Mit einem Zuwachs seit Jahresanfang von knapp 120 Prozent sorgen die Aktien des Düngemittelherstellers K+S derzeit für Furore. Bereits 2021 sprang der Aktienkurs des Kasseler Unternehmens um 95 Prozent an. Der Grund für die starke Kursentwicklung sind die in den vergangenen Monaten stark gestiegenen Kalipreise sowie die in den Jahren zuvor getätigten Sparmaßnahmen des Unternehmens.
Im März 2020 sackte der Kurs der K+S-Aktie auf ein Rekordtief bei 4,50 Euro ab. Ein deutlich überversorgter Markt an Kalidünger ließ auch die Kalipreise in den Keller sacken. Vor allem das enorme Kali-Zusatzangebot aus Osteuropa drückte auf die Preise. K+S konnte nicht mehr kostendeckend produzieren, was sich in den Geschäftszahlen widerspiegelte. Das Kasseler Unternehmen senkte in allen Bereichen seine Kosten, doch fielen die Kalipreise immer weiter.
Doch im Sommer 2021 wendete sich das Blatt. Infolge der politischen Entwicklungen in Belarus verständigten sich die Europäische Union (EU), die USA sowie andere westliche Staaten auf Strafmaßnahmen gegen den Apparat des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko. Auch der weltweit zweitgrößte Kaliproduzent Belaruskali (war 2019 für rund 20 Prozent der weltweiten Kaliproduktion verantwortlich) wurde sanktioniert. Fortan weigerten sich westliche Länder, Geschäfte mit Belaruskali zu machen, was große Auswirkungen auf das Kaliangebot hatte und den Kalipreis in die Höhe schnellen ließ. Mit dem Ukraine-Krieg und den Sanktionen gegen Russland folgte der nächste Preisschub für Düngemittel, vor allem für Kalidünger, denn Russland ist der weltweit drittgrößte Kaliexporteur.
Irgendwann werden die Sanktionen gegen Belarus oder Russland möglicherweise wieder aufgehoben, doch dürfte dies in naher Zukunft nicht geschehen, weshalb Experten mittelfristig mit weiter steigenden Kalipreisen rechnen.
Einer der großen Profiteure des Anstiegs der Kalipreise ist K+S. Der Konzern hat sich in einem zuvor schwierigen Marktumfeld neu ausgerichtet und die Kosten kräftig gesenkt. So wurden etwa die langfristigen Schulden seit Ende 2019 von 4,7 Milliarden auf inzwischen 2,4 Milliarden Euro reduziert.
Nun erhält der Konzern den Lohn für seine Maßnahmen. Bereits 2021 konnte K+S seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 32 Prozent auf 3,21 Milliarden Euro steigern. Das operative Ergebnis (EBITDA) stieg zum Vorjahr um 262 Prozent auf 969 Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr 2022 prognostiziert der Konzern ein operatives Ergebnis (EBITDA) zwischen 1,6 und 1,9 Milliarden Euro. Angesicht der jüngsten Entwicklung der Kalipreise könnte sich diese Prognose als zu konservativ erweisen.
Charttechnisch kennt die Aktie seit Wochen nur eine Richtung: nach oben. Mit dem Überqueren des Hoch aus dem Jahr 2018 bei 25,86 Euro hat sich weiteres Kurspotenzial bis zum Hoch aus dem Jahr 2015 bei 40,29 Euro eröffnet. Aufgrund des steilen Kursanstiegs in den vergangenen Wochen liegt aktuell bereits eine stark überkaufte Marktphase vor, weshalb es jederzeit zu Gewinnmitnahmen kommen kann. Aus charttechnischer Sicht wäre sogar ein Rücksetzer auf das jüngste Ausbruchsniveau bei 25,86 Euro möglich, doch erscheint dies angesichts der vielversprechenden Perspektiven nicht sehr wahrscheinlich.