Optimistische Aktienmärkte – pessimistische Anleihemärkte

Nun kommt sie eventuell doch – die Herbstrallye. Der Dow Jones Industrial erreichte in der Vorwoche mit 26.769,16 Punkten ein neues Allzeithoch. Der DAX notiert zwar immer noch rund 1.200 Punkte unter seinem Höchststand vom Januar 2018 von 13.596 Punkten. Doch immerhin sorgte die Rekordfahrt an der Wall Street für einen deutlichen Anstieg des DAX in den Vorwochen. Verwunderlich ist der steile Kursanstieg im September für viele Investoren dennoch. Schließlich setzte die US-Regierung die Strafzölle auf Importe aus China in Kraft. Die Investoren befürchteten Zölle von zehn Prozent auf alle Importe aus China, also Schlimmeres. Stattdessen wurden „nur“ Zölle auf Waren im Umfang von 200 Milliarden US-Dollar, also in etwa die Hälfte der Importe aus China, verhängt. China konterte mit Zöllen von zehn Prozent auf US-Waren im Umfang von „nur“ 60 Milliarden US-Dollar. Das, aber auch Gerüchte, dass die USA und China die Beilegung des Handelskonflikts in Gesprächen herbeiführen wollen, sorgte für Entspannung. Positiv werteten die Investoren zudem, dass die Stimmung unter den Einkaufsmanagern und den Verbrauchern in den USA weiter positiv ist.

Der US-Arbeitsmarkt entwickelte sich sehr gut. In Deutschland gab der Konjunkturindex des ifo Instituts für den September nur leicht um 0,2 auf 103,7 Punkte nach. Das sind alles Signale, dass sich die großen Industrieländer weiter auf Wachstumskurs befinden. Die guten Wirtschaftszahlen befeuerten die Kauflaune an den Börsen. Allerdings dürfte dies die Fed zu Zinserhöhungen veranlassen. Erwartet werden vier Zinsschritte um jeweils 0,25 Prozentpunkte bis Ende 2019. Das belastet die Schwellenländer, die sich in den Vorjahren in US-Dollar hoch verschuldet haben. Die BIZ warnte diese Woche erneut vor einer Schwellenländerkrise, die auch die Industrieländer treffen würde. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass die Anleiheinvestoren die wirtschaftliche Situation im Gegensatz zu den Aktieninvestoren wesentlich skeptischer beurteilen.