Fresenius dürfte auch 2021 vor einigen Herausforderungen stehen. Mit Kosteneinsparungen versucht der Gesundheitskonzern wieder effizienter zu werden. Ein Blick auf die Konzernstruktur offenbart jedoch zusätzliche Fantasie.
Der DAX-Konzern Fresenius wollte nach einem schwierigen Geschäftsjahr 2019 eigentlich schnell in die Erfolgsspur zurückfinden. Doch auch das Jahr 2020 hat sich wegen der Coronavirus-Pandemie als äußerst herausfordernd erwiesen. Der Krankenhausbetreiber musste Operationen verschieben, um Intensivbetten für Corona-Patienten freizuhalten. Zudem verhagelten strenge Hygieneauflagen dem Gesundheitskonzern die Bilanz. Vor allem die ebenfalls im DAX notierte Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) hatte schwer mit der Coronakrise zu kämpfen. Mit der Rückkehr auf den Wachstumspfad wurde für Fresenius somit auch 2020 nichts – im vergangenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr zwar um 2 Prozent auf 36,3 Milliarden Euro, doch sackte das bereinigte Konzernergebnis um 4 Prozent auf knapp 1,8 Milliarden Euro ab.
Das vierte Quartal 2020 hat gezeigt, dass 2021 ein weiteres schwieriges Jahr für den Gesundheitskonzern werden könnte, was in erster Linie an der Tochter FMC liegen dürfte. FMC erwartet im laufenden Jahr einen Gewinneinbruch von etwa 25 Prozent. Der Gewinneinbruch wird auch den Mutterkonzern belasten. Aus diesem Grund erwartet das Management eine Ergebnisentwicklung in diesem Jahr, die „mindestens in etwa stabil“ bleiben sollte. Umsatzseitig erwartet Fresenius währungsbereinigt einen Anstieg im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich.
Auf den ersten Blick gibt es somit wenige Gründe für ein Engagement in Fresenius. Doch langfristig bietet sich dem Anleger eine durchaus vielversprechende Chance. Trotz aller Probleme erhöhte Fresenius jüngst seine Dividende um 0,04 Euro auf 0,88 Euro, womit sich auf dem aktuellen Kursniveau eine solide Dividendenrendite von etwa 2,5 Prozent ergibt.
Zudem will der Konzern seine Effizienz steigern und die Kostenbasis verbessern. Anders ausgedrückt – alle Bereiche kommen auf den Prüfstand und es werden Einsparungen vorgenommen. Fresenius verspricht sich hier bis 2023 Verbesserungen beim Ergebnis nach Steuern und Minderheitenanteilen von mindestens 100 Millionen Euro jährlich erreichen zu können. Auch Stellenstreichungen schloss Fresenius nicht aus.
Fantasie liegt auch in der Konzernstruktur. Fresenius beschäftigt derzeit 311.000 Mitarbeiter. Zum Konzern gehören neben der bereits börsennotierten Tochter FMC noch die Klinikkette Helios, die Tochter Fresenius Kabi, die Medikamente und Medizinprodukte zur Infusion, Transfusion und klinischen Ernährung anbietet, sowie die Dienstleistungssparte Vamed. Vorstandschef Stephan Sturm hatte in der Vergangenheit wiederholt gesagt, dass eine separate Börsennotierung von Sparten nicht geplant sei. Doch er ließ auch durchblicken, dass Fresenius vom Kapitalmarkt nicht die Wertschätzung erfahre, die der Konzern aus seiner Sicht verdiene und verwies auf die Konzernstruktur. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit haben gezeigt, dass der Markt Ausgliederungen mit starken Kursavancen honoriert. Erst vor wenigen Tagen kamen Gerüchte auf, der Autobauer Volkswagen wolle seine Sportwagen-Tochter Porsche an die Börse bringen (nicht zu verwechseln mit der Porsche-Holding), was zu kräftigen Kurssteigerungen führte. Sollte auch Fresenius an einen solchen Schritt denken, könnte dies dem Aktienkurs auf die Beine helfen.
Charttechnisch befindet sich die Aktie seit Mitte Juni 2017 in einem Abwärtstrend, der sich gegen Ende 2018 sogar noch beschleunigte. Ein Verlassen des Abwärtstrends, der aktuell bei etwa 38,40 Euro verläuft, könnte der Startschuss für eine Erholungsbewegung sein. Wird auch der vielbeachtete 200-Tage-Durchschnitt bei aktuell 39,40 Euro überquert, wäre der Weg in Richtung Zwischenhoch vom Juni 2020 bei 46,51 Euro erst einmal frei. Auf der Unterseite sollte jedoch das Oktober-Tief bei 31,03 Euro nicht mehr unterschritten werden.