Mit inzwischen 5,3 Millionen aktiven Kunden ist HelloFresh der weltweit führende Anbieter von Kochboxen. Damit das so bleibt, baut der Konzern künftig auf eine eigene Auslieferung, was die Gewinnmarge langfristig erheblich verbessern dürfte.
Das Berliner Unternehmen HelloFresh zählt zu den ganz großen Profiteuren der Coronakrise. Der weltweit führende Anbieter von Kochboxen verschickte 2020 mehr als 600 Millionen Mahlzeiten an seine Kunden, was einer Steigerung im Vergleich zum Vorjahr von beinahe 114 Prozent entspricht. Der Umsatz stieg dementsprechend um 107,3 Prozent auf 3,75 Milliarden Euro – währungsbereinigt betrug das Wachstum sogar 111,2 Prozent. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (AEBITDA) hat sich aufgrund der niedrigen Vergleichsbasis im Vorjahr auf 505,2 Millionen Euro sogar beinahe verzehnfacht.
Den größten Schub gab es im Schlussquartal, dem bisher besten Quartal der Unternehmensgeschichte. Von Anfang Oktober bis Ende Dezember steigerte HelloFresh die Zahl seiner aktiven Kunden im Jahresvergleich um 78 Prozent auf 5,3 Millionen. Der Umsatz stieg auf über 1,1 Milliarden Euro, was einem währungsbereinigten Wachstum von 126 Prozent entspricht.
Eine derart beeindruckende Geschäftsentwicklung hat selbst das Unternehmen nicht erwartet, was die insgesamt 5-malige Anpassung der eigenen Prognosen für das Gesamtjahr untermauern. Für 2021 stellte das Unternehmen bei der Präsentation der Bilanz ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 20 bis 25 Prozent in Aussicht, was recht konservativ erscheint. Die Anleger zeigten sich im Anschluss enttäuscht – bei der Aktie kam es nach einer beeindruckenden Aufwärtsrallye zu kräftigen Gewinnmitnahmen. Vom Mitte Februar erreichten Rekordhoch bei 77,90 Euro sackte die Aktie im Tief bis auf 53,15 Euro ab.
Die Kurskorrektur hing auch mit Fortschritten bei den Impfkampagnen zusammen. In der Hoffnung auf eine Rückkehr zur Normalität, schichteten einige Marktteilnehmer ihr Kapital von den Corona-Profiteuren in die stark von der Krise gebeutelten Unternehmen um.
Doch der Kochbox-Spezialist könnte sich als langfristiger Profiteur der Krise entpuppen, denn viele Kunden haben sich an den Service, die Zutaten für immer neue Gerichte zugeschickt zu bekommen, gewöhnt.
Der Erfolg von HelloFresh weckt bei vielen Unternehmen natürlich Begehrlichkeiten, das Modell der Berliner zu kopieren. Doch HelloFresh hat hier den immensen Vorteil, während der Pandemie Millionen neuer Kunden gewonnen und somit sehr viel Geld verdient zu haben. Dieses Kapital soll nun in eine eigene Auslieferung investiert werden. In sechs Städten in Deutschland und Österreich beliefern Subunternehmer bereits die Kunden. In den vergangenen zehn Wochen hat das Unternehmen Auslieferlager in Berlin, Hamburg, Köln, Düsseldorf, München und Wien angemietet und eröffnet. Mit eigenen HelloFresh-Kühlwagen sollen die Boxen bald an die Kunden ausgeliefert werden. Weitere Städte dürften in Kürze folgen. Mit der neuen Strategie soll die Konkurrenz auf Abstand gehalten werden. Zudem dürften sich die Gewinnmargen langfristig deutlich erhöhen. Auch hätte HelloFresh Spielraum für Preissenkungen, um der Konkurrenz das Leben noch schwerer zu machen.
Der jüngste Kursrückgang der Aktie könnte sich als vielversprechende Einstiegsgelegenheit entpuppen. Die Aktie hat sich von ihrem Korrekturtief bereits um mehr als 10 Euro erholt – das Rekordhoch ist aber noch ein ganzes Stück entfernt. Kann das Zwischenhoch vom 23. März bei 68,65 Euro überquert werden, wäre der Weg in Richtung Bestmarke bei 77,90 Euro wieder frei.
Hinweis: Die UBS bietet auf HelloFresh derzeit leider keine Long- und Short-Produkte an.