Das Kaufinteresse für Gold ist zumindest an den Terminmärkten bereits gestiegen. Ein steigendes Interesse an mit Gold hinterlegten ETFs lässt aber noch auf sich warten. Die Rahmenbedingungen für ein Investment in Gold haben sich zuletzt jedoch gebessert.

Gold – Stand: 11.11.2021

Gold steht möglicherweise vor einem Comeback. Aus charttechnischer Sicht gab es in den vergangenen Tagen bereits einige positive Signale. So wurde der vielbeachtete 200-Tage-Durchschnitt zurückerobert und der seit August 2020 etablierte Abwärtstrend nach oben verlassen. An den Terminmärkten ist das Kaufinteresse zuletzt stark gestiegen, was an der jüngsten Kursentwicklung gut abzulesen ist – notierte der Goldpreis am 3. November noch bei 1.760 US-Dollar je Feinunze, so stürmte der Preis des Edelmetalls gestern auf ein 4-Monats-Hoch bei 1.867 Dollar.

Der gestrige Kurssprung um zwischenzeitlich rund 35 Dollar oder 1,9 Prozent war auf die neuesten Preisdaten aus den USA zurückzuführen. Die Verbraucherpreise in den Vereinigten Staaten kletterten im Oktober auf Jahressicht um 6,2 Prozent. Im September hatte die Teuerungsrate noch bei 5,4 Prozent gelegen. Volkswirte hatten zwar einen Anstieg erwartet, aber lediglich auf 5,8 Prozent. Seit Monaten predigen die US-Währungshüter fast schon gebetsmühlenartig, dass der Preisdruck nur vorübergehend sei, doch glaubt dies am Markt kaum noch jemand.

Die Inflationssorgen angeheizt hatten bereits am Vortag die US-Erzeugerpreise, die auf Jahressicht um 8,6 Prozent in die Höhe schnellten, was der stärkste Anstieg seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2010 war. Die Erzeugerpreise gelten als Frühindikator in Sachen Inflationsentwicklung – steigen sie derart stark, gibt der Handel die erhöhten Einkaufspreise in der Regel zeitnah an die Konsumenten weiter. Möglicherweise muss daher mit einer weiter anziehenden Inflation gerechnet werden.

In China stiegen die Verbraucherpreise im Oktober auf Jahressicht um 1,5 Prozent, was vergleichsweise niedrig erscheint. Allerdings stiegen die Preise stärker als erwartet. Zudem könnte ein kräftiger Anstieg der Inflation im Reich der Mitte erst noch bevorstehen, denn die Erzeugerpreise explodierten im Oktober um 13,5 Prozent.

Mit den gestrigen Preisdaten aus China und den USA sind die Inflationssorgen und damit auch die Zinssorgen zurückgekehrt. Der Markt reagierte dementsprechend – die Rendite der richtungsweisenden US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren stieg gestern um 13 Basispunkte auf 1,57 Prozent. Ein klares Signal, dass der Markt früher mit Zinserhöhungen in den USA rechnet als es die US-Währungshüter zuletzt prognostizierten.

Steigende Zinsen sind per se nicht gerade gut für die Entwicklung des Goldpreises, denn steigen die Anleiherenditen, gewinnen Anleihen im Vergleich zum zinslosen Gold an Attraktivität. Dennoch hat sich Gold in Phasen steigender Zinsen häufig positiv entwickelt, da in solchen Phasen Kapital aus den Aktienmärkten abgezogen wird, welches dann in die sogenannten sicheren Häfen investiert wird, zu den Gold zählt.

Die Rahmenbedingungen für ein Investment in Gold haben sich bereits deutlich aufgehellt. Allerdings fehlt für den Beginn einer längeren Aufwärtsbewegung noch eine wichtige Komponente – das ETF-Interesse. Der jüngste Goldpreisanstieg ging an den mit Gold hinterlegten ETFs nahezu vorbei. Die Bestände des größten Gold-ETFs, der SPDR Gold Shares, stagnieren seit Tagen bei etwa 975 Tonnen Gold.

Interessierte Anleger können bereits einen Fuß in die Tür stellen und ihren Gold-Anteil im Portfolio aufstocken. Mit dem Überqueren des 200-Tage-Durchschnitts bei etwa 1.791 US-Dollar hat sich das Chartbild bereits leicht aufgehellt. Ein weiteres Kaufsignal wurde mit dem Verlassen des seit August 2020 etablierten Abwärtstrends bei etwa 1.828 Dollar generiert. Mit dem Durchbrechen des Widerstandsbereichs bei 1.833/1.834 Dollar hat sich zunächst Kurspotenzial bis zum Hoch aus dem Jahr 2022 bei 1.921 Dollar eröffnet. Danach würde sich nur noch das Zwischenhoch vom November 2020 bei 1.965 Dollar in den Weg stellen, ehe das Rekordhoch vom August 2020 bei 2.074 Dollar wieder in den Fokus rücken würde. Negativ wäre hingegen ein erneutes Unterschreiten des 200-Tage-Durchschnitts.

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