Hohe Kursverluste schüren die Angst vor einer Baisse
Nicht der sonst übliche September, der Oktober brachte die Kursverluste. Der S&P 500 notierte zu Wochenschluss rund 8,8 Prozent unter seinem Schlussstand Ende September, der DAX verlor 8,5 Prozent. Der Rückgang des T-Note Futures um 0,4 Prozent signalisierte zudem, dass US-Staatsanleihen als sicherer Hafen nicht gefragt waren. Die üblichen Verdächtigen – der Budgetstreit zwischen Italien und der EU, der Handelsstreit zwischen den USA und China und der harte Brexit – scheiden als Gründe aus. Die Belastungsfaktoren sind bekannt und damit bereits in den Kursen enthalten.
Da der Kursrutsch in den USA begann, ist der Grund offensichtlich auch dort zu suchen. Vermutet wird, dass die Kurse der US-Aktien zu hohe Gewinnwachstumserwartungen enthielten. Da der Arbeitsmarkt in den USA leergefegt ist, steigen die Löhne. Das drückt wiederum auf die Gewinne der US-Unternehmen. Gleichzeitig sorgen steigende US-Löhne für mehr Konsum und damit für zusätzliches Wachstum, allerdings auch für eine anziehende Inflation. Für die Federal Reserve bedeutet dies, dass sie ihre Leitzinsen weiter erhöhen muss.
Damit befinden sich die US-Unternehmensgewinne im kommenden Jahr in einer Zange zwischen Lohnkosten- und Zinskostenanstieg. Für 2019 und 2020 erwarten die Analysten aktuell ein Gewinnwachstum von jeweils zehn Prozent. Vermutlich werden die Analysten diese Zahl in den kommenden Monaten nach unten revidieren müssen. Das führt wiederum zu einer Verringerung des Bewertungsniveaus, also des Kurs-Gewinn-Verhältnisses. Bei dem aktuellen Kursrutsch dürfte es sich daher eher um eine Korrektur als um eine Trendwende handeln.
Das Börsenumfeld wird jedoch herausfordernder. Die Ära des synchronen globalen Aufschwungs geht zu Ende. Die US-Wirtschaft wächst weiter dynamisch, während sich das Wachstum in der restlichen Welt eher abschwächt. Opfer dieser Entwicklung waren in der Vergangenheit die in US-Dollar hoch verschuldeten Schwellenländer. Steigende US-Zinsen bedeuten für sie eine steigende Zinslast. Die Gefahr von Schwellenländerkrisen steigt, das Risiko einer Aktien-Baisse nimmt damit zu. Eine Vermögensklasse zeigte im Oktober Stärke: Gold. Das Edelmetall ist mit Aktien und Anleihen gering korreliert. Wird es einem Depot aus Aktien und Anleihen beigemischt, führt dies zu einer Reduktion des Risikos. Vielleicht ist dies der Grund, warum Gold wiederentdeckt wurde.