Die Zeiten sind härter geworden. Auf kurze Entspannungsphasen folgen herbe Kursrückschläge an den Aktienmärkten. Diese Woche dominierten die Minuszeichen. Der Versuch der Fed, die Märkte über eine Ende Juli erfolgte Zinssenkung zu stabilisieren, ist misslungen. Vereitelt wurde der Stabilisierungsversuch durch US-Präsident Donald Trump. Er kündigte Zölle auf Güter aus China an. Betroffen sind Importe im Wert von 300 Milliarden Euro.

China reagierte darauf und forderte Chinas Staatsunternehmen auf, Importe von US-Agrarimporten zu stoppen. Zudem wertete China den Wechselkurs auf sieben Yuan pro US-Dollar ab. Trump bezeichnete China daraufhin als Währungsmanipulator. Zwar sprang der Internationale Währungsfonds (IWF) China zur Seite und bezeichnete den Wechselkurs als angemessen. Doch das dürfte die US-Regierung wenig beeindrucken. Für sie geht es nicht nur um eine ausgeglichenere Handelsbilanz. Es geht auch darum, die technologische Vormachtstellung der US-Firmen gegenüber den neuen Hightech-Konkurrenten aus China zu sichern.

Die Entwicklung lässt befürchten, dass wir uns an einem unumkehrbaren Punkt zu einem Handelskrieg zwischen den beiden Ländern befinden. Entsprechend kräftig fielen die Kursverluste in dieser Woche aus. Zudem stiegen die Volatilitätsindizes stärker an. Anhand dieser lässt sich ablesen, welche Schwankungen die Investoren an den Aktienmärkten erwarten. Der Anstieg dieser Unsicherheitsbarometer könnte mehr und mehr Investoren veranlassen, ihre Aktienquote zu verringern, was zu weiteren Kursverlusten führt.
Die Schuld für die Verluste an den Aktienmärkten reichte Trump per Twitter an die US-Notenbank (Fed) weiter. Er forderte die Fed zu einer großen Zinssenkung um einen ganzen Prozentpunkt auf. Dann würde, so Trump, das Wirtschaftswachstum wie eine Rakete abgehen. Die Notenbank führte dagegen als Grund für die Leitzinssenkung den von Trump angezettelten Handelskrieg an, der den Welthandel stagnieren lässt und für eine Abschwächung des globalen Weltwirtschaftswachstums sorgt.

Die Folgen der globalen wirtschaftliche Eintrübung spiegeln sich bereits in den Zahlen der Unternehmen wider. Laut dem Datenlieferant Refinitiv konnten die S&P-500-Unternehmen ihren Gewinn im zweiten Quartal nur um 2,7 Prozent steigern. In der Eurozone und in Deutschland stiegen die Gewinne im Vorquartal nur noch um 0,6 Prozent. Steigende Gewinne als Kurstreiber für die Aktien fallen damit aus. Die Aktienmärkte werden dadurch noch anfälliger für Kursrückschläge.

Quelle: VWD, Fed; Datum: 09.08.19

Auf der Gewinnerseite standen in der Vorwoche sichere Staatsanleihen. Der Euro Bund Future, der T-Note Future und der Long Gilt Future befinden sich weiter im Höhenflug. Auch Gold wurde in der Vorwoche weiter nachgefragt. Das gelbe Metall profitiert von seinem Image als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Aber auch die Zinsentwicklung sorgt für Goldkäufe. Je tiefer das Zinsniveau rutscht, umso mehr gewinnt das zinslose gelbe Metall an Attraktivität.

Sicherer Hafen in Krisenzeiten

Vor rund sechs Jahren, im April 2013, rutschte der Preis für die Feinunze Gold unter die Marke von 1.500 US-Dollar. Nun hat Gold die 1.500-Dollar-Marke wieder überschritten. Die Investoren setzen bei der Flucht in Sicherheit auf Gold. Zudem gewinnt Gold in einem Umfeld negativer und weiter fallender Anleiherenditen weiter an Attraktivität.

Blick auf die Märkte

MARKTDATEN

(Stand: 13.08.2019, 11:00 Uhr, Quelle: vwd)

Basiswert

Stand

Veränderung zu Vorwoche (nominal)

Veränderung zur Vorwoche (in Prozent)

DAX

11.642,55

-74,83

-0,64 %

MDAX

25.119,09

-47,59

-0,19 %

TecDAX

2.743,74

-49,91

-1,79 %

Euro STOXX 50

3.318,72

-7,86

-0,24 %

Nikkei 225

20.455,44

-129,87

-0,63 %

Dow Jones

25.897,71

+179,97

+0,70 %

NASDAQ 100

7.561,68

+145,99

+1,97 %

Gold

1.524,31

+62,08

+4,25 %

Silber

17,41

+1,02

+6,19 %

Rohöl (Brent)

58,76

-1,30

-2,16 %

EUR/USD

1,1193

-0,0007

-0,06 %

AUSGEWÄHLTE WIRTSCHAFTSDATEN

(Stand: 13.08.2019, 11:00 Uhr, Quelle: vwd)

Datum

Relevanz

Uhrzeit

Land*

Indikator

Periode

Prognose

Zuletzt

Mi, 14.08.19

3

01:50

JP

Maschinenaufträge

Jun

-1,3 %

-7,8 %

Mi, 14.08.19

3

04:00

CN

Industrieproduktion

Jul/Jahr

5,8 %

6,3 %

Mi, 14.08.19

3

04:00

CN

Einzelhandelsumsätze

Jul/Jahr

8,6 %

9,8 %

Mi, 14.08.19

3

08:00

DE

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Q2

-0,1 %

0,4 %

Mi, 14.08.19

3

08:00

DE

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Q2/Jahr

-0,3 %

0,6 %

Mi, 14.08.19

3

10:30

UK

Verbraucherpreisindex

Jul/Jahr

1,9 %

2,0 %

Mi, 14.08.19

3

11:00

EU

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Q2

0,2 %

0,2 %

Mi, 14.08.19

3

11:00

EU

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Q2/Jahr

1,1 %

1,1 %

Do, 15.08.19

3

10:30

UK

Einzelhandelsumsätze

Jul/Jahr

2,6 %

3,8 %

Do, 15.08.19

3

14:30

US

Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in Tsd.

Vorwoche

214

209

Do, 15.08.19

3

14:30

US

Philadelphia Fed Index

Aug

10,0

21,8

Do, 15.08.19

3

14:30

US

Einzelhandelsumsätze

Jul

0,3 %

0,4 %

Do, 15.08.19

3

15:15

US

Industrieproduktion

Jul

0,1 %

0,0 %

Fr, 16.08.19

3

14:30

US

Baubeginne in Tsd.

Jul

1.257

1.253

Fr, 16.08.19

3

16:00

US

Konsumklima Uni Michigan

Aug

97,2

98,4

* Länderabkürzungen (ISO 3166): JP = Japan, CN = China, DE = Deutschland, UK = Vereinigtes Königreich, EU = Eurozone, US = USA

Gleitet Deutschland in die Rezession ab?
Jahrelang war die deutsche Wirtschaft die Konjunkturlokomotive der Eurozone. Doch die Zeiten sind vorerst vorbei. Mittlerweile hat sich Deutschland zum Sorgenkind in Europa entwickelt. Der Internationale Währungsfonds IWF erwartet für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nur noch ein Wachstum von 0,7 Prozent, womit im Euroraum nur das überschuldete Italien langsamer wachsen würde. Der Chefvolkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, Hyun Song Shin, hielt jüngst eine Rede zum Thema „Was steckt hinter der aktuellen Abkühlung der Weltwirtschaft?“ und begann nach der Industrie gleich mit Deutschland. Und auch EZB-Präsident Mario Draghi erwähnte Italien und Deutschland, als er kürzlich zur Lage der europäischen Wirtschaft befragt wurde. Am Mittwoch veröffentlicht das Statistische Bundesamt die Daten für die erste Lesung des Wirtschaftswachstums im zweiten Quartal. Der Markt erwartet ein Rückgang der Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent und zum Vorjahr um 0,3 Prozent.

AUSGEWÄHLTE UNTERNEHMENSDATEN

(Stand: 13.08.2019, Quelle: finanzen.net)

Datum

Unternehmen

Quartal

Währung

Schätzung*

Vorjahr

Veränderung

14.08.19

Bilfinger

Q2/2019

EUR

0,30

0,16

+87,50 %

14.08.19

Cisco

Q4/2019

USD

0,82

0,70

+17,14 %

14.08.19

EVOTEC

Q2/2019

EUR

0,11

0,10

+10,00 %

14.08.19

Nordex

Q2/2019

EUR

-0,14

-0,22

14.08.19

RWE St.

Q2/2019

EUR

0,96

-0,54

15.08.19

1&1 Drillisch

Q2/2019

EUR

0,55

0,54

+1,85 %

15.08.19

K+S

Q2/2019

EUR

0,15

-0,05

15.08.19

NVIDIA

Q2/2020

USD

1,14

1,76

-35,23 %

15.08.19

United Internet

Q2/2019

EUR

0,52

0,50

+4,00 %

15.08.19

Walmart

Q2/2020

USD

1,22

1,29

-5,43 %

* durchschnittliche Analystenschätzungen für den Gewinn je Aktie

K+S errichtet Zwischenspeicher
Im vergangenen Jahr lief es für den Kasseler Kali- und Salzproduzenten K+S nicht sonderlich gut, da er seine Produktion am Standort Werra lange Zeit stoppen musste. Die Produktion wird durch die Entsorgungsmöglichkeiten der Salzabwässer begrenzt. Und da die Werra im Dürresommer 2018 wenig Wasser führte, konnte das Unternehmen seine Abwässer nicht in den Fluss leiten. Nach Unternehmensangaben hat der Stillstand dem Unternehmen 110 Millionen Euro gekostet. Im Mai dieses Jahres sah es zwar erneut nach Problemen aus, doch haben sich die Befürchtungen einer weiteren Trockenperiode nicht bestätigt. Um künftigen Problemen vorzubeugen, hat das Unternehmen am Standort Werra nun einen Zwischenspeicher in 700 Metern Tiefe errichtet, der eine temporäre Einlagerung von bis zu 400.000 Kubikmetern Abwasser erlaubt. Somit sollte K+S künftig deutlich besser gegen Produktionsausfälle durch Trockenheit gerüstet sein. Die Q2-Zahlen, die am Donnerstag veröffentlicht werden, sollten etwas freundlicher ausfallen als im Vorjahreszeitraum.