Wer an Hebelprodukte denkt, denkt oftmals zuerst an Optionsscheine. Es gibt jedoch noch eine zweite große Kategorie, die neben den Optionsscheinen zu den Hebelprodukten zählt: Knock-Out Produkte. Knock-Out Produkte haben unterschiedliche Namen. So gibt es Turbo-Optionsscheine, Turbo Zertifikate, Bull- und Bear-Zertifikate, Long- und Short-Zertifikate oder Mini-Future-Zertifikate. Der Grundgedankte ist aber immer derselbe: Gewinnerzielung durch eine hohe Hebelwirkung. Die Produkte gibt es sowohl für steigende wie auch für fallende Märkte.

Knock-Out Produkte weisen dabei gegenüber Optionsscheinen einige Besonderheiten auf:

  • Knock-Out Produkte können vorzeitig verfallen, wenn der Kurs des Basiswertes eine bestimmte Schwelle unterschreitet (bei „Call-Produkten“) oder überschreitet (bei „Put-Produkten“). Je nach Ausgestaltung des Produktes verfallen sie wertlos oder es wird ein bestimmter Restwert zurückgezahlt.
  • Knock-Out Produkte sind von Veränderungen der impliziten Volatilität nur wenig oder gar nicht betroffen. Die Preisbildung ist für den Anleger daher leichter nachvollziehbar als bei Optionsscheinen.
  • Durch die Möglichkeit des „Knock-out“ und die höhere Hebelwirkung sind Knock-Out Produkte riskanter als vergleichbare Optionsscheine. Ihr Einsatz ist daher nur für sehr risikobereite und erfahrene Anleger zu empfehlen.

Beispiel eines Call Knock-Outs mit Stop Loss

Basiswert: Muster AG
Kurs (Basiswert): 75,50 €
Bezugsverhältnis: 10 : 1
Restlaufzeit: 1 Jahr
Kurs Knock-Out-Produkt: 2,30 €
Basispreis (Strike): 54,40 €
Sicherheitsschwelle: 57,10 €
Aktueller Hebel: 3,3
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Szenario 1:

Aktie notiert am Laufzeitende bei 100 € und ist nicht auf oder unter die Sicherheitsschwelle von 57,10 € gefallen.

In diesem Szenario bekommt der Anleger je Knock-Out Produkt 4,56 € ausgezahlt. Dieser Betrag errechnet sich aus dem Aktienkurs abzüglich des Basispreises unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses; d.h. (100 € – 54,40 €) x 0,1 = 4,56 €. Er hätte damit einen Gewinn von rund 100 Prozent erzielt, während die Aktie nur um etwa 32 Prozent gestiegen wäre.

Szenario 2:

Aktie fällt während der Laufzeit unter die Sicherheitsschwelle.

Fällt die Aktie unter die Sicherheitsschwelle, so wird das Knock-Out Produkt ausgeknockt. Der Knock-Out wird zum Restwert zurückgezahlt ((57,10 € – 54,40 €) * 0,1 = 0,27 €). Während die Aktie im gleichen Zeitraum nur etwa 25 Prozent verloren hätte, verliert der Knock-Out etwa 87 Prozent

Um die Finanzierungskosten (z.B. für das Hedging) des Emittenten zu decken, werden Basispreis und Sicherheitsschwelle bei Wertpapieren ohne Laufzeitbegrenzung regelmäßig angepasst, so dass der Wert des Knock-Outs bei gleichbleibenden Kursen des Basiswertes sinkt.

Das Hedging des Emittenten

Bei dem oben erwähnten Hedging sichert sich der Emittent des Produktes ab.

Für unser Beispiel heißt das: der Emittent erwirbt so viele Aktien der Muster AG, dass er mit den Aktien im Idealfall denselben absoluten Gewinn oder Verlust erzielt wie Sie. Damit spielt es für ihn keine Rolle, wie sich die Aktie künftig entwickelt. Zum Kauf der Aktien ist allerdings ein viel größerer Geldbetrag erforderlich als zum Kauf der Knock-Out-Calls. Für das Kapital, das hierfür eingesetzt werden muss, stellt Ihnen der Emittent Zinskosten in Rechnung. Diese Zinskosten bilden das Aufgeld. Sie können daher den Kauf eines Knock-Out-Calls auch mit einem teilweise kreditfinanzierten Kauf der Aktie vergleichen. Sie bringen dabei nur einen Teil des Geldes auf, nämlich den Kaufpreis für die Knock-Outs. Bei Knock-Out-Puts muss der Emittent den Basiswert verkaufen, um sich abzusichern. Das freiwerdende Kapital kann der Emittent kurzzeitig zinsbringend anlegen. Daher kann es bei Knock-Out-Puts vorkommen, dass das Produkt sogar leicht unter dem inneren Wert notiert.

Wenn Sie mehr über Hebelprodukte und natürlich auch Anlagezertifikate erfahren möchten, dann finden Sie in dem „Kompass Strukturierte Produkte“ ausführliche Informationen mit vielen Beispielen.