Das Düsseldorfer Unternehmen Gerresheimer kontrolliert rund ein Drittel des Marktes für Injektionsfläschchen für Impfstoffeinheiten. Wird ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 zugelassen, dürfte Gerresheimer stark profitieren.

Gerresheimer – Stand: 07.07.2020
Weltweit wird derzeit mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 geforscht. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Anfang Juli auf einer zweitägigen Corona-Forschungskonferenz berichtete, forschen sowohl Pharma- und Biotechnologieunternehmen als auch Universitäten derzeit an mehr als 150 Wirkstoffen. 17 Impfstoffkandidaten werden inzwischen an Menschen getestet. Am weitesten fortgeschritten ist ein Impfstoff, den die Universität Oxford entwickelt hat. Der Impfstoff AZD1222 aus Oxford ist als erster in die Phase III einer klinischen Studie gegangen. Damit sind große Tests an vielen Menschen zu Wirksamkeit und Sicherheit gemeint. Fünf weitere Kandidaten befinden sich in Phase II. Dabei wird eine kleinere Zahl von Patienten behandelt, bei denen aufgrund ihrer Gesundheit eine Wirkung angenommen wird.
Wer das Rennen am Ende machen und als erster einen Impfstoff zur Marktreife bringen wird, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen. Wahrscheinlich werden es am Ende wohl mehrere Impfstoffe sein, die das Coronavirus eindämmen sollen. Doch ein Gewinner steht bereits jetzt schon fest – Gerresheimer. Der Hersteller von Primärverpackungen für die Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie stellt unter anderem Injektionsfläschchen her, die für Impfstoffeinheiten benötigt werden. Gerresheimer hat jüngst kräftig investiert und seine Kapazitäten in diesem Bereich ausgebaut. Sollte ein Impfstoff von den Gesundheitsbehörden zugelassen werden, ist davon auszugehen, dass weltweit mehrere Milliarden Impfstoffeinheiten benötigt werden. Laut Vorstandschef Dietmar Siemssen entfällt rund ein Drittel für solche Fläschchen auf Gerresheimer. Das Düsseldorfer Unternehmen soll demnach bereits mit zahlreichen Pharmakonzernen konkrete Gespräche geführt haben. Gerresheimer sei laut Siemssen bisher ohne wesentliche Unterbrechungen der Produktion durch die Coronakrise gekommen. Betriebsferien sind in diesem Jahr nicht geplant. Die meisten Werke von Gerresheimer würden rund um die Uhr produzieren, auch an Sonn- und Feiertagen, ergänzte Siemssen in einem Interview.
Das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres verlief durchwachsen. In einem herausfordernden Marktumfeld sanken die Umsatzlöse im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,5 Prozent auf 303,9 Millionen Euro. Dennoch bestätigte der Konzern im Anschluss seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr, die weiterhin ein Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich vorsieht.
Eine unentdeckte Perle ist Gerresheimer nicht mehr – der Markt hat das Impfstoff-Potenzial des Unternehmens bereits erkannt. Die Aktie zog zuletzt kräftig an und brach jüngst bei 80,25 Euro aus einer gut 5-jährigen Seitwärtsbewegung nach oben aus. Seither zeigt die Richtung deutlich nach oben – erst zum gestrigen Wochenauftakt wurde bei 91,65 Euro ein neues Rekordhoch erreicht.