Die Notenbanken signalisieren geldpolitische Lockerung

Fed-Chef Jerome Powell befindet sich in einer schwierigen Lage. Vom US-Präsidenten wurde er kritisiert, die Leitzinsen nicht längst gesenkt zu haben. Laut Trump ist er verantwortlich für das schlechte Börsenjahr 2018. Mit einer Leitzinssenkung hätte er der Kritik zugestimmt. Entsprechend erklärte er, dass er die geldpolitischen Zügel erst lockert, wenn sich die US-Wirtschaft verlangsamt.

Gleichzeitig wies er darauf hin, dass durch die zunehmenden Handelsbarrieren die Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen zunimmt. Auf dem G20-Treffen, das Ende der Woche stattfindet, wollen Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping Handelsgespräche führen. Basierend auf den Fed Fund Futures an der CME ist eine Senkung des Leitzinses zu 100 Prozent sicher. Das bedeutet, dass die Investoren ein Scheitern der Handelsgespräche erwarten.

Der zunehmende Protektionismus bremst nicht nur die US-Wirtschaft, sondern auch die Weltwirtschaft insgesamt. Das hat den EZB-Chef Mario Draghi sicherlich mit dazu veranlasst, in der Vorwoche Zinssenkungen und Anleihekäufe in Aussicht zu stellen. Die EZB stören das geringe Wachstum und die sinkende Inflation. Kurz darauf erklärte die Bank of Japan, notfalls die Zinsen noch weiter zu senken und die Anleihekäufe auszuweiten, wenn die Inflation sinkt.

Während und nach der Finanzkrise, also ab 2009, haben die Investoren gelernt, dass eine Geldflut die Märkte antreibt. Das erklärt, warum in der Vorwoche die Aktienmärkte, die Anleihemärkte und der Goldpreis simultan stiegen. Doch was in der Vergangenheit galt, muss in der Zukunft nicht gleichermaßen gelten. Die Aktienkurse und die Aktienbewertungen sind in den vergangenen zehn Jahren kräftig gestiegen. Zehnjährige US-T-Notes bieten nur noch eine Rendite von rund zwei Prozent. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt sogar leicht im Minus.

Nur Gold notiert weit unter seinem Hoch von 1.895 US-Dollar im Jahr 2011. Wer Gold kauft, verzichtet auf Zinsen, die allerdings gering sind. Dies sowie die in Aussicht gestellte Geldflut gaben dem Goldpreis in der Vorwoche Auftrieb. Gold könnte damit die Marke von 1.400 Dollar signifikant überwinden und in Richtung 1.500 Dollar pro Feinunze marschieren. Am Aktienmarkt dürfte es dagegen wohl nicht so dynamisch weitergehen. Nehmen die Handelshindernisse weiter zu, bremst dies das Wachstum. Und das belastet wiederum die Unternehmensgewinne. Die Analysten haben bereits mit der Reduktion ihrer Gewinnprognosen begonnen.