Mit der geplanten Übernahme von Varian würde Siemens Healthineers einen bedeutenden Schritt hin zu einem führenden Unternehmen im Gesundheitswesen machen. Eine Aufnahme in den DAX dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.

Siemens Healthineers – Stand: 05.08.2020

In Deutschland formiert sich gerade ein neuer Medizintechnik-Riese – die Rede ist von Siemens Healthineers. Der von Siemens 2018 abgespaltene Medizintechnik-Konzern will sein Krebsgeschäft ausbauen und bastelt derzeit am größten Deal der Firmengeschichte. Am vergangenen Wochenende einigte man sich mit dem kalifornischen Unternehmen Varian Medical Systems auf eine Übernahme in Höhe von etwa 16,4 Milliarden US-Dollar (umgerechnet etwa 13,9 Milliarden Euro). Varian entwickelt und vermarktet komplette Hard- und Softwaresysteme für die Strahlentherapie und erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 3,2 Milliarden Dollar (etwa 2,71 Milliarden Euro) bei einer operativen Marge von gut 17 Prozent.

Finanziert werden soll der Deal zum einen über neue Kredite und zum anderen über eine Kapitalerhöhung, die mit der Ausgabe neuer Aktien verbunden wäre. Wichtig zu erwähnen ist hierbei die Rolle der Mutter Siemens, die aktuell 85 Prozent der Anteile an Siemens Healthineers hält. Siemens begrüßte die Übernahme, will sich allerdings nicht an der Kapitalerhöhung beteiligen. Was sich negativ anhört, ist für Siemens Healthineers jedoch positiv, denn dadurch würde sich der Siemens-Anteil an der Tochter nach der Kapitalerhöhung auf 72 Prozent reduzieren. Der sogenannte Streubesitz (im Englischen Free Float genannt) würde sich daher erhöhen. Ein hoher Streubesitz ist ein Kriterium der Deutschen Börse für die Aufnahme eines Unternehmens in den Leitindex DAX. Siemens Healthineers gehörte schon vor der Übernehme zu einem der größten Unternehmen in Deutschland. Mit einem Börsenwert von aktuell mehr als 40 Milliarden Euro ist man schon jetzt größer als die Hälfte aller DAX-Titel. Somit würde Siemens Healthineers zu einem potenziellen DAX-Kandidaten heranwachsen.

Die Zahlen für das abgelaufene Quartal (bei Siemens Healthineers das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres) konnten sich angesichts der coronabedingten Schwäche durchaus sehen lassen. Zwar ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 7,2 Prozent auf 3,31 Milliarden Euro zurück, doch wurden die Analystenerwartungen damit getroffen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) fiel um 15 Prozent auf 461 Millionen Euro, was die Markterwartungen sogar übertreffen konnte. Für das laufende vierte Quartal erwartet der Konzern wieder deutlich bessere Geschäfte. Dennoch dürfte das Geschäftsjahr 2019/2020 ein fast verlorenes Jahr werden. Siemens Healthineers erwartet sowohl bei Umsatz als auch Gewinn jeweils ein Ergebnis auf dem Niveau des Vorjahres.

Die Aktie hat sich seit dem Börsengang am 16. März 2018 recht freundlich entwickelt – der Ausgabekurs betrug damals 28 Euro. Vor wenigen Wochen erreichte das Papier bei 47,26 Euro sein bisheriges Rekordhoch. Mit der Bekanntgabe der Varian-Übernahme und der angekündigten Kapitalerhöhung geriet die Aktie kurzzeitig unter Druck und fiel auch wieder unter ihren 200-Tage-Durchschnitt bei 41,12 Euro. Allerdings war dies nicht ungewöhnlich, denn Kapitalerhöhungen verwässern den Gewinn pro Aktie, weshalb der Markt die Bewertung daraufhin stets korrigiert. Für Anleger, die noch nicht eingestiegen sind, könnte sich hierdurch jedoch eine gute Kaufgelegenheit ergeben haben. Für die Analysten der Nord/LB ist die Aktie von Siemens Healthineers weiterhin ein Kauf. Auch das Kursziel wird weiterhin bei 52 Euro gesehen. Die Kapitalerhöhung könnte die Aktie kurzfristig jedoch bremsen. Es wäre allerdings wichtig, wenn die Unterstützungszone zwischen 38,85 und 38,62 Euro halten würde.

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