Taubenhafte EZB beflügelt nur kurz
In der vergangenen Woche hatten die größten drei Notenbanken mit ihren geldpolitischen Entscheidungen im Fokus der Anleger gestanden. Die US-Notenbank Fed lieferte zur Wochenmitte den allgemein erwarteten Zinsschritt und hob den Leitzins um 25 Basispunkte an. Darüber hinaus stellen die Projektionen der Notenbankmitglieder nun zwei weitere Zinsanhebungen statt lediglich einer noch im laufenden Jahr in Aussicht. Auch das Wirtschaftswachstum und die Arbeitslosenquote beurteilten die Währungshüter positiver als zuletzt. Während die Märkte auf diese insgesamt etwas falkenhafte Notenbankentscheidung kaum reagierten, sorgte die EZB-Sitzung am Donnerstag aufgrund einer taubenhaften Interpretation für starke Nachfrage nach Aktien und schickte den Euro in den Keller. Die EZB hatte angekündigt, ihre Anleihekäufe ab Oktober zunächst von 30 auf 15 Milliarden Euro zu reduzieren und dann ab Dezember komplett einzustellen. Zudem belässt sie den Leitzins mindestens bis in den Sommer 2019 hinein auf dem aktuellen rekordniedrigen Niveau. Die Prognose für das Wirtschaftswachstum der Eurozone im laufenden Jahr senkten Mario Draghi und Co auf 2,1 Prozent nach zuvor 2,4 Prozent. Doch die Freude der Marktteilnehmer hielt nicht allzu lange an. Stattdessen rückte ab Freitag und dann vor allem auch heute das Thema Handelskonflikt zwischen den USA und China wieder verstärkt in den Vordergrund. US-Präsident Donald Trump hatte die Verhängung von neuen Zöllen in Höhe von 10 Prozent auf chinesische Waren im Umfang von 200 Milliarden USD angekündigt, falls China die angekündigten Vergeltungszölle für die vorausgegangenen Strafzölle umsetzt.
In den kommenden Tagen richtet sich der Blick von der Makroseite zunächst auf die Verkäufe bestehender Häuser in den USA (Mittwoch), den Philadelphia-Fed-Index (Donnerstag) und die Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone (Freitag). Zum Auftakt der kommenden Woche wird dann das ifo-Geschäftsklima im Fokus stehen. Unternehmensseitig gibt es zahlreiche Hauptversammlungen bei Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe.