

08:00

DE

Importpreise

Jul/Jahr

-1,7 %

-2,0 %

Mi, 28.08.19

2

16:30

US

EIA Wöchentliche Rohöl-Lagerbestände in Mio. Barrel

Vorwoche

-2,13

-2,70

Do, 29.08.19

3

08:45

FR

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Q1

0,2 %

0,3 %

Do, 29.08.19

2

09:55

DE

Arbeitslosenquote

Aug

5,0 %

5,0 %

Do, 29.08.19

3

11:00

EU

Verbrauchervertrauen

Aug

-7,1

-7,1

Do, 29.08.19

3

14:00

DE

Verbraucherpreisindex

Aug/Jahr

1,5 %

1,7 %

Do, 29.08.19

3

14:00

DE

Harmonisierter Verbraucherpreisindex

Aug/Jahr

1,2 %

1,1 %

Do, 29.08.19

3

14:30

US

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Q2/Jahr

2,0 %

2,1 %

Do, 29.08.19

3

14:30

US

Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in Tsd.

Vorwoche

215

209

Fr, 30.08.19

3

01:30

JP

Verbraucherpreisindex Tokio

Aug/Jahr

0,7 %

90,0 %

Fr, 30.08.19

2

08:00

DE

Einzelhandelsumsätze

Jul

-1,0 %

3,5 %

Fr, 30.08.19

3

08:45

FR

Verbraucherpreisindex (EU Norm)

Aug/Jahr

1,2 %

1,3 %

Fr, 30.08.19

3

11:00

IT

Verbraucherpreisindex (EU Norm)

Aug/Jahr

0,5 %

0,3 %

Fr, 30.08.19

3

11:00

EU

Harmonisierter Verbraucherpreisindex

Aug/Jahr

1,0 %

1,0 %

Fr, 30.08.19

3

12:00

IT

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Q2

0,0 %

0,0 %

Fr, 30.08.19

3

12:00

IT

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Q2/Jahr

0,0 %

0,0 %

Mo, 02.09.19

3

3:45

CN

Caixin Einkaufsmanagerindex Industrie

Aug

49,7

49,9

Di, 03.09.19

3

16:00

US

ISM Einkaufsmanagerindex Industrie

Aug

51,4

51,2

* Länderabkürzungen (ISO 3166): DE = Deutschland, US = USA, FR = Frankreich, EU = Eurozone, JP = Japan, IT = Italien, CN = China

Schlittert Italien in eine Rezession?
Wie schon im Marktbericht erwähnt, deutet sich in Italien eine Entschärfung der jüngst eskalierten Regierungskrise an. Der Plan von Lega-Chef Matteo Salvini, die Regierung zu verlassen und damit Neuwahlen einzuleiten, dürfte scheitern. Die 5-Sterne-Bewegung hat Gespräche mit den Sozialdemokraten (PD) über ein Regierungsbündnis aufgenommen. Sollte es hier zu einer neuen Regierungskoalition kommen, wären Neuwahlen nicht nötig. Auch die EU-Kommission dürfte beim Zustandekommen der neuen Regierungskoalition aufatmen, denn von ihr dürfte deutlich weniger Ärger ausgehen als von der alten. Allerdings wird auch mit dem neuen Regierungsbündnis das alte Problem zunächst bleiben. Italien wandelt bereits gefährlich nahe an einer Rezession. Im ersten Quartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung des Landes auf Jahressicht um 0,1 Prozent. Sollte die Wirtschaft auch im zweiten Quartal geschrumpft sein, würde sich das südeuropäische Land per Definition bereits inmitten einer Rezession befinden. Der Markt geht allerdings eher von einem wirtschaftlichen Stillstand aus. Italien wird seine Wachstumsdaten am kommenden Freitag vorlegen.