Wird es an den Aktienmärkten ungemütlich, dann schlägt die Stunde der Börsenbetreiber. Über das aktuell erhöhte Handelsvolumen dürfte sich auch die Deutsche Börse freuen.
Das Klima an den Finanzmärkten ist in den vergangenen Tagen deutlich rauer geworden. Am Montag kam es sogar zu einem heftigen Sturm, nachdem die im Januar in China ausgebrochene Lungenkrankheit inzwischen auch Europa erreicht hat und sich in Italien auszubreiten droht. Die Anleger reagierten teils panikartig und schmissen ihre Aktien über Board. Allein am Montag wurden über Xetra mehr als 165 Millionen DAX-Aktien gehandelt – ein Niveau, das sonst nur einmal pro Quartal, und zwar am großen Verfallstag an den Terminbörsen (dreifacher Hexensabbat), erreicht wird. Der Betreiber der Handelsplattform Xetra ist die Deutsche Börse. Sie profitiert davon, wenn es an den Finanzmärkten etwas unbequemer wird und die Schwankungsintensität zunimmt, denn wird viel gehandelt, dann klingeln beim Börsenbetreiber die Kassen.
Von Oktober bis Dezember – bei der Deutschen Börse das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2019 – war es an den internationalen Finanzmärkten relativ ruhig. Und dennoch konnte der Börsenbetreiber seine Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent auf 756,6 Millionen Euro steigern. Das bereinigte operative Ergebnis sank allerdings um 2 Prozent auf 410,5 Millionen Euro. Noch etwas besser lief es allerdings im Gesamtjahr. Nach vorläufigen Zahlen konnte die Deutsche Börse ihre Erlöse im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2019 um 6 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro steigern. Der bereinigte Gewinn lag bei 1,1 Milliarden Euro und damit rund 10 Prozent über dem Vorjahresergebnis.
Das durchschnittliche Xetra-Handelsvolumen im DAX lag von Oktober bis Dezember bei etwa 79 Millionen Aktien pro Tag. Das Börsenjahr 2020 hatte bereits einige Aufreger parat, weshalb das durchschnittliche Handelsvolumen im laufenden 3-Monats-Abschnitt bisher bei mehr als 83 Millionen Aktien pro Tag liegt. Bleibt es an den Börsen also noch eine Weile ungemütlich, dann dürfte das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres für den Börsenbetreiber erfreulich verlaufen. Für das Gesamtjahr 2020 peilt die Deutsche Börse ein strukturelles Wachstum von 5 Prozent an – der bereinigte Gewinn soll auf 1,2 Milliarden Euro und damit um mehr als 9 Prozent steigen. Der Börsenbetreiber könnte somit auf einem guten Weg sein, die Planzahlen zu erreichen.
Charttechnisch hatte die Aktie zuletzt einen starken Lauf und kletterte zu Beginn des Jahres nahezu täglich auf ein neues Rekordhoch. Den bisherigen Bestwert erreichte die Aktie am 19. Februar bei 158,90 Euro. Bereits in den vergangenen Tagen gaben die Papiere leicht nach, was angesichts einer bereits überkauften Marktphase überaus gesund war. Auf der Unterseite sollten die 38-Tage-Linie bei 148,96 Euro oder das Oktober-Hoch bei 145,95 Euro für ausreichend Halt sorgen. Als zusätzliche Unterstützung sollte der seit Dezember 2018 etablierte Aufwärtstrend fungieren, der aktuell bei 141,36 Euro verläuft. Nimmt der Wert allerdings wieder Fahrt auf und sein Hoch bei 158,90 Euro heraus, wäre reichlich Luft nach oben.