Der Kunststoffkonzern Covestro kann sich nach eigenen Aussagen vor Aufträgen derzeit kaum retten. Nach starken Q2-Zahlen erhöhte Covestro jüngste auch seine Prognosen für das dritte Quartal und das Gesamtjahr.
Am deutschen Aktienmarkt ist zuletzt etwas Gegenwind aufgekommen – der Leitindex DAX hat auf Wochensicht mehr als 300 Punkte oder rund 2 Prozent an Wert verloren. Lieferengpässe und Materialknappheit sorgen derzeit für Konjunktursorgen. Laut einer Umfrage des ifo-Instituts berichteten 69 Prozent der Industriefirmen im August über Engpässe und Probleme bei Vorprodukten und Rohstoffen.
Der Kunststoffkonzern Covestro spürt von den Problemen aktuell recht wenig. Covestro-Chef Markus Steilemann sagte jüngst in einem Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX, dass Covestro aufgrund der starken Nachfrage aus der Bau- und Autoindustrie sowie nach Elektronik und Medizinprodukten kräftigen Rückenwind erhält. Der Konzern wäre quasi „ausverkauft“ und kann sich vor Aufträgen derzeit kaum retten. Bei den Aufträgen handele es sich aber nicht etwa um Panikkäufe oder Käufe, um die Lager aufzufüllen. Hinter den Aufträgen stecke ein echter Bedarf, sagte Steilemann.
Am Markt kamen diese Aussagen sehr gut an – die Aktie konnte sich an den zurückliegenden fünf Handelstagen gegen den allgemein schwachen Markttrend behaupten und um gut 1,6 Prozent zulegen. Damit ist die Covestro-Aktie auf Wochensicht auch der Top-Wert im DAX.
Die hohe Nachfrage nach Covestro-Produkten spiegelt sich auch bereits in den Zahlen wider. Im zweiten Quartal konnte der Kunststoffkonzern seine Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um 83,5 Prozent auf 3,96 Milliarden Euro steigern. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) hat sich auf 817 Millionen Euro mehr als versechsfacht. Nach den guten Zahlen hob der Konzern auch seine Prognosen an. Im dritten Quartal rechnet Covestro nun mit einem EBITDA zwischen 760 und 860 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr geht der Konzern inzwischen von einem EBITDA zwischen 2,7 und 3,1 Milliarden Euro aus.
Covestro will sich aber nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, sondern ständig verbessern. Im Rahmen des Konzernumbaus will der Konzern die weltweiten Aktivitäten daraufhin überprüfen, ob sie zur Strategie passen und zu einem nachhaltigen Wachstum beitragen. In diesem Zusammenhang soll es auch zu personellen Anpassungen kommen. Doppelstrukturen sollen abgeschafft und Abläufe vereinfacht werden. Ersten Schätzwerten zufolge könnten weltweit bis zu 1.700 Stellen abgebaut werden.
Charttechnisch hat die Aktie zuletzt wieder kräftig Fahrt aufgenommen – seit Mitte August hat sie um mehr als 11 Prozent auf aktuell 58,26 Euro zugelegt. Kann das Mai-Hoch bei 59,56 Euro herausgenommen werden, wäre der Weg bis zum Jahreshoch vom März bei 63,24 erst einmal frei. Danach wäre auf der Oberseite reichlich Luft nach oben.