Der Online-Modehändler Zalando gilt als großer Profiteur der Corona-Krise. Wegen der strengen Hygieneregeln kaufen die Verbraucher ihre Modeartikel lieber über das Internet als im Geschäft. Zalando gilt nun sogar als aussichtsreicher DAX-Kandidat.
In einer Berliner Wohngemeinschaft fingen die beiden Jungunternehmer Robert Genz und David Schneider im Herbst 2008 damit an, Schuhe über das Internet zu vertreiben. Das kleine Start-up hat sich inzwischen zu einem europaweit führenden E-Commerce-Konzern für Mode und Lifestyle entwickelt; die Rede ist von Zalando.
Die Coronavirus-Pandemie spielte der Entwicklung des Konzerns enorm in die Karten. Operativ hievten die vom Virus verursachten Lockdowns den Online-Modehändler in neue Sphären: 2020 sorgten annähernd 40 Millionen Kunden auf den Zalando-Portalen für ein Bruttowarenvolumen (GMV) von insgesamt 10,7 Milliarden Euro, was über 30 Prozent mehr war als im Jahr zuvor.
Zwar haben die Modegeschäfte inzwischen wieder geöffnet, doch hat sich an der grundlegenden Situation wenig geändert. Wegen der Hygieneregelungen und der häufig benötigten Vorlage eines negativen Corona-Tests machen es sich viele Menschen einfach und kaufen auch weiterhin ihre Modeartikel über das Internet. Gefallen einem die bestellten Artikel nicht oder hat man die falsche Größe bestellt, schickt man die Artikel einfach wieder zurück und bestellt sie gegebenenfalls neu. Der stationäre Modeeinzelhandel musste in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres erneut einen kräftigen Umsatzrückgang von 40 Prozent hinnehmen. Zalando gehört hingegen zu den Profiteuren dieser Entwicklung, steigerte selbst seine Umsätze im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 39,7 Prozent auf 4,97 Milliarden Euro. Das Bruttowarenvolumen konnte sogar um 46,7 Prozent auf 6,94 Milliarden Euro gesteigert werden.
Nach der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen bekräftigte der Modehändler auch seine Prognosen für das Gesamtjahr. Das Bruttowarenvolumen soll im Vergleich zum Vorjahr um 31 bis 36 Prozent wachsen.
Die gute Geschäftsentwicklung bei Zalando trägt möglicherweise bald weitere Früchte, denn der Online-Modehändler gilt als aussichtsreicher Kandidat für eine Aufnahme in die erste deutsche Börsenliga. Möglich macht dies eine Regeländerung der Deutschen Börse, die den deutschen Leitindex DAX am 20. September von 30 auf 40 Werte aufstocken wird. Zalando hat sehr gute Chancen, zum erlesenen Kreis der zehn Aufsteiger zu gehören. Eine Indexaufnahme würde das nächste Kapital in der Erfolgsstory des erst vor 13 Jahren gegründeten Unternehmens aufgeschlagen.
Der kräftige Anstieg der Zalando-Aktie forderte Anfang Juli ihren Tribut – das Papier ging in eine gut vierwöchige Konsolidierungsphase über und sackte im Tief bis auf 88,16 Euro ab. Kurzzeitig wurde sogar die 200-Tage-Linie unterschritten. Doch letztlich hat sich der vielbeachtete Durchschnitt als standfest erwiesen. In den vergangenen vier Wochen ging es bereits wieder deutlich aufwärts. Heute im frühen Donnerstagshandel es sogar deutlich über die 38-Tage-Linie bei aktuell 95,45 Euro, womit sich das Chartbild weiter aufhellte. Mit einer möglichen DAX-Aufnahme könnte das im Juli erreichte Rekordhoch bei 105,90 Euro durchaus wieder angesteuert werden.