Zum Jahresanfang rechnete kaum jemand mit einer solch breiten Hausse. Die Nasdaq legte um etwa 22 Prozent zu, in Deutschland glänzten SDAX und MDAX mit einem Plus von fast 20 Prozent. Die großen Indizes wie der S&P 500, der DAX und der Euro STOXX 50 gewannen deutlich. Gold glänzte ebenfalls mit einem Plus von zehn Prozent. Investoren, die auf Anleihen setzten, können sich über einen Anstieg der Anleihepreise freuen. Der T-Note-Future, der auf zehnjährigen US-Staatsanleihen basiert, legte im ersten Halbjahr um 5,1 Prozent zu. Londons Long Gilt Future und der Bund Future auf deutsche Staatsanleihen stiegen um 5,6 Prozent. Vor allem der Anstieg der Anleihepreise ist bemerkenswert. Aufgrund der historisch tiefen Renditen zu Jahresanfang wurde ein weiterer Renditerückgang als wenig wahrscheinlich eingestuft. Es kam anders. Die zunehmenden Handelskonflikte belasten das globale Wirtschaftswachstum. In den USA ist im Mai die Bestellung langlebiger Wirtschaftsgüter um 1,3 Prozent eingebrochen. Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im Juni deutlich verschlechtert. In der Eurozone ist das Barometer für die Stimmung der Wirtschaft auf ein 3-Jahres-Tief gefallen.
Die US-Notenbank in Atlanta erwartet für das zweite Halbjahr nur noch ein auf das Jahr hochgerechnetes Wachstum von 1,9 Prozent. Diese Entwicklung sorgte für ein Umdenken bei den Notenbanken. Sowohl die Federal Reserve (Fed) als auch die Europäischen Zentralbank (EZB) gaben Signale, ihre Geldpolitik zu lockern. Das sorgte für einen Zinsrückgang und vice versa für einen Preisanstieg bei Anleihen. Davon profitierten wiederum die Aktienmärkte, die Immobilienmärkte und Gold. Da die Anleiherenditen tief und teilweise negativ sind, fällt mehr und mehr Investoren der Kauf des zinslosen Edelmetalls leicht.
Offen ist, ob die Entwicklung im ersten Halbjahr für das restliche Jahr fortgeschrieben werden kann. Ein weiterer Rückgang der Anleiherenditen ist zwar möglich, dürfte sich aber in engen Grenzen halten. Nach zehn Jahren Aufschwung ist zudem die Aussicht auf weiterhin dynamisch wachsende Unternehmensgewinne mäßig. Hinzu kommen politische Unsicherheiten. Zwar haben US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping auf dem G20-Treffen eine Pause im Handelsstreit beschlossen. Kommt es zu keiner Einigung bei den künftigen Handelsgesprächen, eskaliert der Konflikt erneut. Und das dürfte die mittlerweile fundamental höher bewerteten Aktienmärkte weltweit unter Druck bringen.
Blick auf die Märkte
JOBDATEN DAS ZÜNGLEIN AN DER WAAGE
Der US-Arbeitsmarkt hat sich im Mai schwach entwickelt und damit Ängste vor einer konjunkturellen Abkühlung befeuert. Außerhalb der Landwirtschaft wurden im Mai nur 75.000 Stellen geschaffen – im Konsens lagen die Erwartungen bei 175.000 Neustellen. Hinzu kam, dass der Stellenaufbau für die Monate April und März um insgesamt 75.000 nach unten korrigiert wurde. Auch das Lohnwachstum von 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr lag unter den Erwartungen. Lediglich die Arbeitslosenquote verharrte bei 3,6 Prozent und damit auf dem niedrigsten Niveau seit 50 Jahren.
Am Freitag kommt der neue US-Jobreport für Juni. Der Markt erwartet die Schaffung von 160.000 Stellen sowie einen Anstieg der Löhne im Jahresvergleich von 3,2 Prozent bei einer Arbeitslosenquote von unverändert 3,6 Prozent. Fallen die Juni-Daten enttäuschend aus, wird der Druck auf die US-Notenbank (Fed), die Zinsen zu senken, enorm steigen. Sogar eine Senkung um 50 Basispunkte wäre dann nicht unwahrscheinlich.