Politiksorgen und Zinsausblick der US-Notenbank belasten

Die US-Wahlen sind vorüber und alle haben gewonnen. Die Demokraten feierten die errungene Mehrheit im Kongress, die Republikaner freuten sich über den Erhalt der Mehrheit im Senat. US-Präsident Donald Trump verkündete via Twitter einen „Big Victory“. Tatsache ist, dass die US-Regierung in der Fiskalpolitik auf den Kongress angewiesen ist. Weitere Steuersenkungen der US-Regierung sind damit wohl vom Tisch. Die Wall Street reagierte auf den Wahlausgang positiv.

Ein Grund dafür ist sicherlich, dass weitere Steuergeschenke in einer voll ausgelasteten US-Wirtschaft die Inflationsgefahr weiter erhöht hätten. Das hätte wiederum die US-Notenbank gezwungen, die Leitzinsen noch stärker als erwartet zu erhöhen. Die Federal Reserve hat ihren Leitzins in der Vorwoche bei 2 bis 2,25 Prozent belassen. Allerdings bescheinigte die US-Notenbank zwei Tage nach der Wahl der US-Wirtschaft ein hohes Wachstumstempo und deutete damit eine weitere Zinserhöhung im Dezember an. Das brachte die Aktienmärkte unter Druck.
Die Meldung, dass die Kauffreude von Chinas Haushalten nachlässt, wurde an den Börsen ebenfalls negativ aufgenommen. Chinas Caixin-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor fiel von 53,1 im September auf 50,8 im Oktober ab. Die Regierung in Peking will Anfang 2019 die Einkommensteuer senken. Dennoch fürchten die Investoren eine harte Landung. Ein Auslöser dafür könnte der Zollstreit zwischen den USA und China sein. Ende November treffen sich am Rande des G20-Gipfels US-Präsident Trump und Chinas Staatspräsident Xi zu weiteren Handelsgesprächen. Verlaufen diese ergebnislos, wird es wohl zeitnah zu einer weiteren Erhöhung der Zölle kommen.

Neben dem Handelsstreit bleibt auch der Budgetstreit zwischen der EU-Kommission und Italien ein Unsicherheitsfaktor, der die Märkte belastet. Die Regierung in Rom will die Steuern senken und die Sozialausgaben erhöhen. Die Neuverschuldung dürfte damit auf 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. Von der EU vorgegeben sind 0,8 Prozent. Die Renditen der italienischen Staatsanleihen sind bereits deutlich gestiegen, der Preisrückgang bei Italiens Staatsanleihen lässt das Eigenkapitel der heimischen Banken schrumpfen. Das weckt Erinnerungen an die Eurokrise ab dem Jahr 2010. Die Banken sind heute vorsichtiger aufgestellt, was die Folgen einer Eurokrise abmildert. Dennoch zeigt der aktuelle Rückgang des Wechselkurses EUR/USD, dass die Nervosität an den Märkten steigt.