Der Wandel zur Elektromobilität sowie die Digitalisierung lassen die Nachfrage nach Halbleitern explodieren. Die Chip-Produzenten brauchen neue Produktionsanlagen, was dem Anlagenbauer ASML eine regelrechte Orderflut beschert.
Man sollte annehmen, dass Halbleiter-Produzenten angesichts des weltweiten Chipmangels derzeit das Geschäft ihres Lebens machen. Doch dem ist nicht ganz so, denn Lieferengpässe und Materialmangel lassen auch die Produktionsanlagen der Chip-Hersteller derzeit nicht auf Hochtouren laufen. Die, die genug Material haben, können die hohe Nachfrage aber auch nicht bedienen, denn sie produzieren längst an der Kapazitätsgrenze.
Experten erwarten, dass sich die Konjunktur nach der Pandemie deutlich erholen wird und dass die Lieferengpässe und die Materialknappheit dann allmählich nachlassen sollten. Der Wandel zur Elektromobilität sowie die Digitalisierung werden die Nachfrage nach Halbleitern in den kommenden Jahren wohl weiter befeuern. Die Halbleiter-Produzenten werden ihre Produktionskapazitäten unweigerlich erhöhen müssen, denn sie können bereits die aktuelle Nachfrage nicht bedienen. Dies scheint uns einen Blick auf den weltweit größten Anbieter von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie wert zu sein — die Rede ist von der niederländischen ASML Holding. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 240 Milliarden Euro gehört das Unternehmen zu den wertvollsten Unternehmen in Europa.
Ohne die überaus komplexen Maschinen von ASML, die eine wichtige Rolle bei der Herstellung von integrierten Schaltkreisen (Mikrochips) spielen, wäre die Befriedigung der hohen Chipnachfrage wohl kaum möglich – 2020 hatte ASML einen weltweiten Marktanteil von 62 Prozent. Wer seine Produktion ausweiten möchte, kommt an den Maschinen von ASML kaum vorbei. Doch der niederländische Chipausrüster kann die Orderflut kaum noch bewältigen. „Die größte Herausforderung, die wir derzeit sehen, ist, dass die Nachfrage unsere Kapazität deutlich übersteigt“, sagte Vorstandschef Peter Wennink jüngst bei der Verkündung der Jahresbilanz. 2021 hätte man locker 40 bis 50 Prozent mehr Anlagen verkaufen können, so Wennink weiter.
2021 konnte ASML seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent auf 18,61 Milliarden Euro steigern. Der Gewinn kletterte sogar um gut 66 Prozent auf 5,88 Milliarden Euro. Und der Aufschwung soll noch lange nicht zu Ende sein – der ASML-Chef erwartet für 2022 sogar ein Umsatzplus von 20 Prozent.
Die Aktie hatte 2021 einen starken Lauf und erreichte im November bei 777,50 Euro ein neues Rekordhoch. Da das Klima an den Aktienmärkten seit Beginn des Jahres deutlich rauer geworden ist, geriet auch die ASML-Aktie zuletzt etwas unter Druck. Aktuell notiert das ASML-Papier bei rund 569 Euro, womit es vom Hoch gut 27 Prozent verloren hat. Für langfristig denkende Anleger könnte dies jedoch ein guter Zeitpunkt sein, langsam einzusteigen. Das Chartbild würde sich deutlich aufhellen, wenn der 200-Tage-Durchschnitt bei aktuell 644 Euro wieder überquert wird. Die nächste wichtige Unterstützung tauch am Mai-Tief bei 492,15 Euro auf.