Die Analysten lagen bei ihrer Einschätzung zur Entwicklung des Goldpreises in den vergangenen Monaten häufig falsch. Aufgrund der Aussicht auf steigende Zinsen trauen viele Analysten dem Edelmetall in naher Zukunft wenig zu. Dennoch kletterte der Goldpreis in dieser Woche auf ein 19-Monats-Hoch.

Gold – Stand: 17.02.2022

Selten haben sich die Experten so schwergetan, die Entwicklung des Goldpreises vorherzusagen, wie seit Beginn der Coronakrise. Angesichts historisch niedriger Zinsen und der Geldflut der Notenbanken haben sich am Markt recht früh die Erwartungen stark steigender Preise bestätigt. Gold hatte sich in der Vergangenheit stets als solider Inflationsschutz erwiesen. Und so rieten zahlreiche Experten zu einem Investment in das Edelmetall und nannten Kursziele jenseits der 2.000-Dollar-Marke. Doch trotz Inflationsraten jenseits der 7-Prozent-Marke – in den USA kletterte die Jahresteuerung im Januar auf 7,5 Prozent und damit auf ein 50-Jahres-Hoch – wollte der Goldpreis nicht so recht von der hohen Inflation profitieren. Der Goldpreis tat sich lange Zeit schwer, die Marke von 1.800-Dollar nachhaltig zu überqueren.

Mit der Aussicht auf eine schärfere Gangart der amerikanischen Notenbank in Sachen Geldpolitik rückten viele Experten von ihrer Kaufempfehlung für Gold zuletzt jedoch ab und rieten sogar zum Verkauf. Steigende Zinsen würden den Goldpreis belasten, da das Edelmetall im Vergleich zu den stark steigenden Renditen an den Anleihemärkten an Attraktivität verlieren würde, waren die Begründungen. Doch erneut sollte die Mehrheit der Experten falsch liegen. Obwohl die Rendite der am Markt richtungsweisenden US-Staatspapiere mit einer Laufzeit von zehn Jahren erstmals seit Juli 2019 wieder über die Marke von 2 Prozent kletterte und der Markt inzwischen bis zum Jahresende Leitzinserhöhungen in den USA von insgesamt 1,5 Prozentpunkte einpreist, hat sich der Goldpreis zuletzt hervorragend behauptet. Aktuell nähert sich der Goldpreis wieder der Marke von 1.880 US-Dollar – erst am vergangenen Dienstag erreichte der Preis des Edelmetalls hier ein frisches 19-Monats-Hoch.

Dafür, dass sich der Goldpreis in einer Phase stark steigender Inflationsraten nicht so wie erwartet entwickelt hat, gibt es aber möglicherweise eine einfache Erklärung. Auch Immobilien und Sachwerte, zu denen auch Aktien zählen, sind in Zeiten stark steigender Preise extrem beliebt. Und da die Zinsen auf historisch niedrigem Niveau verweilten und die Aktienmärkte mit Kapital geflutet wurden, waren die Renditechancen mit Immobilien oder Aktien zuletzt eben deutlich besser als mit einem Investment in Gold. Viele Investoren haben ihre Goldpositionen sogar komplett aufgelöst, um noch mehr Aktien zu kaufen. Die Rechnung ging auch lange Zeit auf, doch hat sich hier zuletzt das Blatt gewendet.

Der Russland-Ukraine-Konflikt hat natürlich geholfen, um die Nachfrage nach den sogenannten „Sicheren Häfen“, zu denen auch Gold zählt, wieder zu erhöhen. Doch in erster Linie scheint die Hausse an den Aktienmärkten angesichts der Aussicht auf künftig stark steigende Zinsen fürs Erste vorbei zu sein. Viele Investoren haben bereits angefangen, Kapital aus den Aktienmärkten abzuziehen und es in weniger risikobehaftete Anlagen umzuschichten. Von dieser Entwicklung hat Gold profitiert. Und es spricht vieles dafür, dass sich diese Entwicklung fortsetzt.

Was als Bestätigung noch fehlt, ist das zurückkehrendes Interesse der Investoren in Gold-ETFs. Zwar konnte der Gold-Abfluss gestoppt werden, doch die Zuflüsse halten sich noch in Grenzen. Nachdem es monatelang mit den Goldbeständen im weltgrößten Gold-ETF – dem SPDR Gold Shares – abwärts ging, zeichnet sich seit Jahresanfang zumindest ein Hoffnungsschimmer ab – die Bestände legten sei Anfang Januar immerhin um gut 44 Tonen zu.

Charttechnisch könnte ein nachhaltiger Ausbruch über das November-Hoch bei 1.877 US-Dollar bevorstehen. Damit würde sich zunächst weiteres Kurspotenzial bis zum Hoch aus dem Jahr 2011 bei 1.921 Dollar eröffnen, an dem der Goldpreis jedoch im Juni 2021 scheiterte. Kann es dieses Mal überquert werden, würden sich bis zur psychologisch wichtigen 2.000-Dollar-Marke nur noch die Hochpunkte vom Januar 2021 bei 1.959 Dollar und vom November 2020 bei 1.965 Dollar in den Weg stellen.

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