Die Europäische Zentralbank hat wie erwartet ihre bereits ultralockere Geldpolitik weiter gelockert. Entspannungssignale im Handelsstreit zwischen den USA und China könnten die US-Notenbank jedoch davon abhalten, ihre Geldpolitik ebenfalls zu lockern.

Die zurückliegende Woche hatte es in sich. Zunächst standen erneut Entspannungssignale im Handelsstreit zwischen den USA und China im Fokus. Peking kündigte an, eine Reihe von US-Produkten, darunter Medikamente sowie Lebens- und Futtermittel von den jüngsten Strafzöllen auszunehmen. US-Präsident Donald Trump begrüßte wenig später die Entscheidung Chinas und verschob kurzerhand die für den 1. Oktober angekündigte Erhöhung von Strafzöllen auf chinesische Importe auf den 15. Oktober. Auch wenn viele Marktbeobachter das gegenseitige Entgegenkommen eher als taktisches Geplänkel sehen und versuchten, den aufkommenden Optimismus zu bremsen, so sind die Signale doch ermutigend. Vor allem, weil US-Präsident Donald Trump am vergangenen Freitag meldete, dass er sich ein vorläufiges Handelsabkommen mit China vorstellen könnte. Stark exportorientierte Werte waren daraufhin auf globaler Ebene gefragt.

Doch über allem stand die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Donnerstag. Mario Draghi hat kurz vor dem Ende seiner Amtszeit als EZB-Präsident noch einmal ein geldpolitisches Feuerwerk gezündet und ein umfassendes Paket zur Stützung der Wirtschaft auf den Weg gebracht. Um die Konjunktur der Eurozone zu beleben, beschloss die EZB eine Verschärfung des Strafzinses für Banken – der sogenannte Einlagezins wurde von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent gesenkt. Damit soll sichergestellt werden, dass die Finanzierungsbedingungen sehr günstig bleiben, betonte Draghi auf der anschließenden Pressekonferenz. Zudem kündigte die Zentralbank die Wiederaufnahme des Ende 2018 eingestellten Anleihekaufprogramms an. Ab dem 1. November werden wieder Anleihen für bis zu 20 Milliarden Euro im Monat gekauft. Die Höhe der monatlichen Käufe lag zwar leicht unter den Markterwartungen, allerdings soll das Kaufprogramm „so lange wie nötig“ laufen und erst kurz bevor auch die Zinssätze steigen wieder beendet werden. Dies war ein klares Zeichen, dass die EZB noch sehr lange sehr expansiv agieren will.

Am Markt wird jedoch bezweifelt, dass die EZB-Maßnahmen angesichts der bereits ultralockeren Geldpolitik noch eine signifikant positive Wirkung entfalten werden. Experten zufolge hat die Geldpolitik nun die Grenzen ihrer Möglichkeiten erreicht. Nun ist die Fiskalpolitik gefragt – insbesondere in Deutschland.

Brent Crude Oil – Stand: 17.09.2019

Die neue Woche begann dann mit kräftigen Kursbewegungen. Am Samstagmorgen schlugen unbemannte Flugkörper in zwei Raffinerie-Anlagen in Saudi-Arabien ein. Der Komplex gilt als einer der weltweit wichtigsten Öl-Standorte. Obwohl sich die Huthi-Rebellen aus dem Jemen zu dem Angriff bekannten, machten die USA das iranische Mullah-Regime für den Öl-Anschlag verantwortlich, was jedoch erst noch bewiesen werden muss. In jedem Fall brach die Produktion an den betroffenen Anlagen um die Hälfte ein. Experten vermuten, dass es eher Wochen als Tage dauern werde, bis die Produktion wieder normales Niveau erreicht. Am Ölmarkt kam es am gestrigen Montag zu einer überaus kräftigen Reaktion – der Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent sprang zeitweise um fast 20 Prozent auf über 70 US-Dollar je Barrel an. Letztlich ging der Ölpreis jedoch knapp unterhalb der 70-Dollar-Marke aus dem Handel. Es war aber dennoch das höchste Niveau seit Ende Mai.

Im Fokus dürfte in dieser Woche allerdings die Zinsentscheidung der US-Notenbank (Fed) am Mittwoch liegen. Die Marktteilnehmer rechnen zwar mehrheitlich mit einer weiteren Zinssenkung, doch sind die Fragezeichen in den vergangenen Tagen deutlich größer geworden.

Blick auf die Märkte

MARKTDATEN

(Stand: 17.09.2019, 10:00 Uhr, Quelle: vwd)

Basiswert

Stand

Veränderung zu Vorwoche (nominal)

Veränderung zur Vorwoche (in Prozent)

DAX

12.367,28

+472,72

+3,97 %

MDAX

25.871,04

+295,57

+1,16 %

TecDAX

2.877,67

+55,95

+1,98 %

Euro STOXX 50

3.524,24

+41,08

+1,18 %

Nikkei 225

22.001,32

+609,22

+2,85 %

Dow Jones

27.076,82

+241,31

+0,90 %

NASDAQ 100

7.852,41

+20,01

+0,26 %

Gold

1.497,30

+0,88

+0,06 %

Silber

17,81

-0,20

-1,12 %

Rohöl (Brent)

68,92

+6,26

+9,99 %

EUR/USD

1,1014

-0,0030

-0,27 %

AUSGEWÄHLTE WIRTSCHAFTSDATEN

(Stand: 17.09.2019, Quelle: finanzen.net)

Datum

Relevanz

Uhrzeit

Land*

Indikator

Periode

Prognose

Zuletzt

Mi, 18.09.19

3

01:50

JP

Exporte

Aug/Jahr

-10,9 %

-1,5 %

Mi, 18.09.19

3

01:50

JP

Importe

Aug/Jahr

-11,2 %

-1,2 %

Mi, 18.09.19

3

01:50

JP

Handelsbilanz in Mrd. JPY

Aug

-355,9

-250,7

Mi, 18.09.19

3

10:30

UK

Verbraucherpreisindex

Aug/Jahr

1,9 %

2,1 %

Mi, 18.09.19

3

11:00

EU

Harmonisierter Verbraucherpreisindex

Aug

0,2 %

-0,5 %

Mi, 18.09.19

3

14:30

US

Baubeginne in Tsd.

Aug

1.247

1.191

Mi, 18.09.19

3

20:00

US

Zinsentscheidung US-Notenbank (Fed)

1,75 % bis 2,00 %

2,00 % bis 2,25 %

Do, 19.09.19

3

13:00

UK

Zinsentscheidung Bank of England (BoE)

0,75 %

0,75 %

Do, 19.09.19

3

14:30

US

Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in Tsd.

Vorwoche

212

204

Do, 19.09.19

3

14:30

US

Philadelphia Fed Index

Sep

11,0

16,8

Do, 19.09.19

3

16:00

US

Verkauf bestehender Häuser in Mio.

Aug

5,38

5,42

Mo, 23.09.19

3

09:15

FR

Einkaufsmanagerindex Industrie

Sep

51,10

Mo, 23.09.19

3

09:15

FR

Einkaufsmanagerindex Dienstleister

Sep

53,40

Mo, 23.09.19

3

09:30

DE

Einkaufsmanagerindex Industrie

Sep

43,50

Mo, 23.09.19

3

09:30

DE

Einkaufsmanagerindex Dienstleister

Sep

54,80

Mo, 23.09.19

3

10:00

EU

Einkaufsmanagerindex Industrie

Sep

47,00

Mo, 23.09.19

3

10:00

EU

Einkaufsmanagerindex Dienstleister

Sep

53,50

Mo, 23.09.19

3

15:45

US

Einkaufsmanagerindex Industrie

Sep

50,10

50,30

Mo, 23.09.19

3

15:45

US

Einkaufsmanagerindex Dienstleister

Sep

51,20

50,70

* Länderabkürzungen (ISO 3166): JP = Japan, UK = Vereinigtes Königreich, EU = Eurozone, US = USA, FR = Frankreich, DE = Deutschland

US-Zinssenkung keine ausgemachte Sache mehr
Nachdem die Europäische Zentralbank bereits in der zurückliegenden Woche lieferte und ihre Geldpolitik weiter lockerte, steht in dieser Woche auch die Zinsentscheidung der US-Notenbank an. Lange Zeit ging der Markt zu 100 Prozent von einer Leitzinssenkung von mindestens 25 Basispunkten aus. Im August gab es sogar Phasen, in denen die Wahrscheinlichkeit für einen aggressiven Zinsschritt um 50 Basispunkte bei über 30 Prozent lag. Doch in den vergangenen Tagen hat sich der Handelsstreit zwischen den USA und China erheblich entschärft. Die US-Notenbank hatte den Handelsstreit in ihren jüngsten Begleitkommentaren immer als großes Risiko für die US-Wirtschaft bezeichnet. Die Aussicht auf ein nahendes Handelsabkommen könnte die US-Währungshüter davon abhalten, eine weitere Zinssenkung vorzunehmen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt um 25 Basispunkte ist auf Basis der an den Terminmärkten gehandelten Fed Funds Future auf unter 66 Prozent gefallen. Somit geht etwa ein Drittel der Marktteilnehmer mittlerweile wieder davon aus, dass die US-Notenbank am Mittwoch die Füße stillhalten wird.