Die Leverkusener stecken weiter mitten im Glyphosat-Rechtsstreit, der bereits viele Milliarden Euro gekostet hat. Risiken sind noch immer da, doch erscheinen diese langfristig überschaubar. Sollte Bayer wichtigen Entscheidungen endlich mal punkten, könnte die Aktie vor einer Erholung stehen.
Es ist noch gar nicht so lange her, da war die Bayer-Aktie das Schwergewicht im deutschen Leitindex DAX. Der Börsenwert des Leverkusener Pharmakonzerns betrug im Jahr 2016 zeitweise weit über 100 Milliarden Euro. Doch vom Glanz dieser Zeit ist nicht mehr viel übriggeblieben. Inzwischen beträgt der Marktwert von Bayer gerade einmal noch 45 Milliarden Euro. Im DAX ist Bayer nach Marktwert inzwischen nicht mehr unter den 15 größten Unternehmen zu finden.
2016 übernahmen die Leverkusener den US-Saatgut-Konzern Monsanto für knapp 63 Milliarden US-Dollar (damals umgerechnet etwa 56 Milliarden Euro). Inzwischen ist Bayer mit Monsanto weniger wert, als allein der Zukauf kostete. Denn mit Monsanto hat man sich eine Menge Ärger ins Haus geholt.
Der Kauf des amerikanischen Pflanzenschutz-Riesen kann inzwischen als Fehlentscheidung gewertet werden. Monsantos Unkrautvernichtungsmittel Roundup zog eine riesige Klagewelle nach sich, denn der enthaltene Wirkstoff Glyphosat soll krebserregend sein. Rund 9,6 Milliarden Dollar zahlte Bayer inzwischen an Vergleichen für die Beilegung von 96.000 der insgesamt rund 125.000 Klagen. Wegen rekordhoher Rückstellungen wies Bayer im vergangenen Geschäftsjahr ein Defizit von 10,5 Milliarden Euro aus – der größte Jahresverlust in der über 155-jährigen Geschichte des Konzerns.
Vor kurzem keimte etwas Hoffnung auf, denn Bayer glaubte, den Glyphosat-Rechtsstreit endlich beilegen zu können. Doch ein US-Bundesrichter machte den Leverkusenern einen Strich durch die Rechnung und lehnte einen endgültigen Vergleich mit den US-Klägeranwälten ab. Bayer änderte daraufhin seine Strategie und stieg aus dem US-Vergleichsverfahren aus. Bayer hat in den USA inzwischen die höchstrichterliche Ebene, den Supreme Court, eingeschaltet.
Für die Beilegung weiterer Klagen musste Bayer im zweiten Quartal weitere 4,5 Milliarden US-Dollar an Rückstellungen beiseitelegen. Neue Klagewelle will Bayer vermeiden und wird ab 2023 keine glyphosathaltigen Produkte mehr an Privatkunden in den USA verkaufen. Am Geschäft mit Großkunden will der Konzern zunächst aber noch festhalten. In Deutschland soll der Einsatz von Glyphosat ab 2024 verboten werden.
Ein Investment in die Bayer-Aktie ist mit einem gewissen Risiko behaftet. Diese erscheinen inzwischen jedoch überschaubar. Entscheidet sich der Supreme Court gegen Bayer müssten die Anleger weiterhin sehr viel Geduld mitbringen. Fällt die Entscheidung jedoch zugunsten von Bayer, wäre dies wohl das Ende des jahrelangen Rechtsstreits. Für die Bayer-Aktie könnte dies dann der Befreiungsschlag sein und zugleich der Startschuss für eine Aufholjagd.
Das Chartbild würde sich jedoch erst wieder deutlicher aufhellen, sollte der 200-Tage-Durchschnitt bei aktuell 51,37 Euro überschritten werden. Mittelfristig könnte das diesjährige Hoch vom Mai bei 57,73 Euro wieder angesteuert werden.